Teststrategie für den Herbst: Der Goldstandard als Ziel

Ampelkommission rät zu mehr PCR-Tests. Ressort arbeitet daran.
Wien Im Gesundheitsministerium laufen die Vorbereitungen für den Herbst. Ungeachtet des Impffortschritts soll es bessere Testmöglichkeiten geben: „PCR ist das Beste und mittlerweile auch in einem größeren Setting möglich“, bestätigt ein Ministeriumssprecher auf VN-Anfrage. Die Ampelkommission rät in ihrem jüngsten Bericht dazu, die Anwendung von PCR-Tests zu intensivieren, vor allem, um neu auftretende Varianten gut im Auge zu behalten. Kommissionsmitglied Armin Fidler kann sich ein flächendeckendes Angebot hauptsächlich an Schulen oder in größeren Betrieben vorstellen. Zielgruppe wären vor allem jene, die sich nicht impfen lassen können oder wollen.
Probleme mit Virusvarianten
Die PCR-Tests gelten als Goldstandard. Sie erkennen eine Coronainfektion deutlich früher und sind genauer als Antigentests. Für die Auswertung braucht es aber ein Labor, welches zusätzlich eruieren kann, ob der Infizierte von einer neuen Virusvariante betroffen ist. Derzeit steht vor allem die in Indien erstmals entdeckte Delta-Variante im Mittelpunkt. In Großbritannien macht sie inzwischen mehr als 90 Prozent der Neuinfektionen aus. Britische Forscher sprechen im Vergleich zur britischen Variante von einer um 60 Prozent höheren Infektiosität. Wochenlang wurden in Großbritannien nur vereinzelt neue Coronafälle registriert. Nun liegt die Inzidenz trotz einer Durchimpfung von knapp 60 Prozent der Erwachsenen bei 68 pro 100.000 Einwohner und Woche.
Impfen und Testen als Vorbereitung
Laut Armin Fidler zeigt die Entwicklung in England, dass man wachsam bleiben muss. „Wir dürfen nicht wieder alles laufen lassen.“ Die Impfauffrischungen im Herbst sollten gut vorbereitet sein, ebenso die Impfaktion der Jugendlichen, sodass sie geschützt ins Schuljahr starten könnten. Außerdem sei eine laufende und detaillierte Analyse des Infektionsgeschehens und der Virusvarianten notwendig.
Nicht nur die vollständige Durchimpfung der Bevölkerung ist laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) einen wesentlicher Schritt. Seine Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, erklärt im ORF-Report außerdem, dass auch eine gute Teststrategie für all jene wichtig sei, die sich nicht impfen lassen können. Das sind vor allem die unter Zwölfjährigen. Reich schließt auch den Kindergartenbereich mit ein, für den die Länder zuständig sind.
Die Vorarlberger Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) will an der bisherigen Teststrategie im elementarpädagogischen Bereich festhalten. „Es ist keine Testverpflichtung für Kinder unter sechs Jahren vorgesehen“, heißt es in ihrem Büro auf VN-Anfrage. Manche Gemeinden würden kostenlose Selbsttests zur Verfügung stellen, womit die Eltern ihre Kinder freiwillig testen können. Eine PCR-Strategie an den Schulen werde derzeit vom Bildungsministerium geprüft.
Gurgelstudie an den Schulen
Derzeit läuft eine Gurgelstudie an zehn Wiener Standorten. Die Schüler gurgeln zu einem fix vereinbarten Termin eine Salzlösung und spucken diese in ein Röhrchen. Ein Labor wertet die Probe dann aus. Kontrolliert wird der Testablauf über ein Onlineportal via Webcam. Die Schüler geben ihre Proben in der Schule ab, das Laborergebnis liegt binnen weniger Stunden vor. Antigentests gibt es nur in Ausnahmefällen. Die Studie an den Schulen geht auf das Wiener Testprogramm „Wien gurgelt“ zurück. Alle Einwohner der Stadt können sich gurgelnd testen, ihre Probe in REWE-Filialen abgeben und per E-Mail das Testergebnis erhalten.
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will die laufende Studie nach Ende des Schuljahres evaluieren. Danach werde diskutiert, ob eine österreichweit flächendeckende Einführung sinnvoll und machbar sei, heißt es vonseiten der Vorarlberger Landespressestelle. Derzeit sei allerdings noch nicht bekannt, ob die PCR-Gurgeltests mit Herbst 2021 an den Schulen Einzug halten. Im Gesundheitsministerium ist man optimistisch: „Wo man nicht impfen kann, braucht es weitere Möglichkeiten.“
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