Aussetzen der Impfpflicht eine „politische, keine gesundheitliche Frage“

Politik / 26.04.2022 • 19:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Aussetzen der  Impfpflicht eine „politische, keine gesundheitliche Frage“
Mit dem Aussetzen der Impfpflicht wurde eine Chance vertan und Vertrauen verspielt, kritisieren Experten. APA/Barbara Gindl

Gesundheitsexperte Armin Fidler betont, dass auch für Jüngere das Risiko von Langzeitfolgen besteht.

Bregenz In Österreich ist die Impfpflicht aufgeschoben, aber nicht unbedingt aufgehoben. Im Bericht der Impfpflicht-Kommission wurde klar festgehalten, dass eine Auffrischung bis Herbst das Ziel ist.

Erststiche müssten sogar jetzt gesetzt werden, um bis dahin einen hohen Schutz zu garantieren. Zuletzt kritisierte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner das Hin und Her bei dem Thema. Die Regierung habe das Vertrauen der Bevölkerung und damit die Zukunft der Impfpflicht verspielt. „Wir haben das Thema leider politisch so unterminiert, dass es nun sehr schwierig ist, hier wieder Terrain zurückzugewinnen“, konstatiert auch Armin Fidler, der Vorarlberger Gesundheitsexperte und Covid-Berater der Landesregierung.

Impfpflicht für Berufsgruppen neu bewerten

Nach wie vor plädiert Fidler zumindest für eine Impfpflicht für all jene Menschen, die im Gesundheits-, Pflege- oder im Bildungsbereich arbeiten. „Sie gefährden ansonsten ihre Schutzbefohlenen“, sagt der Experte für öffentliche Gesundheit. Mit der allgemeinen Impfpflicht fielen diese Pläne jedoch vergangenen Herbst. Bislang gab es auch keine politischen Vorstöße mehr, in diesem Bereich eine Impfpflicht wieder voranzutreiben. Gesundheitsminister Johannes Rauch sagte den VN zum Beispiel bei seinem Antrittsinterview im März, er wolle an der Impfpflicht „nicht partikular herumschrauben“.

„Einfacher zu handhaben, zu kommunizieren, zu administrieren wäre eine allgemeine Impfpflicht“, sagt Fidler dazu. Er erinnert, dass auch bei Jüngeren Long Covid und Langzeitfolgen auftreten können: „Wir hören in diesem Zusammenhang jetzt zum Beispiel von rätselhaften Hepatitis-Fällen bei Kindern überall auf der Welt.“ Auch in Österreich gibt es erste Verdachtsfälle.

Schon jetzt zur Impfung motivieren

Die Empfehlung des nationalen Impfgremiums, die den vierten Stich erst ab 80 Jahren beinhaltet, kritisiert Fidler. Das sei zwar „besser als nichts. Aber es ist nicht nachvollziehbar und komplett praxisfremd.“ Eine vierte Dosis sei auch für Immungeschwächte oder Menschen ab 50 Jahren sinnvoll. Auch Virologin Dorothee von Laer betonte zuletzt gegenüber den VN die Sinnhaftigkeit einer Impfpflicht für vulnerable Personen.

„Das sind im Prinzip alles politische und nicht unbedingt gesundheitliche Fragen. Nach Milliarden von Impfdosen, die weltweit verteilt worden sind, ist die Situation klar: Die Impfung hilft und ist absolut sicher“, so Fidler. VN-JUS