Offene Fragen rund um Hofers Nachfolger an der FPÖ-Spitze

Nicht alle Landesorganisationen unterstützen Klubobmann Kickl.
Wien Im Machtkampf mit Norbert Hofer geht Herbert Kickl fürs Erste als Sieger hervor. Nachdem Hofer seinen Job als FPÖ-Chef an den Nagel gehängt hat, steht der Klubobmann bereits in den Startlöchern, um das Amt von seinem parteiinternen Rivalen zu übernehmen. Noch ist nicht klar, ob ihm das gelingen wird.
Unterstützung bekam Kickl bereits von den FPÖ-Chefs aus Kärnten, dem Burgenland, Salzburg und Tirol. Andere Landesorganisationen sind hingegen schweigsamer. Auch Vorarlbergs Christof Bitschi wollte sich auf VN-Anfrage noch nicht festlegen. Der Abgeordnete Harald Stefan leitet die Partei als Ältester der Vizeparteichefs vorübergehend. Am kommenden Montag will das Präsidium über die weiteren Schritte und das Datum für den Parteitag zur Obmannwahl entscheiden.
Wichtige Landtagswahl
Kickl gehe es nun vor allem um Tempo, erklärt der Politikberater Thomas Hofer. „Er will sofort Fakten schaffen.“ Darauf habe er es mit seinen wiederholten Angriffen gegen Hofer angelegt. Aus der Sicht des Klubobmanns müsse daher der außerordentliche Bundesparteitag zur Kür des neuen Parteichefs möglichst rasch stattfinden.

In diesem Zusammenhang verweist der Experte auf die oberösterreichische Landtagswahl im September. Die FPÖ Oberösterreich gilt mittlerweile als stärkste Landesorganisation der Freiheitlichen. Sie bildet mit der ÖVP eine Koalition auf Landesebene und stellt mit ihrem Chef Manfred Haimbuchner den Landeshauptmann-Stellvertreter. „Das Duell fand in Wahrheit eigentlich nicht zwischen Kickl und Hofer statt, sondern zwischen Kickl und Haimbuchner“, erläutert Politikberater Hofer. Beide stünden für einen unterschiedlichen Weg. Haimbuchner wolle keinen Bundesparteichef Kickl, der eine harte Oppositionslinie vertrete. Im parteiinternen Schlagabtausch der vergangenen Wochen hatte er sich deshalb bereits demonstrativ hinter Hofer gestellt. Am Mittwoch sprach sich Haimbuchner auch öffentlich gegen Kickl als zukünftigen neuen Parteichef aus. Selbst schloss er eine Kandidatur mit Blick auf die Oberösterreich-Wahl aus.
Kein Showdown
Mit Blick auf den bevorstehenden oberösterreichischen Wahlkampf habe Haimbuchner Interesse daran, bei der Obmannfrage auf Zeit zu spielen, bis die Wahl geschlagen sei, sagt Politikberater Hofer. „Er kann keinen Showdown auf offener Bühne gebrauchen. Für ihn zählt zuerst einmal die Oberösterreich-Wahl. Strategisch gesehen ist das keine einfache Geschichte.“

Einen Tag nach der Rücktrittsankündigung bemühten sich sowohl Kickl als auch der scheidende Parteichef um versöhnliche Worte. Hofer unterstrich die notwendige Geschlossenheit in der Partei. Der Klubobmann dankte Hofer für seinen Einsatz an vorderster Front für die FPÖ über so viele Jahre.