Stichtag für die Gastroöffnung

„Ein Wirt, der geschlossen hat, riskiert, seine Gäste zu verlieren. Sie vermissen uns ja auch", sagt Gabriel Venturiello von Gabriel's Cucina. VN
Für 15. März sind Lockerungen angekündigt. Wie weit sie gehen, wird wieder verhandelt.
Dornbirn, Wien Das Beste hoffen und mit dem Schlechtesten rechnen. Das sei inzwischen das Motto vieler Gastronomen, sagt Cucina-Wirt Gabriel Venturiello. Im Herbst zog er mit vielen seiner Kollegen vom Bregenzer Hafen zum Landhaus: Es war ein Trauermarsch für die Gastronomie. Wenige Tage später trat der weiche Lockdown in Kraft. Seit 3. November 2020 ist die Gastro geschlossen. Nach mehr als vier Monaten können die Wirte in Vorarlberg nun auf Lockerungen hoffen. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) klären derzeit unter welchen Voraussetzungen.
Nur der 15. März steht fest
Vorarlberg soll auf Grund der vergleichsweise stabilen Coronazahlen zur Pilotregion für weitere Öffnungsschritte in Österreich werden. Am Montag vergangener Woche hatte Wallner dazu verkündet, dass die Gastronomie am 15. März im Land wieder vollständig aufsperren dürfe. Das sei bei den Verhandlungen mit dem Bund so vereinbart worden. Einen Tag später bremste das Gesundheitsministerium. Alleine der Tag stehe fest. Die Details für die Vorarlberger Öffnungsschritte in den Bereichen Gastro, Kultur und Sport würden erst geklärt. Die Einigung befindet sich seither in der Schwebe.
Heute, Montag, könnten Bund und Land Klarheit schaffen. Es werde den ganzen Tag verhandelt, heißt es in Wallners Büro auf VN-Anfrage. Das Ergebnis ließe sich schwer abschätzen, lediglich der 15. März stehe fest: „Aus unserer Sicht wird am Datum nicht gerüttelt.“
Der 15. März ist auch jener Termin, an dem Anschober, eine weitere Novelle der Schutzmaßnahmenverordnung zu erlassen hat. Die Lockerungen für Vorarlberg würden dort eingearbeitet, erklärt ein Ministeriumssprecher. Nach den Verhandlungen werde heute, Montag, bestimmt etwas dazu kommuniziert. „Wie ausgeprägt die Lockerungen sein werden, ist aber immer eine Frage der epidemiologischen Situation.“
In Vorarlberg liegt die Zahl der registrierten Neuinfizierten pro Woche und 100.000 Einwohner relativ stabil bei 76. Im Bezirk Feldkirch stieg der Wert leicht auf 102 an, in den anderen Bezirken sinkt die Inzidenz geringfügig. Österreichweit liegt sie bei 179, wobei Salzburg, Wien und Niederösterreich auf über 200 kommen. Weiterhin befindet sich nur Vorarlberg in der Zweistelligkeit.
Verärgert über Hin und Her
Die Lockerungen seien ein Experiment. Vorarlberg wolle mutig vorangehen, erklärte Wallner vergangene Woche. Cucina-Wirt Venturiello hält es mit dem Landeshauptmann, wie er sagt. Allerdings ärgert ihn das ständige öffentliche Hin und Her. Ein solches Experiment brauche schließlich seine Vorbereitung. „Wenn wir tatsächlich nur über die Öffnung von Gastgästen sprechen, können wir gleich zu lassen. Wir haben immer noch März. Es kühlt schnell ab, es könnte sogar noch Schnee kommen. Dann machst du an einem Tag auf und am anderen wieder zu.“ Außerdem brauche es eine angemessene Sperrstunde und praktikable Vorgaben zu Mindestabstand und Testhäufigkeit. „Ich halte zwei Tests pro Woche für einen gangbaren Weg“, setzt sich der Wirt für eine Testgültigkeit von mindestens 72 Stunden ein. Außerdem müsse die Regierung die digitalen Möglichkeiten in der Teststrategie ausschöpfen. Die Apps für die Gästeregistrierung hätten gezeigt, was niederschwellig möglich sei.
Venturiello will das Cucina jedenfalls öffnen, sobald es möglich sein wird; allein schon aufgrund langfristiger Überlegungen. „Ein Wirt, der zu bleibt, droht seine Gäste zu verlieren. Wir sind für unsere Gäste da, sie vermissen uns ja auch.“ Dass sie kommen werden, hätten ihm viele zugesichert, ungeachtet dessen, ob sie nur im Gastgarten oder auch drinnen Platz nehmen dürfen.
Birgit Entner-Gerhold, Matthias Rauch