Personalmangel führt zu langer Warteliste in Pflegeheimen

Aktuell stehen 200 Betten wegen fehlender Fachkräfte und Umbauarbeiten leer.
Schwarzach Der Personalmangel stellt das Pflegesystem auf die Probe. Zu spüren bekommen das vor allem die Betroffenen, aber auch die Bediensteten selbst.
„Aufgrund der letzten beiden Pandemiejahre kam es nicht nur vermehrt zu Berufsaussteigern, vielmehr hat das bestehende Personal Urlaube und Überstunden angehäuft, welche auch abgebaut werden müssen“, berichtet Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Diese Erholungsphasen seien zentral, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Denn Engpässe gibt es bereits.
Warten auf einen Pflegeplatz
Im ganzen Land stehen 2415 Betten zur Verfügung. 150 Betten können wegen Personalmangels nicht belegt werden. 45 Betten bleiben aufgrund von Umbauarbeiten leer. Das Angebot würde aber dringend gebraucht: 218 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger warten auf einen Platz im Pflegeheim (Stand Ende Juni), die meisten davon im Bezirk Feldkirch (69), gefolgt von Dornbirn (54), Bregenz (50) und Bludenz (45). Die durchschnittliche Wartezeit kann laut Wiesflecker mit vier bis sechs Wochen angegeben werden. „Selbstverständlich wird Dringlichkeit beurteilt, aber auch das Kriterium der Pflege- und Betreuungsintensität berücksichtigt: Wer kann aufgenommen werden, um eine Station nicht zu überlasten?“ Die Heimbetreiber versuchten täglich den Spagat zwischen Stabilisierung der Teams, Berücksichtigung der Arbeitszeiten und der Erfüllung des Versorgungsauftrags. „Die Personalsituation ist nach wie vor angespannt.“

78 Fachkräfte fehlen
Zwar sei die ambulante Betreuung und Pflege derzeit gut besetzt. Im stationären Langzeitbereich fehlen aber vor allem diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen. 35 Vollzeitstellen gehörten besetzt, dafür brauche es bei einem Anstellungsausmaß von 70 Prozent rund 50 Personen. Bei den Pflegeassistenzberufen fehlen 28 Arbeitskräfte für 20 Vollzeitstellen, rechnet die Soziallandesrätin vor. Bereits getroffene Maßnahmen hätten zwar erste Erfolge gezeigt, weitere Anstrengungen folgen unter anderem mit dem Pflegepaket des Bundes. Dieser steuert künftig mehr Geld für Zuschüsse zur Pflegeausbildung bei, ebenso für Gehaltserhöhungen in den Jahren 2022 und 2023. Zudem werden die Einsatzgebiete Pflegeassistentinnen und Pflegefachassistentinnen erweitert.
Vieles bewährt
Auf Landesebene hat sich laut Wiesflecker unter anderem die psychosoziale Unterstützung für das Personal bewährt, ebenso die Gehaltsverbesserungen, etwa die Zulage für zweijährig Ausgebildete. Im Bereich der ambulanten Pflege und Betreuung beurteilt die Landesrätin positiv, dass bei den mobilen Hilfsdiensten mehr Personen fix angestellt sind. Die Quote liegt aktuell bei zwölf Prozent. „In den Pflegeheimen bewähren sich ebenfalls Gehaltsverbesserungen, im Speziellen die Einspringerzulage und die Verbesserung der Nachtzuschläge.“ Den neuen Personalschlüssel und die Stärkung der Assistenzberufe beurteilt die Landesrätin positiv.

Druck auf die 24-Stunden-Betreuung
Vor Herausforderungen steht ebenso die 24-Stunden-Betreuung. „Auch in diesem Bereich lassen sich Wartezeiten nicht vermeiden“, erläutert Wiesflecker. Es würden sich zwar weiterhin Betreuerinnen finden, die Suche werde aber schwieriger. Im Jahresverlauf 2016 verzeichnete das Land 1799 Förderfälle, 2021 waren es 2252. Die Soziallandesrätin berichtete zuletzt von fünfprozentigen Steigerungsraten pro Halbjahr. Sollte die Unterbringung in der stationären Pflege schwieriger werden, steige der Druck. Zwar ist in diversen Pflegeheimen eine Aufstockung der Betten geplant, bis 2023/24 plus 75 Betten. Sie zu belegen, erfordert naturgemäß aber auch ausreichend Personal.
Gemeinschaftspflegekräfte fehlen auch
Wie schwierig die Suche ist, zeigt derzeit das Projekt der „Community Nurses“. Sie sollen das bereits etablierte System des Case & Care Managements im Bereich der Prävention sowie der Pflege erweitern. Ziel ist vor allem, regionale und niederschwellige Angebote in Wohnortnähe zu bieten. „An der Ausschreibung des Bundes zur Vergabe von Projektmitteln haben sich aus Vorarlberg fünf Kommunen beteiligt“, erzählt Wiesflecker. Jede hätte eine Zusage erhalten. „Bisher konnten aber nicht alle insgesamt genehmigten 8,55 Vollzeitstellen besetzt werden.“ In Dornbirn, Wolfurt und Bludenz gelang das zum Teil, in Bregenz gar nicht und in Lustenau werden noch Projektdetails besprochen.
Pflegebudget der Landesregierung für 2022
153,18 Millionen Euro hat das Land Vorarlberg im Bereich der Stationären Pflege und Betreuung für das Jahr 2022 budgetiert.
10,99 Millionen Euro sind für die ambulante Pflege in Vorarlberg vorgesehen.
6,90 Millionen Euro gibt es für die ambulante Betreuung.
1,18 Millionen Euro will das Land heuer in die teilstationäre Pflege und Betreuung investieren.
11,53 Millionen Euro sind für die häusliche Betreuung und Pflege budgetiert (Zuschuss und Förderung).
Der Bund übernimmt bekanntlich vor allem die Geldleistungen direkt an die Betroffenen Pflegebedürftigen in Form des Pflegegeldes, sozial- und pensionsrechtliche Absicherungen von pflegenden Angehörigen und 60 Prozent der 24-Stunden-Förderung. Darüber hinaus erhält das Land Vorarlberg 2022 15,96 Millionen Euro als Ersatz für den Entfall des Vermögensregresses und 16,46 Millionen Euro als Beiträge aus dem Pflegfonds.
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