Weniger als die Hälfte der Pädagogen geimpft

Politik / 16.04.2021 • 05:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Weniger als die Hälfte der Pädagogen geimpft
Knapp 45 Prozent der Pädagogen im Land ließen sich impfen. VN

Von der Kinderbetreuung bis zur Oberstufe: Knapp 45 Prozent nahmen Impfangebot an.

Bregenz Die Nachfrage von Pädagogen nach Corona-Impfstoff sorgt in Vorarlberg für Kopfzerbrechen. Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) berät derzeit mit der Ärztekammer, wie mehr Lehrer und Kindergärtnerinnen zum Impfen motiviert werden können. Nicht einmal die Hälfte hat sich bislang dafür entschieden. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Unsicherheit über Allergien bis zur Impfkritik.

Generation der Impfkritischen

Wer an einer Vorarlberger Schule arbeitet, hat mittlerweile ein Impfangebot erhalten. Das gilt nicht nur für die 6500 Bundes- und Landeslehrer, sondern auch für Reinigungs- und Sekretariatskräfte, Schulwarte oder Betreuerinnen. Insgesamt sind das 10.000 Menschen, wie den VN im Büro von Landesrätin Schöbi-Fink vorgerechnet wird. Von diesen 10.000 haben sich 5300 für eine Impfung interessiert, tatsächlich gekommen sind 4700, also nicht einmal die Hälfte.

Noch geringer fällt die Quote in den Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen aus. Insgesamt sind 3500 Elementarpädagogen in Vorarlberg im Einsatz. 1700 davon haben einen Impfcode erhalten, 1300 haben ihn eingelöst. Das sind 37 Prozent.

Die Elementarpädagoginnen seien grundsätzlich ein wenig vorsichtiger, erklärt deren Gewerkschafter Thomas Kelterer, Landesvorsitzender der Younion. „Einige wollen abwarten.“ Außerdem sei die Generation vieler Kindergärtnerinnen durchaus impfkritisch. „Manche von ihnen wurden in den 90ern von ihren Eltern nicht geimpft. Das ist zum Teil eine verwachsene Situation“, sagt Kelterer. Oft fehle sogar die Rötelnimpfung. Die Gewerkschaft lasse sich derzeit von Virologen beraten, versuche die Informationen bestmöglich weiterzugeben und auch Halbwahrheiten aus dem Netz zu widerlegen. Es werde aber niemand zu einer Impfung gezwungen.

Viele Vorsichtige

Die Lehrervertreter sind überzeugt, dass die Impfquote noch steigen wird. „Es gibt Vorsichtige, die sich später impfen lassen wollen“, sagt Pflichtschulgewerkschafterin Alexandra Loser. Manche müssten erst klären, ob sie überhaupt können, zum Beispiel aufgrund einer Allergie. Außerdem seien auch einige Schwangere dabei, die keine Impfung bekommen.

AHS-Lehrervertreter Gerhard Pusnik sieht das Impfangebot an die Lehrer positiv. Es liege an ihnen, ob sie es dann auch wahrnehmen wollen. Einige seien durch die Debatte um AstraZeneca verunsichert worden. Andere hielten sich grundsätzlich zurück. „Die Skepsis ist aber auf keinen Fall größer als sonst in der Bevölkerung“, sagt er.  Man dürfe nicht vergessen, dass Impfen noch immer eine persönliche Entscheidung sei. Um Sicherheit zu gewährleisten, brauche es derzeit ohnehin weitere Maßnahmen wie Testen, Lüften und Masketragen. Die Lehrer seien ausreichend informiert: „Die Direktoren sind da gut dahinter.“

Keine offizielle Empfehlung

Christian Höpperger, Direktor der Harder Mittelschule Mittelweiherburg, berichtet von einer sehr impfwilligen Schule. Bei ihm hätten sich rund 90 Prozent der Lehrer um einen Impfcode bemüht. „Ich weiß aber nicht, wer sich am Ende tatsächlich impfen ließ.“ Eine Empfehlung gebe es von ihm nicht. „Natürlich habe ich aber gesagt, dass ich mich impfen lasse.“

Eine informelle Empfehlung an die Elementarpädagogen gab es in Fußach. Bürgermeister Peter Böhler macht keinen Hehl daraus, Impfbefürworter zu sein. „In unseren Kindergärten sind sicher über 50 Prozent geimpft.“ Ähnliches erzählt der Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann. „Ich habe bei den Pädagoginnen kaum Zurückhaltung bemerkt.“ Dennoch werde sich die Stadt erneut an alle Gemeindebediensteten wenden, erklärt Tschann. Viele Mitarbeiter zeigen die Bereitschaft, sich zu impfen, sind aber noch nicht angemeldet. “Wir sagen nur, bitte tut das noch.“

Birgit Entner-Gerhold, Michael Prock

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