Schwenk beim Ende der Quarantäne

Abschaffung der Isolation ist mit Unsicherheit verbunden. Virologe mahnt zu Geduld.
schwarzach Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen abrupten Rückzieher hingelegt. Zunächst verkündete er, dass ab 1. Mai Corona-Infizierte nicht mehr dazu verpflichtet sind, sich zu isolieren. Dazu bestehe dann nur eine dringende Empfehlung. Wenige Tage später ruderte er zurück.
Die geplante Umstellung auf Freiwilligkeit werde doch einkassiert, es habe sich um einen Fehler gehandelt. In Österreich ist die Quarantäne nach wie vor verpflichtend, auch wenn seit 24. März gelockerte Bestimmungen gelten. Die Vorarlberger Landesregierung kann damit prinzipiell gut leben. Im Februar hatte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) noch eine Anpassung hin zu einem Influenzamanagement gefordert. Der Virologe Norbert Nowotny rät in der aktuellen Situation noch zu Geduld. Prognosen deuten nämlich auf einen deutlichen Rückgang bei den Fallzahlen hin.
Nur noch fünf Tage
Die neuen Empfehlungen von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sehen bereits eine deutliche Erleichterung bei den Quarantänebestimmungen vor. Demnach endet die Isolation für Infizierte ab dem fünften Tag automatisch, wenn sie mindestens 48 Stunden symptomfrei gewesen sind. Für weitere fünf Tage sind sie aber dazu verpflichtet, sogenannte Verkehrsbeschränkungen einzuhalten, also etwa eine FFP2-Maske zu tragen und auf Besuche in Gesundheitseinrichtungen, Gastronomie oder Veranstaltungen zu verzichten. Daraus können sich die Betroffenen mit einem negativen PCR-Test oder einem CT-Wert über 30 freitesten. An Verkehrsbeschränkungen müssen sich auch Kontaktpersonen halten, die nicht vollständig geimpft sind.
In der Vorarlberger Landesregierung gab es Mitte Februar Sympathien dafür, die Quarantäne abzuschaffen. So forderte Landeshauptmann Wallner damals, die Bestimmungen durch ein Influenzamanagement zu ersetzen. Nur Menschen mit Symptomen sollten zu Hause bleiben. Das klingt heute ein wenig anders. Mit der jetzigen Regelung, die zu Erleichterungen für symptomfreie Personen geführt habe, könne man gut leben, teilte das Land am Donnerstag auf VN-Anfrage mit. Für Kontaktpersonen sei das Influenzamanagement aber eine tragbare Variante. “Insbesondere wegen der Nähe zur Schweiz und Deutschland würde es einem annähernd einheitlichen Vollzug in der Bodenseeregion deutlich besser entsprechen.” In der Schweiz gilt indes auch für Infizierte seit 1. April grundsätzlich keine Isolationspflicht mehr.
Blick auf Herbst
Virologe Nowotny hält es für sinnvoll, noch abzuwarten, bevor die Quarantäneregeln ganz aufgehoben werden. Die Empfehlung des Bundes gehe ohnehin schon in diese Richtung. „Am Tag fünf sind aber etwa 80 Prozent der Menschen nach wie vor infektiös.“ Aus seiner Sicht ist es geboten, zumindest vorerst noch bei den geltenden Auflagen zu bleiben. Anders sehe es nach einer günstigen Entwicklung aus, mit der derzeit zu rechnen sei. „Ich gehe davon aus, dass Ende April, Anfang Mai fast alle, wenn nicht alle Maßnahmen aufgehoben werden können.” Im Herbst müsse die Situation dann wieder neu beurteilt werden. Der Experte plädiert dafür, dass die Politik bereits entsprechende Kampagnen für eine mögliche Auffrischungsimpfung vorbereitet.
Tatsächlich weist der Trend in eine erfreuliche Richtung. Das Covid-Prognosekonsortium geht in seiner aktuellen Voraussage von fast einer Halbierung der Infektionszahlen und sinkenden Spitalszahlen aus. Die Sieben-Tages-Inzidenz könnte kommenden Mittwoch bei 740 liegen, bei einer Schwankungsbreite von 590 bis 980. Am Donnerstag lag die Inzidenz nach dem AGES-Dashboard bei etwa 1348, In Vorarlberg bei 1324.