Darum arbeiten Frauen heuer 46 Tage gratis

Politik / 15.02.2022 • 04:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Darum arbeiten Frauen heuer 46 Tage gratis
Als eine, aber nicht einzige Ursache für die Gehaltskluft gilt ein Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen.  APA

Frauen verdienen rund 13 Prozent weniger als Männer, in Vorarlberg ist die Lücke enorm.

schwarzach Österreichische Frauen arbeiten heuer 46 Tage umsonst. Der sogenannte Equal Pay Day fällt auf heute, Dienstag. Das Datum markiert die Gehaltskluft zwischen den Geschlechtern, die rund 13 Prozent beträgt. In Vorarlberg ist die Lücke mit 22 Prozent deutlich größer als im bundesweiten Schnitt. Das bedeutet: Vorarlbergerinnen arbeiten ganze 81 Tage gratis. 2021 fiel der österreichweite Equal Pay Day noch auf den 21. Februar. Für Eva King von der Arbeiterkammer (AK) Vorarlberg ist diese Nachricht nicht positiv. Der geringere Unterschied lasse sich mit der Pandemie erklären, die strukturellen Probleme blieben.

Folgen der Pandemie

Der Equal Pay Day wurde mit Lohnsteuerdaten von 2020 ermittelt. Basis der Berechnung sind nur Vollzeit-Gehälter. Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben verwies auf die Auswirkungen der Pandemie, die sich in den Zahlen zeige: Bildungseinrichtungen waren teilweise geschlossen, häusliche Arbeit blieb oft an den Frauen hängen, dazu kamen Einkommensverluste. Arbeiterinnen verdienten 26,9 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, bei den weiblichen Angestellten und Vertragsbediensteten waren es 29,9 beziehungsweise 4,8 Prozent. Nur Beamtinnen erhalten um 5,7 Prozent mehr als Beamte. Am höchsten sind die Unterschiede in Vorarlberg, am geringsten in Wien.

Bei Vorarlberg LIVE verwies auch die stellvertretende AK-Direktorin King auf die Folgen der Coronakrise, die den Gender Pay Gap nur statistisch besser aussehen lasse. “Männer waren mehr in Kurzarbeit und haben Überstundenentgelte verloren.” Dadurch sanken ihre Einkommen. Vor allem Frauen hätten ihren Job verloren, arbeiteten weniger in Vollzeit. Mit Blick auf die enorme Kluft in Vorarlberg führt King an, dass es gerade im ländlichen Bereich an geeigneten Kinderbetreuungseinrichtungen fehle. In Unterschied dazu gebe es in Wien ein Recht auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr, die Erwerbsbeteiligung der Frauen sei höher, ebenso ihr Anteil bei den höher Gebildeten. Sie kritisiert auch: “In Vorarlberg werden Frauen strukturell schlechter bezahlt als Männer. Da gibt es Potenzial zum Gegensteuern.”

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Heike Lehner, Ökonomin beim wirtschaftsliberalen Institut “Agenda Austria” verweist unterdessen darauf, dass Frauen tendenziell in schlechter bezahlten Branchen, eher unter ihrem Qualifikationsniveau oder in kleinen Betrieben arbeiten würden als Männer. Seltener verfügten sie über „numerische Fähigkeiten“, die in der IT-Branche gefragt seien. Auch Kinder bezeichnet Lehner als wichtigen Grund. Karenzzeiten bedeuteten mangelnde Berufserfahrung und somit Einbußen. Viele Frauen wählten danach Teilzeit. Rechne man diese Faktoren heraus, reduziere sich der „unerklärbare Anteil“ am Gender Pay Gap deutlich.

Das gewerkschaftsnahe “Momentum”-Institut, bemängelt indes das Tempo bei der Gleichstellung: In der bisherigen Geschwindigkeit sei die finanzielle Schieflage noch 2362 gegeben. Wegen der hohen Teilzeitquote unter Frauen hat sich “Momentum” die Einkommen sämtlicher unselbstständig Beschäftigter angesehen. Demnach sähen Frauen sogar knapp 36 Prozent weniger auf dem Gehaltszettel als Männer, erklärt Ökonomin Sophie Achleitner. Der „wahre“ Equal Pay Day müsste also viel später stattfinden, nämlich erst im Mai.

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