Schlammschlacht um Downing Street No. 10

Der Kampf um die Nachfolge von Premier Boris Johnson ist eröffnet.
London Die Nerven in der Konservativen Partei liegen blank, der Kampf ums Erbe von Boris Johnson dürfte zu einer Schlammschlacht werden. „Die nächsten Wochen werden furchtbar“, zitierte die Zeitung „Times“ ein anonymes Kabinettsmitglied. Die Partei werde letztlich zerrissen werden. Kaum hatte der britische Premierminister am Donnerstag seinen Rückzug angekündigt, brachen die Gräben auf.
Da gibt es Vorwürfe über außereheliche Affären, Verletzungen der Corona-Regeln und dubiose Wirtschaftsverbindungen, wie die „Times“ schrieb. Abgeordnete würden daran erinnert, welche Leichen die anderen Bewerber im Keller haben. Die Partei will den Auswahlprozess bis zur Sommerpause des Parlaments am 21. Juli durchpeitschen. Bis heute, Montag, ist Zeit für Bewerbungen – Derzeit sind neun bekannt, bis zu 15 werden befürchtet.
An Ex-Finanzminister Rishi Sunak, aktueller Favorit der Buchmacher, ist beispielhaft zu sehen, wie zerrissen die Partei ist. Die einen loben den 42-Jährigen für seine Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung in den Himmel. Die anderen schmähen den Politiker, der der erste Premier mit asiatischen Wurzeln wäre, als Sozialisten. Geht es nach der konservativen Basis, haben Handelsministerin Penny Mordaunt und Außenministerin Liz Truss, deren Bewerbung noch erwartet wird, ebenso wie Sunak gute Aussichten. Der beliebteste Tory, Verteidigungsminister Ben Wallace, verzichtet.
Die Vorauswahl treffen die 358 Abgeordneten der Fraktion. Erst wenn nur noch zwei Bewerber übrig sind, entscheiden die Parteimitglieder. Wie viele das sind, ist unbekannt: Schätzungen reichen von 100.000 bis 200.000.
Wenn das Rennen dann entschieden ist – laut „Telegraph“ soll das bis zum 5. September der Fall sein –, dürfte die Schlammschlacht noch lange nicht vorbei sein. Viele Stimmen fordern bereits, dass die Siegerin oder der Sieger eine Neuwahl ausruft. Ansonsten hätten Gegner leichtes Spiel, dem neuen Bewohner von Downing Street Nummer 10 die Legitimität abzusprechen.


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