Katz und Maus
Bei Tom und Jerry gewinnt meist die Maus. Darauf spielte Herbert Kickl an, als Norbert Hofer ihm aus seiner Reha ausrichtete, dass Mäuse tanzen, wenn die Katze außer Haus ist. Doch das zerrüttete Verhältnis zwischen Parteichef und Klubobmann war mit humoristischen Bemerkungen nicht mehr zu überspielen. Für Freund und Feind überraschend zog Hofer einen Schlussstrich und warf das Handtuch als Parteichef. Wahrscheinlich hat ihn die Textzeile von Udo Jürgens inspiriert: „Manchmal spielt das Leben mit dir gern Katz und Maus. Immer wird‘s das geben, einer, der trickst dich aus.“
Niemand lässt sich gerne von Parteifreunden ausrichten, dass er fehl am Platz ist. Den Richtungsstreit um die Ausrichtung der FPÖ beendet Hofer aber durch eine persönliche Entscheidung und nicht aufgrund einer strategischen Überlegung. Zumindest steht dabei nicht die Zukunft der Partei im Mittelpunkt seiner Überlegungen, sondern seine persönliche Karriere. Und die hat er mit seinem Schritt wahrscheinlich erhöht. Denn als Dritter Nationalratspräsident kann er sich besser auf die zweite Kandidatur für das Bundespräsidentenamt vorbereiten als dies für einen Oppositionschef der Fall wäre. So gesehen hat Herbert Kickl ihm vielleicht einen Gefallen getan. Udo Jürgens endet ja auch mit den Worten: „Was macht das schon, wenn ich einmal verlier? Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von dir.“
Jetzt geht es ans Eingemachte für Herbert Kickl. Er hat über Jahrzehnte im Hintergrund die Fäden gezogen, Jörg Haider und Heinz-Christian Strache Werbeslogans und Reden auf den Leib geschrieben. Nun muss er beweisen, dass er wirklich für die erste Reihe taugt. Dass er neben dem Parlamentsklub auch alle Landesparteien von sich überzeugen kann. In Oberösterreich hat Manfred Haimbuchner, der im Herbst 30 Prozent zu verteidigen hat, keine Freude. Sowohl Führungsdebatten an der Spitze der Bundespartei als auch die scharfe Rhetorik von Kickl gefährden seine Position als stellvertretender Landeshauptmann.
Für die Österreicher galt Norbert Hofer als der bessere Parteichef. Für die FPÖ-Wähler war dies hingegen Herbert Kickl. Ob die Partei sich wirklich traut, ihm auf seinem Kurs in die Fundamentalopposition zu folgen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Sie hat sich mit der Zwischenlösung Harald Stefan vorerst eine Denkpause gesichert. Freuen wird sich jedenfalls die ÖVP. Erstens redet heute (fast) niemand mehr über die veröffentlichten neuen Chats ihres Parteifreundes Thomas Schmid. Zweitens werden radikale blaue Töne weiter Wähler in die türkisen Arme treiben. Einziger Wermutstropfen: Mit Kickl als Parteichef scheidet die FPÖ als potenzieller Koalitionspartner aus. Aber auch die anderen Parteien werden sich wohl nicht auf ein Katz-und-Maus-Spiel einlassen. Und so könnte Kickl wie Jerry enden: Ziemlich einsam.
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