So sollen alle EU-Bürger bis 30. Juni zu ihrer Impfung kommen

Neue Lieferbestimmungen, zusätzlicher Impfstoff: Österreich hofft auf weitere 380.000 Dosen.
Wien Am 30. Juni sollen die letzten Stiche der ersten Impfaktion abgeschlossen sein und alle Europäerinnen und Europäer, die das wollen, eine Impfung erhalten. Das ist laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) das vereinbarte Ziel. Allerdings könne dieses nicht erreicht werden, wenn sich nichts ändere. Die Impfstoffe würden ungleich verteilt. Das liege an einem System, das Beamte auf EU-Ebene geschaffen hätten. Die Staats- und Regierungschefs seien darüber nicht im Bilde, hält der Kanzler fest. „Ich bin dankbar, dass wir nun gemeinsam mit der EU-Kommission an einer Lösung arbeiten.“
Bisher habe Österreich keinen Schaden genommen. Sollte sich nichts an der Verteilung ändern, könnte sich die Lieferung für ein paar 100.000 Impfdosen noch verspäten. Zusätzlicher Impfstoff von Biontech/Pfizer soll nun helfen.
Kontingente nicht ausgenutzt
Die Ausgangsposition ist laut Bundeskanzleramt folgende: Es gibt Staaten mit deutlich mehr und Staaten mit deutlich weniger Impfstoff. Malta erhielt bislang über 150 Prozent dessen, was dem Land eigentlich pro Kopf zugestanden wäre, Zypern liegt bei einem Plus von über 40 Prozent. Lettland und Bulgarien haben hingegen je 60 Prozent weniger bekommen, als es der Bevölkerungsschlüssel vorgesehen hätte. Die EU-Kommission begründet die Verschiebungen damit, dass nicht alle Länder gemäß ihrem Bevölkerungsanteil Impfstoff abriefen. Nicht genutzte Kontingente wurden auf andere Mitgliedsstaaten aufgeteilt, die – wie Malta – eben zugeschlagen haben.
Lieferungen unabhängig der Menge
Nun soll die Ungleichheit ausgebessert werden. Zum einen liegt die Hoffnung in zusätzlichen Impfdosen von Biontech/Pfizer. Der Pharmakonzern hat laut EU-Kommission bereits zugestimmt, zehn Millionen Dosen aus einem Vertrag für das vierte Quartal vorzuziehen und bereits im zweiten Quartal auszuliefern. Die Idee ist es, diese so zu verteilen, dass alle Länder am Ende beim Impfen nahezu gleichauf sind. Österreich liegt im EU-Vergleich derzeit auf Platz zwölf. Außerdem soll bei den Lieferungen geschraubt werden; so, dass unabhängig der gesamten Bestellmenge zuerst pro Kopf und zur selben Zeit ausgeliefert wird. Voraussetzung für den Plan ist die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten.
Bis zu 400.000 Dosen mehr
Die EU hat 493 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer bestellt, Österreich buchte für sein Kontingent 9,17 Millionen. Das sind 1,86 Prozent, während die EU insgesamt 1,99 Prozent österreichische Bürger zählt. Von den 493 Millionen Impfdosen werden 266 Millionen im ersten Halbjahr ausgeliefert, 4,96 Millionen nach Österreich. Laut Bevölkerungsschlüssel müssten es aber bis zu 400.000 Dosen mehr sein.
Der zusätzliche Biontech/Pfizer-Impfstoff soll diese Differenz ausgleichen. Wer bislang zu wenig erhalten hat oder noch zurückfallen wird, soll einen Teil der zehn Millionen Dosen bekommen. Wer bei den Impfdosen der Pro-Kopf-Rate entspricht oder diese überschreitet, geht bei den vorgezogenen Dosen leer aus.
Insgesamt soll Österreich von Jänner bis Ende Juni laut Gesundheitsministerium 7,85 Millionen Impfdosen erhalten. In dieser Zahl ist der Biontech/Pfizer-Impfstoff, der nun zusätzlich kommen könnte, noch nicht enthalten, korrigierte das Ressort am Mittwoch entsprechende Angaben. Auf AstraZeneca entfallen 1,9 Millionen Impfdosen. Eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur zur weiteren Vorgehensweise steht aber noch aus, wobei nach aktuellem Stand keine großen Einschränkungen für AstraZeneca zu erwarten sind. Pro Person sind hier zwei Dosen nötig. Anders ist das beim Impfstoff von Johnson & Johnson. Hier reicht eine Spritze. Bis zu 700.000 Dosen könnten noch im zweiten Quartal kommen, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärt. Lieferprobleme seien aber nicht ausgeschlossen, meint einer seiner Mitarbeiter. Schließlich würde das Vakzin in den USA produziert, wo zuletzt eine Exportsperre für Coronaimpfstoff verhängt worden sei.