Vorarlberg will Lehrerberuf attraktiver machen

Politik / 28.05.2022 • 04:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
In Vorarlberg herrscht vor allem in den Volksschulen ein Personalmangel. <span class="copyright">APA/Hans Punz</span>
In Vorarlberg herrscht vor allem in den Volksschulen ein Personalmangel. APA/Hans Punz

Pensionierungswelle, steigende Belastungen und schlechtes Image: Auch in Vorarlberg wird nach Lehrern gesucht

Bregenz/Wien “Müssen Lehrer_innen wirklich mit 65 in Pension gehen? Ist ja nur eine Frage”, twitterte diese Woche Neos-Abgeordneter Helmut Brandstätter und löst damit eine rege Diskussion aus. “Bin mir sicher, der Ansatz bringt viele neue Berufsanfänger”, lautet etwa eine Antwort. Vorarlberg setzt nun auf eine Attraktivierung, zum Beispiel durch Mietzuschüsse und berufsbegleitende Ausbildung.

Bei dem fehlenden Lehrpersonal handelt sich zwar um ein österreichweites Problem. Aber nicht jedes Bundesland ist gleich betroffen. Pandemie, Pensionierungswelle und administrativer Aufwand verschärfen das Problem. Hinzu kommen nun temporär die ukrainischen Kinder. In Wien werden etwa 50 bis 100 Schulklassen zusätzlich pro Jahr gebraucht. Auch der niederösterreichische Bildungsdirektor Johann Heuras bezeichnet den Lehrermangel in seinem Bundesland als “dramatisch”. Mit dem ausgebildeten Lehrpersonal könnte Niederösterreich nicht mehr auskommen. Daher sind auch Lehrerinnen und Lehrer in Ausbildung bereits in den Klassenzimmern tätig.

Mangel an Elementarpädagogen

In Vorarlberg setzen Land und Bildungsdirektion Maßnahmen gegen den Lehrermangel, unter anderem durch die Projektstelle “Arbeitsplatz Schule“, die VN berichteten. Vor allem in der Elementarpädagogik gibt es Personallücken. Betroffen ist im laufenden Schuljahr besonders der Bezirk Bregenz. Zur Zeit wird der Mangel durch Überstunden oder eine Aufstockung der Lehrverpflichtung entschärft. Auch pensionierte Lehrkräfte werden zum Teil gebeten, weiter zu unterrichten. Zu einem gewissen Ausmaß sind auch Studierende der Pädagogischen Hochschule Feldkirch bereits tätig.

Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) berichtet von einem Aufwärtstrend: An der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg hätten sich zum aktuellen Zeitpunkt insgesamt 115 Personen angemeldet – davon 72 in der Primarstufe und 43 in der Sekundarstufe. „In der Primarstufe bedeutet das eine erfreuliche Steigerung von 18 Prozent zum Vorjahr“, sagt sie.

Zudem sollen Quereinsteiger angelockt werden: Erstmals wird in Vorarlberg ab dem Wintersemester eine berufsbegleitende Lehrerausbildung starten, die geblockt abgehalten werden soll. Diese wird die PH Vorarlberg gemeinsam mit der PH Oberösterreich durchführen. Durch Informationsveranstaltungen sollen zudem kurzfristig Quereinsteiger mit langer Berufserfahrung erreicht werden. Dazu zählt aus aktuellem Anlass etwa auch Lehrpersonal mit Fluchterfahrung.

Aus anderen Bundesländern rekrutieren

Auch außerhalb von Vorarlberg sollen Lehrer rekrutiert werden. Geplant ist künftig eine jährliche Informationstour in jene Bundesländer, in denen es noch Absolventinnen und Absolventen auf Wartelisten gibt. Deshalb soll es eine Erhöhung beim Mietzuschuss um 60 Euro auf nunmehr 180 Euro monatlich geben, statt fünf Freifahrten in ihr Heimatbundesland erhalten die jungen Lehrkräfte aus anderen Bundesländern künftig ein Klimaticket. Bisher liegen 30 Anmeldungen für Lehrerstellen vor. „Aber wir brauchen mehr“, sagt Schöbi-Fink.

Als problematisch wird etwa gesehen, dass Lehrer trotz der deutlich höheren Lebenshaltungskosten im westlichsten Bundesland österreichweit gleich viel verdienen. Finanzielle Aufstockungen gibt es von Seiten des Bildungsministeriums in anderen Bereichen: 15 Millionen Euro hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) für administrative Kräfte in Aussicht gestellt, sieben Millionen für die Schulsozialarbeit.