Lockerungen ab Samstag: Für Frisöre und Veranstalter zu wenig

2G-Regel fällt im Handel und bei körpernahen Dienstleistern. Großveranstaltungen wieder möglich. Die FFP2-Maske bleibt.
Wien, Bregenz Der Höhepunkt der fünften Coronawelle ist langsam erreicht – und noch vor einem deutlichen Rückgang der Neuinfektionen lockert die Bundesregierung weitere Einschränkungen. Die Lage in den Spitälern bleibe stabil. Das Gesundheitssystem sei nicht akut bedroht, begründet Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). „Die aktuellen Prognosen ermöglichen uns daher Schritt für Schritt Lockerungen“, ergänzt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Keine Maßnahme bleibe länger in Kraft, als es sie tatsächlich brauche. So kippt die Bundesregierung nun die 2G-Regel im Handel, aber auch die Personenobergrenze bei Veranstaltungen. Die neuen Regeln im Überblick.
2G im Handel fällt

Egal ob Supermarkt oder Bekleidungsgeschäft: Im Handel gelten nun überall die gleichen Regeln. Zum Einkaufen braucht es keinen Impf- oder Genesungsnachweis mehr. Nur die FFP2-Maske bleibt Pflicht. Das sorgt für Erleichterung. „Der Handel kann die Lockerungen nur positiv sehen, da 2G für uns eine große Hürde bedeutet hat“, erklärt Theresia Fröwis von Schuh Fröwis in Bezau. „Ungefähr ein Drittel der Kundschaft blieb weg. In Tourismusorten war ohnehin schon sehr wenig los. Dazu kamen die Kontrollen, die für uns sehr schwierig waren.“ Dass die Maskenpflicht bleibt, nimmt Fröwis mit Wohlwollen zur Kenntnis. „Die Ansteckungsgefahr ist derzeit doch sehr hoch.“
Körpernahe Dienstleistungen: Geimpft, Getestet oder Genesen

Ungeimpfte oder nicht Genesene dürfen wieder zum Frisör oder zur Nagelpflege. Denn bei körpernahen Dienstleistungen wird die 2G-Regel durch 3G ersetzt. Das heißt, ein gültiges, negatives Testzertifikat reicht, um die Dienstleistung in Anspruch nehmen zu können. Laut Günther Plaickner, Innungsmeister der Vorarlberger Friseure, sind aber noch nicht alle Fragen geklärt: „Wir wissen aktuell aber noch nicht genau, welche Tests zulässig sind. Reicht ein Antigentest oder muss es ein PCR-Test sein? Wie sieht es mit den Wohnzimmertests aus?“ Antworten darauf bleibt das Gesundheitsministerium bislang schuldig. „Die entsprechende Verordnung befindet sich aktuell noch in Ausarbeitung“, heißt es auf VN-Anfrage dazu. Plaickner, Inhaber des Intercoiffeur Plaickner in Götzis, hält die 3G-Regel grundsätzlich für zu strikt. „Körpernahe Dienstleister sollten gleich wie der Handel behandelt werden“, sagt er. Zutritt gäbe es dann ohne Kontrollen. „Wir halten alle Hygienemaßnahmen ein. Die Maskenpflicht gilt sowieso. Die Lockerung bedeutet für uns ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber ich hätte mir persönlich mehr Mut von der Regierung erwartet.“
Großveranstaltungen wieder möglich

Die Veranstaltungsregeln werden einfach. Die Personenobergrenze fällt weg, die 2G-Regel bleibt. Die FFP2-Maske muss weiterhin indoor und outdoor getragen werden. Sind keine Sitzplätze zugewiesen, darf bei Veranstaltungen ab 50 Personen nichts konsumiert werden. Die Sperrstunde bleibt bei 24 Uhr. Für das Conrad Sohm hat der Öffnungsschritt keine Konsequenz, wie Clubbesitzer Hannes Hagen erzählt. „Wir haben die nächsten Veranstaltungen im Conrad Sohm erst Ende März geplant.“ Stehkonzerte ohne Konsum von Getränken hält er für wenig sinnvoll. „Das ist sicher nicht im Sinne der Gäste. Wir hoffen auch darauf, dass Ende März, vielleicht Anfang April ein Betrieb ohne Maske möglich sein wird.“ Die 2G-Regel hat Hagen zufolge gut funktioniert. „Für uns ist die 3G-Regel nicht unbedingt einleuchtend, wenn gleichzeitig eine Impfpflicht gilt.“
Erleichterungen für Museen und Co.

Wie im Handel fällt auch für Museen, Kunsthallen und Bibliotheken die 2G-Pflicht. Die FFP2-Maske bleibt aber auch hier ständiger Begleiter. Stefania Pitscheider Soraperra, Leiterin des Frauenmuseums in Hittisau, hält die Erleichterung aber prinzipiell für ein positives Zeichen. Die kulturelle Auseinandersetzung sei systemrelevant. Es sei also wichtig, dass der Zugang zur Kultur wieder einfacher möglich ist. „Mit weiteren Lockerungen tritt auch mehr Planungssicherheit ein. Derzeit haben wir noch geschlossen. Wir haben uns wegen der aktuellen Lage entschieden, erst wieder am 6. März zu öffnen. Dann sind gleich drei Projekte parallel geplant, darunter eine Ausstellung, die wir verschieben mussten. Es ist weiterhin gefragt, auf Sicht zu fahren.“
Birgit Entner-Gerhold, Magdalena Raos
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