Neue ukrainische Erfolge bei Gegenoffensive

Politik / 04.10.2022 • 22:52 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Putin gerät nach Vorstößen der Ukraine unter Druck.Reuters
Putin gerät nach Vorstößen der Ukraine unter Druck.Reuters

An zwei Fronten gelingt der Ukraine ein Schlag gegen die Russen.

Kiew Die Ukraine meldet nach der völkerrechtswidrigen Annexion mehrerer Gebiete durch Russland weitere Erfolge bei ihrer Gegenoffensive. In der Südukraine habe die Armee fünf weitere Orte zurückerobert, hieß es aus dem ukrainischen Präsidentenbüro. Die ukrainische Gegenoffensive bereitet den russischen Einheiten nach Experten-Ansicht gleich an mehreren Fronten enorme Probleme. Die Ukraine diktiere im Moment das Tempo.

Einige russische Einheiten stünden laut einem Vertreter westlicher Sicherheitskreise so unter Druck, dass sie sich zum Rückzug gezwungen sähen – teilweise gegen den Willen der russischen Führung. Mit Blick auf den möglichen Einsatz von Nuklearwaffen hieß es von dem Beamten, man sehe keinerlei Anzeichen dafür, dass Moskau einen solchen Schritt vorbereite. Zuvor hatten Videoaufnahmen eines russischen Güterzuges für Spekulationen gesorgt. In Medien wurden unter anderem gemutmaßt, die auf dem Zug transportierten Fahrzeuge könnten zu einer Abteilung gehören, die für die Wartung des russischen Atomwaffenarsenals verantwortlich ist. Belege dafür gab es nicht.

Russland war am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert und hat inzwischen vier Gebiete in der Süd- und Ostukraine annektiert. Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag mit den von Moskau eingesetzten Besatzern die international nicht anerkannten Verträge über den Beitritt unterzeichnet. Nach Russlands Staatsduma ratifizierte am Dienstag auch der Föderationsrat Moskaus die völkerrechtswidrige Einverleibung. Putin muss das Annexionsgesetz nun noch unterschreiben, dann tritt es in Kraft.

Russland überfordert 

Doch auch britische Militärexperten sehen Probleme auf russischer Seite: Moskau ist demnach nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für eine große Zahl an Rekruten bereitzustellen. Ein Anzeichen dafür sei, dass der Einberufungszyklus in diesem Jahr einen Monat später als üblich beginnen solle, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine. Die jährliche Einberufung von etwa 120.000 Wehrpflichtigen in Russland unterscheide sich von der kürzlich beschlossenen Teilmobilmachung von Reservisten.

Russlands Präsident will nach offizieller Darstellung rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die besetzten Gebiete zu halten. Er hatte deshalb eine Teilmobilmachung angeordnet, was bei vielen Russen Panik auslöste, viele verließen das Land.

Russlands Nachbarland Kasachstan meldete etwa, dass seit der Teilmobilmachung vor knapp zwei Wochen bereits mehr als 200.000 russische Staatsbürger eingereist seien. Seit dem 21. September hätten 147.000 Russen die Ex-Sowjetrepublik aber wieder verlassen, sagte Innenminister Marat Achmetdschanow der Staatsagentur Kazinform zufolge. Zu den Hintergründen äußerte sich der Minister nicht.

Eine russische Rakete liegt im Garten eines Hauses in Kramatorsk. Russische Soldaten ziehen sich jedoch immer weiter zurück.Reuters
Eine russische Rakete liegt im Garten eines Hauses in Kramatorsk. Russische Soldaten ziehen sich jedoch immer weiter zurück.Reuters