Rasanter Anstieg der Infektionen in Vorarlberg

Politik / 10.04.2021 • 05:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Rasanter Anstieg der Infektionen in Vorarlberg
Die Zahlen der positiv Getesteten sind zuletzt rasant angestiegen. VN/PAULITSCH

Vorarlberg könnte bald die Steiermark überholen. Rätsel um asymptomatische Fälle.

bregenz Lange galt Vorarlberg als Coronamusterland. Das hat sich geändert. Mittlerweile verzeichnet das Land 142,5 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner. Das ist zwar immer noch der beste Wert in ganz Österreich, allerdings stiegen die Zahlen nirgends so rasant wie hier. Wenn der Trend anhält, könnte das Land schon am Wochenende die Steiermark (159,8) überholen. Auch die Corona-Ampel leuchtet für Vorarlberg wieder rot.

Zunahme auf Intensivstationen

Die steigenden Zahlen machen sich bereits auf den Intensivstationen bemerkbar. Vor zwei Wochen mussten drei Covid19-Patienten behandelt werden. Nun sind es neun. „Diese Zahl wird sicherlich noch zunehmen“, sagt der Gesundheitsexperte Armin Fidler, der für Vorarlberg in der Corona-Kommission sitzt. Von der dramatischen Lage im November, als zeitweise sogar 48 Patienten auf den Intensivstationen lagen, ist Vorarlberg aber weit entfernt. Die Kapazitätsgrenze sei bei ungefähr 50 erreicht, erklärt Fidler. „Wir müssen natürlich schon weit vorher wieder auf die Bremse treten.“

Der Experte stellt in Abrede, dass die Lockerungsschritte allein für den jüngsten Aufwärtstrend verantwortlich sind. Vielmehr mache die infektiösere „britische“ Virusvariante bereits rund 90 Prozent der Ansteckungen aus. „Vorarlberg war lange begünstigt, was die Verbreitung neuer Mutanten angeht.“ Diesen Vorteil hat das Land verloren. Laut Gesundheitsagentur AGES kann die „britische“ Variante bei 88 Prozent der Fälle nachgewiesen werden

Eine Besonderheit ist der eher niedrige Anteil der asymptomatischen Fälle. Dieser sorge in der Coronakommission schon länger für Rätselraten, erläutert der Mediziner. In Vorarlberg galten in der letzten Woche nur 26 Prozent der Infizierten als asymptomatisch, österreichweit lag der Wert bei 35 Prozent. „Wir vermuten, dass es rein administrative Gründe hat.“ So sei das Contact Tracing in Vorarlberg genauer als anderswo. „Es wird nicht nur nach den typischen, von der WHO klassifizierten Symptomen wie Husten, Fieber, Geschmacksverlust und Kopfschmerzen gefragt, sondern auch nach anderen Auffälligkeiten wie etwa Durchfall oder Ohrensausen.“ Da die Menschen mehr Symptome angeben können, gelten auch weniger als asymptomatisch, so die Vermutung.

Normalerweise sind wenige asymptomatische Fälle ein Zeichen für eine hohe Dunkelziffer. Das sei in Vorarlberg nicht der Fall, betont Fidler. Er verweist auf den Anteil positiver Tests als Proportion des Gesamttestvolumens, der bei 0,3 Prozent lag – ein Spitzenwert. Zudem werde sehr viel getestet, zuletzt gab es über 150.000 Tests in der Woche. Vorarlberg sei damit “Testweltmeister.”

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