Darum ist Vorarlberg an der Katastrophe vorbeigeschrammt

Politik / 23.08.2022 • 15:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Diese Aufnahme vom vergangenen Freitag zeigt ein Wohngebiet in Wolfurt. <span class="copyright"></span>
Diese Aufnahme vom vergangenen Freitag zeigt ein Wohngebiet in Wolfurt.

Extremunwetterereignis ging vergleichsweise glimpflich aus. Das Land rechnet mit einem zweistelligen Millionenschaden.
 

Bregenz Rekordregen, Überschwemmungen, Verkehrschaos, zahlreiche Feuerwehreinsätze: Der vergangene Freitag hat das Land und insbesondere das Rheintal in Atem gehalten. Letztlich kam Vorarlberg mit einem blauen Auge davon, verletzt wurde niemand. Nun geht es an die Analyse dieses historischen Unwetterereignisses. „Beim Wasser handelt es sich einerseits um unseren größten Bodenschutz, den wir in Vorarlberg haben, aber auch das größte Gefahrenpotenzial“, sagte der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP) am Dienstag nach der Regierungssitzung. Er sprach von Spitzenwerten, wie sie in der Messgeschichte noch nicht vorgekommen sind.

Stark betroffen vom Dauerregen war beispielsweise Dornbirn. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Stark betroffen vom Dauerregen war beispielsweise Dornbirn. VN/Rhomberg

“Nicht vorherzusehen”

Auch Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) betonte: „Das, was wir Freitagmittag, Nachmittag und am Abend erlebt haben, hat kein Prognosemodell vorausgesehen.“ Darauf verwies auch Gantner, und gab zu bedenken: „Wir müssen damit rechnen, dass die Natur nicht zu hundert Prozent vorhergesagt werden kann.“ Umso wichtiger sei ein intakter, gut funktionierender Hochwasserschutz, um entsprechend reagieren zu können. Seit dem Jahrhundert-Hochwasser 2005, das sich am Dienstag übrigens zum 17. Mal jährte, sind rund 450 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert worden. Im Unterschied zu damals, als fast das ganze Landesgebiet betroffen war, habe es sich heuer um ein kurzes Niederschlagsereignis gehandelt. Es habe in einem begrenzten Gebiet und vor allem an kleinen Gewässern Hochwasser ausgelöst.

Die Autobahnausfahrt Dornbirn Nord stand völlig unter Wasser. <span class="copyright">VN</span>
Die Autobahnausfahrt Dornbirn Nord stand völlig unter Wasser. VN

Im Rheintal fielen innerhalb von 24 Stunden gebietsweise 200 Liter Regen pro Quadratmeter, am Pfänder sogar 130 in drei Stunden. 2005 waren es innerhalb von fünf Tagen 300 Liter Regen pro Quadratmeter. Bis Samstagmittag musste die Feuerwehr zu mehr als 2000 Einsätzen ausrücken. „Wir rechnen mit Schadenssummen bis hin zu einer zweistelligen Millionenhöhe“, sagte Gantner. Landesfeuerwehrinspektor Herbert Österle berichtete von 800 Notrufen in einer Stunde, weshalb priorisiert werden musste.

Was den Hochwasserschutz angeht, verwiesen Schöbi-Fink, Gantner und Thomas Blank, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, auf Hotspots wie Kennelbach, Wolfurt und Dornbirn. Viele Maßnahmen seien schon umgesetzt worden, es soll aber noch weiter investiert werden. Der Landesrat thematisierte etwa die Situation an der Dornbirner Ach, wo ein hundertjährliches Hochwasser gemessen wurde. „2005 hätte das ‚Land unter‘ und eine Katastrophe bedeutet.“ Diese blieb für die Stadt aus. Der Landesrat sprach von einem “Weckruf der Natur”, der ernst genommen werde. Er hob auch das Konzept des integralen Hochwasserschutzes hervor. Dafür werden Maßnahmen zur räumlichen Vorsorge, zum Schutzwasserbau und dem Katastrophenschutz kombiniert.

In Altach sind Schrebergärten überflutet worden. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
In Altach sind Schrebergärten überflutet worden. VN/Stiplovsek

Die Bundesregierung plant auch, dass die Menschen künftig mit einer automatischen Nachricht auf dem Smartphone vor extremen Unwettern gewarnt werden. Eine entsprechende Verordnung zum sogenannten Public Warning System war am Wochenende auf Bundesebene in die vierwöchige Begutachtung gegangen. Gantner zufolge mahnt die Landeswarnzentrale schon länger ein solches Modell ein. „Wenn es rechtlich möglich ist, sind wir technisch sehr schnell in der Lage, das für Vorarlberg umzusetzen.“