Gratistests: “Wie lange wollt ihr das noch bezahlen?”

Neos für Abschaffung des Gratistestangebots ab Oktober, SPÖ und FPÖ dagegen, ÖVP und Grüne warten ab.
Wien So viel wie in Österreich wird in kaum einem anderen Land getestet. Bis Jahresende schätzt das Gesundheitsministerium 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro in das Gratisangebot investiert zu haben – Schul- und betriebliche Tests sind hier noch gar nicht eingerechnet. Die Kosten pro Test sind unterschiedlich, in Apotheken machen sie etwa 25 Euro aus. So liegt es auf der Hand, dass eine Impfung auf lange Sicht günstiger kommt, als regelmäßig zum Teststäbchen greifen zu müssen. Je mehr Menschen sich außerdem impfen lassen, desto schneller ist die Pandemie vorbei. Darauf machte erst kürzlich auch Virologin Dorothee von Laer im “Vorarlberg Live”-Studio aufmerksam. Aktuell haben knapp 60 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Dosis erhalten, der Großteil davon (knapp 54 Prozent der Gesamtbevölkerung) ist vollimmunisiert.
Aus Sicht der Österreichischen Gesundheitskassa spricht alles für die Impfung und wenig für Anreize, sich nicht impfen zu lassen. Das Gratistestangebot sei so einer. Auch die Ärztekammer äußerte sich kritisch dazu, ebenso wagten die ÖVP-geführten Bundesländer einen Vorstoß in Richtung Ende der Gratistests – und ernten dafür sowohl Zu- als auch Widerspruch.
Jetzt handeln oder abwarten
Während laut Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, ein Ende der Gratistests ab Oktober zu verkünden, will SPÖ-Landtagsabgeordnete und ÖGB-Landesgeschäftsführerin Manuela Auer noch nichts davon wissen. Das Angebot müsse mit Blick auf den Herbst bestehen bleiben. Solange es die 3G-Regel gebe, brauche es auch Gratistests. Eine Impfpflicht durch die Hintertüre lehnt Auer ab. Nahezu gleichlautend äußert sich die FPÖ-Landtagsabgeordnete Andrea Kerbleder. Wirtschaftskammer-Generalsekretär und ÖVP-Nationalratsmandatar Karlheinz Kopf plädiert dafür, im Herbst weitere Schritte zu diskutieren. Auch der Vorarlberger Grünen-Chef Daniel Zadra hält die Diskussion derzeit für verfrüht. Gratis-Tests bis zum “Sankt-Nimmerleinstag” wollen aber beide nicht. Gleichzeitig stellt niemand in Frage, dass für jene, die sich nicht impfen lassen können oder trotz Impfung keine Antikörper bilden, immer eine Kostenbefreiung vorzusehen ist.
Kopf erklärt, es seien nun “ausgezeichnete öffentliche Informationen über die Wirksamkeit der Impfung” nötig, aber auch Impf-Anreize, um die Quote zu steigern, bevor das Gratis-Testangebot eingeschränkt werde. Auch Zadra würde dieses nicht vorschnell abschaffen: “Wir brauchen eine geeinte Bevölkerung.” Auer stellt in Abrede, dass Gratistests Anreiz sind, sich nicht zu impfen. Noch dazu betont sie: “Werden Gratistests abgeschafft, werden die Verantwortung und die Kosten auf die Arbeitnehmer und Betriebe abgewälzt.”
Loacker lässt den Gratistest-Befürwortern eine Frage ausrichten: “Wie lange wollt ihr das noch zahlen?” Schließlich gehe es um Steuergeld. Sobald jeder die Chance auf eine Vollimmunisierung hatte, brauche es – abseits gewisser Ausnahmen – kein Gratisangebot mehr. Sonst würden die Impfwilligen für die Impfverweigerer tief in die Tasche greifen. “Das ist eine bedauerliche Konstruktion.”





Die Politik finanziert das Impfen. Wer die teurere Variante möchte - nämlich monatelanges Testen - sollte diese bald selbst bezahlen. Es muss sich aber jeder darauf einstellen können. Das darf nicht überfallsartig kommen. Ich bin dafür, dass man jetzt ankündigt, dass Gratistests ab Oktober Geschichte sind. Bis dahin hätten alle genügend Zeit, sich eine Impfung zu organisieren. Gerald Loacker, Neos
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