Mutter-Kind-Pass: Länder drängen auf Reform

Sie fordern außerdem eine neue Struktur der Finanzierung des Gesundheitssystems.
Bregenz, Wien Die Honorare für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind seit 28 Jahren nicht angepasst worden. Und das, obwohl sich die Vorsorgeleistungen deutlich erhöht haben. Der Ärztekammer zufolge haben Wien, Niederösterreich und die Steiermark einen Ausstieg beschlossen, in den Kammern in Oberösterreich und Kärnten liefen zumindest entsprechende Vorbereitungen dazu.
Machen sie ernst, würden die Medizinerinnen und Mediziner die im Pass angeführten Untersuchungen nicht mehr als Kassenleistung anbieten. Die Landesgesundheitsreferenten haben am Freitag in Wien über das Thema beraten.
“Eindringlicher Beschluss”
„Es gab einen eindringlichen Beschluss, dass die Kosten abgedeckt werden müssen“, erläutert Vorarlbergs zuständige Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) auf VN-Anfrage. „Das ist wichtig für die Prävention.“ Zudem soll der Pass digitalisiert werden. Das Gesundheitsministerium müsse sich nun mit Sozialversicherung und Ärztekammer um entsprechende Regeln bemühen. Das Ressort von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte zuletzt versichert, dass sich die Reform des Mutter-Kind-Passes im Finale befindet.
Ein weiteres Thema der Gesundheitsreferenten am Freitag war der Finanzausgleich. Es brauche Verhandlungen über eine nachhaltige Gesundheitsfinanzierung, sagt Rüscher. „Die Herausforderungen werden immer größer.“ Sie verweist unter anderem auf die Demografie, chronische Erkrankungen oder die Personalsituation. Eine entsprechende Absicherung sei essentiell.

Derzeit sind die Bundesländer für das Spitalswesen zuständig und die Sozialversicherungen für den ambulanten Bereich. Was die Krankenhäuser angeht, zahlen die Sozialversicherungen nur einen Pauschalbetrag. Dieser wird jährlich angepasst, das hat mit dem Beitragsaufkommen zu tun. Die Kostensteigerungen lägen aber deutlich höher, sagte Salzburgs Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Er drängte auf eine “komplett neue Strukturierung in der Finanzierung des Gesundheitssystems.”
Die Länder wollen außerdem den Mangel an Fachärzten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie bekämpfen. Sie ersuchen den Bund, den Ausbildungsschlüssel auf eins zu vier zuerhöhen. Zudem soll aus ihrer Sicht bei der Psychotherapie auf Krankenschein mehr weitergehen.