Olympische Gedanken
Die olympischen Spiele stehen vor der Tür. Entgegen dem Motto „Dabeisein ist alles“ hoffen Sportler und ihre Länder auf möglichst viele Medaillen. Nur wer am Stockerl steht, geht in die Geschichtsbücher ein und darf noch zu Lebzeiten auf lukrative Sponsoren hoffen. Sport ist ein Geschäft geworden und wirtschaftliche Interessen standen wohl auch bei der Wahl des Austragungsorts Peking im Vordergrund.
Die Sportbewerbe dienen China und seiner politischen Elite als Propagandabühne, während demokratische Staaten peinliche Debatten über Menschenrechte vermeiden versuchen. Ein Umstand, der nicht neu ist, aber sich dennoch seit Berlin 1936 wiederholt. Heimische Fans müssen sich für die alpinen Wettbewerbe mitten in der Nacht vor dem TV-Gerät versammeln, denn die meisten Rennen starten um 4 Uhr früh. Aber eine Milliarde potenzieller schibegeisterter Gäste aus Fernost täten unserem pandemiebedingt angeschlagenen Tourismus wohl gut.
Corona spielte bei der Entscheidung für Peking noch keine Rolle, sehr wohl werden aber im Umfeld der Vergabe von Großereignissen immer wieder Korruptionsvorwürfe laut. So ermittelt die Justiz seit Jahren zu einem weltumspannenden Bestechungssystem im Olympia-Business, aber auch zur Fußball-WM 2022 in Katar. Wahrscheinlich wäre „Eine Hand wäscht die andere“ ein ebenso treffender olympischer Slogan.
Korruption und Pandemie waren auch für die heimische Politik ein toxischer Mix. Seit Ibiza und vielen bekanntgewordenen Kurznachrichten befindet sich das Vertrauen in Parteien und Politiker am Tiefpunkt. Im Index von Transparency International schafft Österreich gerade Platz 13, immerhin zwei Plätze besser als im Jahr zuvor. Allerdings liegt das nicht an besseren heimischen Gesetzen oder Maßnahmen zur Transparenz, sondern an mehr Bestechung in anderen Staaten. Alles ist relativ, wie wir wissen.
Seit 1999 erarbeitet das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) Empfehlungen. 2006 trat Österreich der Staatengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) bei. 2012 wurde die Transparenzdatenbank gesetzlich eingerichtet. Im Mai besteht wieder die Gelegenheit, beim Antikorruptionsbegehren ein öffentliches Signal zu setzen, damit den Worten endlich Taten folgen. Sowohl Türkis-Blau als auch Türkis-Grün war eine gute Platzierung bei Rankings immer wichtig. Es liegt nun an der Regierung Nehammer, den Aufstieg in die erste Liga demokratischer Staaten aus eigener Kraft zu schaffen. Die notwendigen Maßnahmen sind seit Jahrzehnten bekannt.
Seit 1999 gewannen österreichische Wintersportler gesamt 87 olympische Medaillen. Wir drücken die Daumen für weitere Erfolge unserer Athletinnen und Athleten. Übrigens: Als Motto steht in der Olympischen Charta offiziell „Citius, Altius, Fortius“ („Schneller, höher, stärker“).
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