In großen Schritten zur Kinderimpfung

Politik / 30.04.2021 • 05:50 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Biontech/Pfizer möchte laut Gesundheitsministerium vielleicht schon im September Impfstoff für Kinder zur Verfügung stellen. <span class="copyright">Reuters</span>
Biontech/Pfizer möchte laut Gesundheitsministerium vielleicht schon im September Impfstoff für Kinder zur Verfügung stellen. Reuters

Impfung Über-Zwölfjähriger vor Schulbeginn wird wahrscheinlicher.

Wien Kinder ab zwölf Jahren könnten bereits im Sommer eine Coronaimpfung erhalten. Neben der Schweiz und Deutschland glaubt auch das österreichische Gesundheitsministerium, dass dieses Szenario möglich ist. Hintergrund ist die Ankündigung von Biontech, die Zulassung seines Impfstoffs für Über-Zwölfjährige bald bei der Europäischen Gesundheitsagentur (EMA) zu beantragen. Der Pharmakonzern, der mit Pfizer kooperiert, möchte  laut Gesundheitsressort “vielleicht schon im September Impfstoff für Kinder zur Verfügung stellen”. Die Zusagen seien verlässlich und die Forschungen bereits weit gediehen. “Daher halten wir das auch für realistisch. Wir bereiten uns auf alles vor”, erklärte ein Ministeriumssprecher. Der Vorarlberger Impfkoordinator Robert Spiegel glaubt, dass bereits vor Schulbeginn die ersten Dosen an Zwölf- bis 15-Jährige verabreicht werden könnten. Erste Gespräche liefen bereits. Spiegel glaubt, dass vor allem wieder Impfzentren eine Rolle spielen könnten.

Die Landessanitätsdirektion hält sich auf VN-Anfrage mit genaueren Auskünften zurück. Einen konkreten Plan zum Ablauf möglicher Kinderimpfungen gebe noch nicht. Man warte die EMA-Zulassung und die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums ab.

Mehrere Studien laufen

Die derzeit verfügbaren Covid19-Impfstoffe sind für Personen unter 16 (Biontech/Pfizer) oder unter 18 Jahren (AstraZeneca, Moderna, Johnson&Johnson) nicht zugelassen. „Es gibt noch nicht ausreichend Daten zum Einsatz, auch keine Daten zur Dosierung in dieser Altersklasse”, heißt es in der Fachinformation des Impfgremiums. Da Kinder prinzipiell zu verstärkten Impfreaktionen neigen, könnten unter Umständen stärkere oder andere Nebenwirkungen auftreten.

Die Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer haben in den USA ihre Studiendaten bereits für die Zwölf- bis 15-Jährigen zur bedingten Zulassung eingereicht. „In Europa sind wir in den letzten Zügen davor“, erklärt Biontech-Chef Ugur Şahin dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Die Studie zur Impfung von Zwölf- bis 15-Jährigen zeigte laut Unternehmensangaben eine hundertprozentige Wirkung, gute Verträglichkeit und gleiche Nebenwirkungen wie bei den 16- bis 25-Jährigen. Rund 2300 Kinder und Jugendliche nahmen an der Untersuchung teil. Parallel dazu läuft eine Studie mit Kindern zwischen sechs Monaten und elf Jahren. Hier könnten bis September belastbare Daten verfügbar sein.

Coronaimpfungen für Kinder wären laut dem Vorarlberger Impfkoordinator Spiegel ein großer Fortschritt. „Die Clusteranalysen zeigen, dass Kinder sehr stark von Infektionen betroffen sind.“ Der Leiblachtaler Cluster sei aus einem Kindergarten heraus entstanden, auch im Bregenzerwald seien viele Unter-18-Jährige dabei. „Da würde es schon helfen, wenn man zumindest die Zwölf- bis 16-Jährigen impfen könnte. Noch besser wäre es, wenn es schon bis ins Kindergartenalter möglich wäre” – natürlich nur mit EMA-Zulassung.

Impfzentren und Kinderärzte

Wie die Kinderimpfungen in Vorarlberg ablaufen könnten, sei im Gespräch, erläutert Spiegel. Den Kinderärzten sei eine Impfaktion nicht alleine zuzumuten. Das sei für sie weder platzmäßig noch vom Aufwand her stemmbar. „Wenn wir uns das Ziel setzen, möglichst viele Kinder vor Schulbeginn zu impfen, werden wir sicher ein, zwei Impfzentren mit Kinderärzten und weiteren Impfärzten als Assistenz anbieten.“ Sofern es vom Platz her möglich sei, könnten auch Kinderarztpraxen hinzugezogen werden. „Es wird vermutlich ein ähnlicher Aufwand wie bei den Über-85-Jährigen.“ Dieser lohne sich aber. „Das Infektionsgeschehen könnte auf Dauer verringert werden.“