Massengrab in zurückeroberter ukrainischen Stadt gefunden

Politik / 16.09.2022 • 04:01 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Die ukrainischen Ermittler in einer im Wald gelegenen Grabstätte bei Isjum. <span class="copyright">AP Photo/Evgeniy Maloletka</span>
Die ukrainischen Ermittler in einer im Wald gelegenen Grabstätte bei Isjum. AP Photo/Evgeniy Maloletka

Nach dem Abzug russischer Truppen ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der ostukrainischen Stadt Isjum ein Massengrab gefunden worden.

Kiew, Moskau “Russland hinterlässt überall Tod und muss dafür verantwortlich gemacht werden”, sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Videoansprache ohne weitere Details zu nennen. Ein leitender Polizeibeamter berichtete von einem Fund von mehr als 440 Leichen in einem Wald.

“Ich kann sagen, dass es sich um eine der größten Begräbnisstätten in den befreiten Gebieten handelt”, sagte der Chef der Ermittlungsbehörde der Polizei im Gebiet Charkiw, Serhij Bolwynow gegenüber Sky News. Er kündigte an, alle Leichen forensisch untersuchen zu lassen. “Einige starben durch Artilleriebeschuss, andere starben durch Luftangriffe”, so Bolwinow.

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“Ich möchte das nicht Butscha nennen – hier wurden die Menschen, sagen wir mal, zivilisierter beigesetzt”, so Kotenko dem TV-Sender Nastojaschtschee Wremja am Freitag. Der ukrainische Präsident Woldymyr Selenskyj hatte zuvor in einer Videoansprache vom Donnerstagabend von einem “Massengrab” in Isjum gesprochen, ohne Details zu nennen. Die Menschen in Isjum wiederum seien wohl gestorben, als Russlands Truppen die Stadt im Zuge der Eroberung Ende März heftig beschossen hätten, sagte der Vermisstenbeauftragte. “Die Mehrzahl starb unter Beschuss.” Die Bestattungsdienste hätten zum Teil nicht gewusst, wer die vielen toten Menschen seien. Deshalb stünden auf einigen Kreuzen nur Nummern. Derzeit bemühten sich die Behörden, ein Register mit den Fundorten der Leichen zu finden.

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AP Photo/Evgeniy Maloletka

Bei den mehr als 440 Leichen handelt es sich nach Angaben der ukrainischen Polizei überwiegend um Zivilisten. “Nach einer vorläufigen Schätzung sind es Zivilisten”, sagte Polizeichef Ihor Klymenko am Freitag auf einer Pressekonferenz. “Wir haben zwar Informationen, dass sich dort auch Soldaten befinden – aber wir haben noch keinen einzigen geborgen.” Die Exhumierungen werden fortgesetzt, fügte er hinzu.

Der ukrainische Präsident gab Russland die Schuld an den Toten und verglich die Entdeckung des Massengrabs in einer ersten Reaktion am Donnerstag mit den Ereignissen im Februar in Butscha, einem Vorort der Hauptstadt Kiew. “Butscha, Mariupol und jetzt leider auch Isjum: Russland hinterlässt überall Tod und muss sich dafür verantworten. Die Welt muss Russland zur echten Verantwortung für diesen Krieg ziehen”, forderte der Staatschef.

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AP Photo/Evgeniy Maloletka

Die Ukraine hat nach dem Abzug der russischen Truppen im Frühjahr aus dem Kiewer Vorort Butscha sowie in zahlreichen anderen Orten, darunter in der von Moskau eingenommenen Hafenstadt Mariupol, schwerste Kriegsverbrechen beklagt. In Butscha waren nach ukrainischen Behördenangaben Hunderte Zivilisten, in Mariupol Tausende getötet worden. APA