Über die Angst in der Krise

Politik / 01.03.2022 • 04:45 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Über die Angst in der Krise
Die Corona-Demonstrationen werden aufgrund der Impfpflicht wohl trotz der fallenden Maßnahmen fortgesetzt. VN/STEURER

Die Dornbirnerin Noelle Lebernegg erforscht die gesellschaftlichen Entwicklungen während der Covid-Krise.

Wien Wie wirkt sich Covid-19 auf unser aller Leben aus? Wie steht die Bevölkerung zu den getroffenen Maßnahmen? Wie beurteilt sie die Kommunikation der Bundesregierung? Und über welche Medien informieren sich die Österreicherinnen und Österreicher während der Pandemie? Das „Austrian Corona Panel Project“ (ACPP) der Universität Wien versucht seit März 2020, das herauszufinden und die Stimmung im Land einzufangen.

Fast von Beginn an mit dabei ist die Dornbirnerin Noelle Lebernegg. Die 29-jährige Kommunikationswissenschaftlerin trat im März – kurz vor dem ersten Lockdown – ihre Stelle an der Universität an und beschäftigt sich im ACPP hauptsächlich mit der Mediennutzung und den Falschinformationen in der Krise: „Wir sehen, dass es eine Gruppe gibt, die Falschinformationen treu bleibt. Das sind so um die 14 Prozent der Bevölkerung. Natürlich fallen manchmal welche weg, manchmal kommen welche dazu, aber prinzipiell ist das immer derselbe Kern von Personen.“

Verbreitet werden Falschinformationen über verschiedene Wege, erwartungsgemäß aber vor allem im Internet: „Es gibt spezielle Plattformen und Chatgruppen, in denen sehr viel passiert. Gerade Soziale Medien sind ein Hort für Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben“, erklärt Lebernegg. Das liege insbesondere daran, dass wissenschaftsfeindliche und verschwörungsgläubige Personen im Internet mehr Inhalte produzieren und nicht nur „still mitlesen“. Die Verantwortung herkömmlicher Medien sei aber nicht zu unterschätzen; zum Beispiel mit ServusTV sei in den letzten Monaten ein Fernsehsender mit verschwörungstheoretischen Inhalten aufgefallen.

Maske als Reizobjekt

Aufgefallen sind auch die großen Corona-Demonstrationen in den vergangenen Wochen. Lebernegg glaubt aber nicht, dass diese gemeinsam mit den baldigen Lockerungen ein Ende finden: „Die Maske ist zum Beispiel zu einer Art Hassobjekt geworden. Solange die getragen werden muss, wird es wohl auch die Demos weiter geben.“ Auch die Impfpflicht sei hier ein großer Treiber. Ebenso würden sich viele Menschen über die zum Teil verwirrende Regierungskommunikation echauffieren: „Wenn dir immer wieder mit derselben Sache Angst gemacht wird, springst du darauf irgendwann nicht mehr an. Aber die Regierung hat immer weitergemacht.“ Und während die Medien vor allem zu Beginn der Krise für ihre Rolle als „Informationsüberbringer“ gelobt worden seien, sei jetzt die Kontrollaufgabe wieder wichtiger geworden. Die werde momentan auch wieder stärker erfüllt – außer aus Sicht einer kleinen Gruppe, die laut Lebernegg immer noch davon überzeugt sei, „dass die alle gekauft sind“. 

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