Schulschließung: Kinder müssen sich bald durch Wintergäste drängen

Politik / 06.09.2022 • 19:00 Uhr / 2 Minuten Lesezeit
Schulschließung: Kinder müssen sich bald durch Wintergäste drängen
VN

Es ist fix: Die zwei Kleinschulen in Partenen und Wald am Arlberg sperren zu. Für andere gibt es aber noch Hoffnung.

Schwarzach Das neue Schuljahr beginnt in Vorarlberg mit zwei Schulen weniger: Die Kleinschulen in Partenen und Wald am Arlberg müssen wegen Lehrermangel schließen und die Kinder ab kommender Woche in die Volksschulen Gaschurn und Dalaas.

„Wir haben von Annoncen bis Statusmeldungen alles versucht”, erklärt Stephan Sahler aus Partenen. Er selbst ist Vater zweier Söhne, die bislang die kleine Volksschule im Ort besuchten. Nun folgte die Ernüchterung: Die Bemühungen, eine Lehrperson zu finden, blieben vergeblich. Für die 15 betroffenen Kinder ändert sich der Schulweg und die Schule selbst. Sie nehmen die Neuigkeit unterschiedlich auf, wie Sahler weiß: Während sich die einen freuen, mit Freunden aus dem Fußballverein in die Schule zu gehen, gebe es auch jene, die seit Wochen Rotz und Wasser weinen. Ähnlich ist es bei seinen eigenen Söhnen: “Der eine freut sich auf die größere Klasse. Der Jüngere hingegen mag keine Veränderungen.”

Die Söhne von Stephan und Bettina Sahler reagieren unterschiedlich: Der eine freut sich auf die größere Klasse, der andere nicht.
Die Söhne von Stephan und Bettina Sahler reagieren unterschiedlich: Der eine freut sich auf die größere Klasse, der andere nicht.

In Wald am Arlberg teilen zwölf Kinder dieses Schicksal. Auch ihre Volksschule wird geschlossen. Es handle sich in beiden Fällen um eine vorübergehende Stilllegung, beteuert Landesstatthalterin und Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink: „Natürlich hoffen wir, dass die Stellen in einem oder zwei Jahren wiederbesetzt werden können. Denn wir wissen auch, dass es für jedes Dorf ein großer Einschnitt ins soziale Leben ist, wenn eine Schule stillgelegt wird.“

„Es ist für jedes Dorf ein großer Einschnitt ins soziale Leben, wenn eine Schule stillgelegt wird", sagt Schöbi-Fink. <span class="copyright">Shourot</span>
„Es ist für jedes Dorf ein großer Einschnitt ins soziale Leben, wenn eine Schule stillgelegt wird", sagt Schöbi-Fink. Shourot

14 Stellen unbesetzt

Bislang sind im Pflichtschulbereich acht Stellen unbesetzt. Vergangene Woche waren es 28, wie die Bildungslandesrätin erklärt. Die Dynamik sei groß. Das zeigte sich auch am Dienstag. Während am Vormittag noch von zwei unbesetzten Stellen für klassenführende Lehrpersonen an den Volksschulen die Rede war, gab es am Nachmittag wieder Hoffnung, wie die VN aus der Bildungsdirektion erfuhren: „Die letzten Gespräche laufen. In den nächsten Tagen könnte es noch zu einer Besetzung dieser Stellen kommen.“ Dann fehlt es in der Volkschule nur noch an Pädagogen im Bereich der Deutschförderung.

In den Mittelschulen läuft die Suche nach Lehrerinnen und Lehrern für technisches Werken, Deutsch und Physik, fasst Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani zusammen. An den Bundesschulen waren – Stand Dienstagvormittag – sechs Stellen offen, vor allem im Bereich der Informatik und Elektrotechnik.

Die Schülerinnen und Schüler von der Volksschule in Wald am Arlberg warben selbst für eine neue Lehrperson - vergeblich. <span class="copyright">DOB</span>
Die Schülerinnen und Schüler von der Volksschule in Wald am Arlberg warben selbst für eine neue Lehrperson - vergeblich. DOB

Gedränge mit Wintergästen

In Wald am Arlberg und Partenen ist es endgültig, dass die Volksschulen schließen. Das birgt für Eltern wie Schüler Herausforderungen, wie Stephan Sahler betont: „Bislang sind die Kinder über die grüne Wiese zur Schule, die haben das ganze Jahr kein Auto gesehen”, erinnert sich der Partenener. Nun müssen sie zur Hauptstraße. Der Schulbus und Skilift teilen sich eine Haltestelle. Sprich: Zu Mittag ist oft viel Gedränge von Wintergästen zu erwarten – die Schulkinder mittendrin.

Gleichzeitig sei die Schulschließung ein dunkler Vorbote. “Wenn eine Schule mal weg ist, ist es das Todesurteil einer Gemeinde”, warnt Sahler. Denn es drohten Gasthäuser und Nahversorger zu folgen. Noch dazu musste Schöbi-Fink vor den besorgten Eltern einräumen, dass in Vorarlberg noch nie eine stillgelegte Schule wieder in Betrieb ging, berichtet der Vater. “Die Erfahrung zeigt, zu ist zu.”

Matthias Rauch, Birgit Entner-Gerhold