Mit 20 Jahren Stadtrat: Aaron Wölfling will Dornbirn verändern

Der Gründer von Fridays for Future in Vorarlberg mischt nach dem Rücktritt von Martin Hämmerle in der Stadtpolitik mit.
Dornbirn Die Dornbirner Grünen stellen sich neu auf. Jugend- und Schulstadtrat Martin Hämmerle tritt nach seinen umstrittenen Aussagen zur Impfpflicht und 2G-Regel zurück. Der 20-jährige Aaron Wölfling wird als bislang jüngster Stadtrat Hämmerles Agenden übernehmen. Er will Sprachrohr der Jugend sein und die Stadt verändern. Den Unmut der Schülerinnen und Schüler über die verpflichtende mündliche Matura kann er nachvollziehen. Wölfling selbst hat 2020 maturiert, es war die erste Coronamatura.
Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?
Ich bin froh und dankbar, dass Martin Hämmerle die nötigen Schritte gesetzt hat und sein Amt zurücklegen wird. Man kann über die Impfpflicht diskutieren, aber sie nicht mit Faschismus in Verbindung bringen. Würden wir im Faschismus leben, wäre eines solche öffentliche Debatte gar nicht möglich.
Wurden Sie gefragt, ob Sie Stadtrat werden möchten oder haben Sie sich selbst vorgeschlagen?
Es ging Schlag auf Schlag. Wir haben übers Wochenende gemeinsam entschieden, dass ich es machen werde. Ich hatte noch gar keine Zeit, alles zu verarbeiten. Ich möchte das Amt nun nutzen, um zu zeigen, dass es anders geht. Die Stadt wurde für Autos gebaut. Ich will eine Stadt, die für Menschen gebaut ist, und Jugendthemen stärker in den Fokus rücken.
Was meinen Sie damit konkret?
Als Stadtrat, der 20 Jahre alt ist, kann ich wirklich für die Jugend sprechen. Ich möchte mir zum Beispiel ansehen, wie die Sicherheit vor Kindergärten und Schulen erhöht werden kann. Ich möchte mit allen Akteurinnen und Akteuren in der Kinder- und Jugendbetreuung sprechen und die weitere Vorgehensweise ausloten. Ich möchte ein Sprachrohr für die Jugend sein.

Jugendliche leiden besonders unter den Coronamaßnahmen. Wie können Sie als Stadtrat Schadensbegrenzung betreiben?
Wichtig ist der Dialog. Es wird Sprechstunden geben. Ich werde die Jugendlichen animieren, sich einzubringen und auf mich zuzukommen. Die Coronamaßnahmen sind leider notwendig. Um die Pandemie zu beenden, müssen wir zusammenhelfen. Da geht es auch ums Impfen.
Martin Hämmerle kritisierte, dass Menschen durch Impfpflicht und 2G-Regel ausgegrenzt würden.
Da mag ich deutlich sein. Wir können die Pandemie nur beenden, wenn sich möglichst viele impfen lassen. 2G ist notwendig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Wir müssen uns vom Virus und den Einschränkungen durch das Virus befreien. Ich habe als Studierender selbst miterlebt, was sie bedeuten.
Was passiert mit Ihrem Studium?
Mein Lebensmittelpunkt ist in Dornbirn, und ich werde für die Rolle des Stadtrats brennen. Was das Studium anbelangt: Es gibt die Möglichkeit, vermehrt aus der Ferne zu studieren. Das werde ich nutzen.
Was studieren Sie?
Philosophie.

Am Dienstag protestierten Schülerinnen und Schüler gegen den Plan, die mündliche Matura verpflichtend durchzuführen. Verstehen Sie den Unmut?
Ich habe großes Verständnis. Offensichtlich fühlen sich die Schülerinnen und Schüler nicht sehr eingebunden. Es wäre gut, wenn man eine gemeinsame Lösung findet. Ich kenne die Situation ja selbst. Ich habe 2020 maturiert. Es war quasi die erste Coronamatura. Das war emotional belastend. Man arbeitet Jahre darauf hin und ist dann mit einer totalen Unsicherheit konfrontiert.
Was können Sie als künftiger Stadtrat für eine gemeinsame Lösung tun?
Die Matura liegt natürlich nicht in der Kompetenz eines Jugend- und Schulstadtrats. Aber meine Türe ist immer offen für die Probleme der Schülerinnen und Schüler. Wenn sie mit einem Anliegen zu mir kommen, will ich meine Kontakte nutzen, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen.
In Dornbirn stehen einige Projekte an. Zum Beispiel soll die Ausweichschule in einem Jahr bezugsfertig sein. Werden dort alle Jahrgänge der Volksschule Forach einen Platz finden?
Bevor ich mich zu solchen Themen äußere, möchte ich mich einarbeiten und mit den zuständigen Akteuren sprechen. Noch bin ich nicht Stadtrat, sondern erst nominiert.
Also können Sie auch noch nichts zum Thema Volksschule Forach sagen?
Ich möchte mich zuerst mit den Beamtinnen und Beamten absprechen, bevor ich mit großen Ankündigungen rausgehe.
Zur Person
Aaron Wölfling
Geboren 29. April 2001 in Bregenz, aufgewachsen in Dornbirn.
Laufbahn Maturant am Borg Lauterach, Mitbegründer von „Fridays for Future Vorarlberg“, früherer Landessprecher der Grünen Jugend, Philosophie-Student und künftiger Stadtrat für Schule und Jugend in Dornbirn