Kein Platz im Kindergarten: Warum Klara ein Jahr warten muss

Verena Schreiber hat für ihre Tochter Klara keinen Kindergartenplatz erhalten.
Bregenz Die Situation ist schwierig und das müssen aktuell Verena Schreiber und ihre Tochter Klara am eigenen Leib erfahren.
Die Stadt Dornbirn ist auf der Suche nach 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie fehlen, um die Kinderbetreuung im notwendigen Ausmaß anbieten zu können, erzählt Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP). „Vor drei Wochen waren es noch 20.“
Wie die VN berichteten, macht sich der Mangel an ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen auch in Feldkirch bemerkbar. Die Stadt sieht sich bereits gezwungen, das Angebot der Betreuungszeiten zu reduzieren.
Abgelehnt
Auch für Verena Schreiber und ihre Tochter Klara hat die Personalsituation in der Montfortstadt direkte Folgen. Im April erfuhr sie, dass sie keinen Kindergartenplatz für die Dreijährige bekommen wird. „Jetzt sind wir bei Plan B, dass Klara in der Spielgruppe bleibt. Unser Glück ist, dass sie in Rankweil eine betriebliche Kinderbetreuung besuchen darf.“ In Feldkirch wüsste Verena Schreiber nicht wohin. „In Altenstadt, wo wir wohnen, gibt es gar keine Spielgruppe. Wenn wir die betriebliche Kinderbetreuung nicht hätten, hätte unsere Tochter vermutlich wieder ein Jahr lang komplett zu Hause bleiben müssen“, befürchtet sie.

Dass es an Personal fehlt, ist nicht neu. Manche Gruppe mussten bereits heuer von Assistentinnen geleitet werden, da es keine ausgebildete Pädagogin dafür gab. „Die Meldungen sind diesbezüglich zwar spärlich. Aber ich gehe davon aus, dass sie in den kommenden Monaten zunehmen werden“, sagt Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP).
Um dem Bedarf besser entsprechen zu können, möchten Land und Gemeinden nicht nur den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen vorantreiben, sondern ihren Fokus auch auf Tageseltern legen. „In den vergangenen Jahren sank die Zahl der bei Tageseltern betreuten Kinder stark“, erklärt Angelika Hagspiel, Geschäftsführerin der Kinderbetreuung Vorarlberg GmbH. Das habe zum einen mit dem Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen zu tun, aber auch mit den Rahmenbedingungen die nicht ideal waren.“ 2021 wurden 171 Kinder bei 51 Tageseltern betreut.

Land, Gemeindeverband und Kinderbetreuung Vorarlberg haben sich nun auf eine neue Vereinbarung verständigt. Statt einer pauschalen Anstellung werden Tageseltern künftig stundengenau abgerechnet. Vorbereitungsstunden sind gefördert, ebenso Ausbildungsstunden. Werden mehrere Kinder betreut, gibt es eine Zulage. Angelehnt an die soziale Staffelung der Elterntarife für öffentliche Einrichtungen, ist eine solche auch bei Tageseltern geplant. Für sie wird es ohnehin günstiger. Ohne Förderung kostete ein halbtägiger Betreuungsplatz bei Tageseltern bislang bis zu 600 Euro monatlich, erläutert Hagspiel. Nun soll sich der Tarif jenen der öffentlichen Kleinkindbetreuung (rund 300 Euro) annähern. Möglich ist das auf Grund der höheren Förderungen von Land und Gemeinden.
Ein weiteres Standbein soll die betriebliche Kinderbetreuung werden. „Wir fördern sie wie jede andere Kinderbetreuungseinrichtung“, sagt Schöbi-Fink. Voraussetzung ist allerdings, dass die Unternehmen grundsätzlich bereit sind, Kinder zu nehmen, die nicht von Firmenangehörigen stammen. „Mir ist aufgefallen, dass viele Betriebe nicht davon wussten.“
Kinder nach Alter gereiht
Die Dreijährige Klara muss sich nun ein Jahr gedulden. Im vergangenen Jahr wurde sie zwei Vormittage in der Spielgruppe betreut, heuer sind es drei, erzählt ihre Mutter. „Sie wird sicher gerne hingehen. Da sie aber mit Ein- und Zweijährigen zusammen ist, ist das Angebot beim Spielen und Basteln ein anderes.“ Verena Schreiber hätte sich außerdem eine Betreuung bei ihr im Ort gewünscht. „Dann hätte Klara die Kinder kennengelernt, die hier leben und gleich alt sind.“ Am schlimmsten wäre es aber gewesen, hätte es gar keinen Platz für sie gegeben: „Wie hätte ich ihr erklärt, dass sie daheim bleiben muss?“ Die Begründung aus Feldkirch lautete übrigens, dass die Kinder absteigend nach Alter gereiht werden. Klara kam also aufgrund ihrer drei Jahre nicht zum Zug. Zumindest 2023 sollte für sie besser aussehen. Im Februar wird die kleine Altenstädterin nämlich vier.
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