Diese neuen Erkenntnisse gibt es zu Omikron

Politik / 10.12.2021 • 14:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Diese neuen Erkenntnisse gibt es zu Omikron
Eine Frau wird in einer Klinik in Johannesburg gegen Corona geimpft. Südafrika berichtete zuerst von der neu entdeckten Variante. AP

Verbreitung und Immunreaktion: Was bis jetzt über die neue Virus-Variante bekannt ist.

BREGENZ Es war eine Hiobsbotschaft mitten in der vierten Corona-Welle. Nachdem Südafrika von der neu entdeckten Virusvariante B.1.1.529 berichtete, dauerte es nicht lange, bis sie von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „besorgniserregend“ eingestuft wurde. Fortan hieß sie Omikron.

Mehrere Staaten verhängten Reisebeschränkungen gegen Länder des südlichen Afrikas, darunter Österreich. Andere schotteten sich ab. Es deutet sich  an, dass die Variante einen Übertragungsvorteil hat und die Impfung weniger wirkt.

Schnelle Verbreitung in Südafrika

Omikron weist 50 Mutationen im Vergleich zu dem ursprünglichen Virus auf, 32 am Spike-Protein, mit dem das Coronavirus an der Wirtszelle andockt. Die neue Variante treibt in Südafrika die Infektionszahlen in die Höhe. Im Großraum um Johannesburg und Pretoria ist nach Angaben von Gesundheitsminister Joe Phaahla die Zahl der Neuinfektionen im Wochenvergleich um 400 Prozent gestiegen. Tests zeigten, dass hinter rund 70 Prozent der Fälle Omikron steckt. Allerdings scheinen sich nach Ansicht der Wissenschaftlerin Glenda Gray und ihrer Kollegin Michelle Groome vom Nationalen Institut für übertragbare Krankheiten NICD Beobachtungen von eher milden Krankheitsverläufen und kürzeren Spitalsaufenthalten zu bestätigen. Dem Vorarlberger Gesundheitsexperte Armin Fidler zufolge gibt es noch zu wenige Fälle für eine genaue Prognose. Zudem seien in Südafrika vor allem jüngere, genesene Personen mit Omikron infiziert. Das lasse nicht unbedingt verlässliche Rückschlüsse zu. Es gebe auch Hinweise, dass Kinder stärker betroffen sein könnten. Im Winter dürfte die Variante wohl auch in Österreich überhandnehmen oder zumindest stärker grassieren. Dass sie sich nicht gegen die Delta-Variante durchsetzen könne, sei „eine kleine Hoffnung“, aber unwahrscheinlich.

Der Gesundheitsexperte Armin Fidler gibt zu bedenken, dass es noch zu wenige Fälle für eine genaue Prognose gibt.
Der Gesundheitsexperte Armin Fidler gibt zu bedenken, dass es noch zu wenige Fälle für eine genaue Prognose gibt.

Kritik an Reiseverboten

Die WHO steht allgemeinen Reiseverboten kritisch gegenüber. Diese könnten die Ausbreitung von Omikron nicht verhindern, sondern vielmehr dazu beitragen, dass Staaten künftig nicht mehr bereit sein könnten, Gesundheitsdaten zu neu auftretenden Varianten zu übermitteln, argumentiert sie.  In immer mehr Ländern werden Fälle gemeldet, neben Österreich unter anderem auch in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen Portugal, Israel, Saudi-Arabien, den USA, Brasilien und vielen weiteren. In Vorarlberg ist derzeit noch kein Omikron-Fall bekannt.

Anpassungen der Vakzine

Es ist nicht endgültig geklärt, inwieweit Omikron den Impfschutz mindert. Verschiedene erste Laboruntersuchungen deuten auf eine vergleichsweise schwache Abwehrreaktion gegen die neue Variante hin. So wurden etwa am Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck neutralisierende Antikörper in Blutproben von Genesenen und doppelt Geimpften geprüft. Dabei zeigte sich, dass das Immunsystem Omikron deutlich schlechter hemmt. Der Impfschutz geht innerhalb weniger Monate signifikant zurück. Virologin Dorothee von Laer rief zur Booster-Impfung auf. Genesene sollten sich ebenfalls unbedingt impfen lassen, um einer Reinfektion vorzubeugen.

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Die Virologin Dorothee von Laer rief zum Boostern auf. APA

Wegen Omikron sprach sich Biontech-Gründer Ugur Sahin für eine frühere dritte Impfung – nach drei Monaten – aus. Biontech und Pfizer hatten zuvor mitgeteilt, bei Bedarf könne ab März ein angepasster Impfstoff bereitgestellt werden. Offen ist noch, ob das nötig ist. Ihren Untersuchungen zufolge war das Neutralisierungspotenzial nach zwei Dosen ihres Vakzins im Vergleich zum Wildtyp um das 25-Fache reduziert. Die Booster-Dosis erhöhte den Antikörper-Spiegel um das 25-Fache. Experte Fidler verweist auf einen weiteren Faktor, die zelluläre Immunität: „Das ist eine wesentliche Säule. Diese können wir nicht messen.“ Nach drei Impfungen gebe es jedenfalls einen gewissen Schutz. „Die Hoffnung besteht, dass dies ausreicht. Wer aber nur zwei Mal geimpft oder ungeimpft ist, ist praktisch nicht geschützt.“ Umso wichtiger sei es, sich impfen zu lassen. „Nicht nur wegen Omikron, auch wegen der noch vorherrschenden Delta-Variante. Wir müssen uns auf einen strengen Winter vorbereiten.“

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