Erhöhte Nervosität

Verstärkte russische Angriffe am Nationalfeiertag in der Ukraine befürchtet.
moskau, kiew In der Ukraine wächst unmittelbar vor dem Nationalfeiertag heute, am Mittwoch, die Nervosität vor verstärkten russischen Attacken. Dann ist es auch genau ein halbes Jahr her, dass Russland in sein Nachbarland einmarschiert ist. Die USA forderten ihre Bürger auf, das Land sofort zu verlassen.
Die US-Botschaft in Kiew veröffentlichte eine neue Sicherheitswarnung. Darin heißt es: „Das (US-)Außenministerium verfügt über Informationen, wonach Russland seine Bemühungen verstärkt, in den kommenden Tagen Angriffe gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine und Regierungseinrichtungen zu starten.“ Aus Furcht vor Raketenangriffen hatten die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt auch alle Großveranstaltungen rund um den Unabhängigkeitstag verboten.
Anhaltende Unterstützung
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte der Ukraine anhaltende Unterstützung zu. “Die internationale Gemeinschaft wird Russlands illegale, imperialistische Annexion ukrainischen Territoriums niemals akzeptieren”, sagte der Politiker bei einer Konferenz zur Lage auf der Krim, zu der er per Video aus Kanada zugeschaltet war. Die Partner der Ukraine seien vereint wie nie. Auch Außenminister Schallenberg (ÖVP) sagte der Ukraine weitere Unterstützung Österreichs zu.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte den Anspruch seines Landes auf die Halbinsel: “Ich möchte, dass Sie alle wissen: Wir werden auf jeden Fall zurückkommen!” Er warf Teilen der internationalen Gemeinschaft vor, die Ereignisse nach der russischen Annexion 2014 ausgeblendet zu haben. Für sein Land sei die Krim nicht irgendein Gebiet. “Für die Ukraine ist die Krim ein Teil unseres Volkes unserer Gesellschaft.” Bei dem Forum sprachen auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Japans Ministerpräsident Fumio Kishida und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Insgesamt waren mehr als 50 Teilnehmer aus Europa, Asien, Amerika und Afrika angekündigt.
Die strategisch wichtige Krim mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnern zählt völkerrechtlich weiter zur Ukraine. Nach Russlands Einmarsch Ende Februar haben Vertreter des angegriffenen Landes immer wieder von einer militärischen Rückeroberung der Halbinsel gesprochen.
“Für Russland gestorben”
Kremlnahe Politiker, Prominente und Familienmitglieder haben sich unterdessen in Moskau von der ermordeten russischen Kriegsbefürworterin Darja Dugina verabschiedet. „Sie ist für Russland gestorben“, sagte ihr Vater, der rechtsnationalistische Ideologe Alexander Dugin, bei einer Trauerfeier im Fernsehzentrum Ostankino. „In ihrer Kindheit waren fast die ersten Worte, die wir ihr beibrachten, natürlich „Russland“, „unser Staat“, „unser Volk“, „unser Imperium“.
Der Politiker Leonid Sluzki erklärte: „Wir haben das Recht auf unterschiedliche Positionen, aber im Wesentlichen sollten wir geeint sein wie nie zuvor in unserer gemeinsamen modernen Geschichte: Ein Land! Ein Präsident! Ein Sieg!“ Dugina galt als innige Verfechterin des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die 29-Jährige starb am Wochenende bei der Explosion einer Autobombe nahe Moskau. Russland macht für das Attentat ukrainische Geheimdienste verantwortlich. Kiew weist wiederum jegliche Beteiligung zurück.

