Neue Neos-Obfrau: Claudia Gamon hat die besten Karten

Sabine Scheffknecht zieht sich als Chefin der Landespartei zurück.
Schwarzach Im Sommer dachte Sabine Scheffknecht noch nicht an Rückzug – zumindest nicht offiziell. Jetzt ist es doch so weit.
Die Neos-Chefin nimmt den Hut und will im Jänner die Führung der Pinken in Vorarlberg einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin übergeben. Wer es wird, machen die Pinken am Dienstag offiziell. Alle Zeichen deuten derweil aber auf die EU-Abgeordnete Claudia Gamon.

Als Grund für den Rückzug nennt Scheffknecht, dass die Amtszeiten bei den Neos bewusst begrenzt würden. „Wir sehen Politik nicht als Beruf auf Lebenszeit, sondern als Berufung für eine gewisse Zeit. Für uns ist klar, dass wir in der gleichen Funktion nur drei Mal kandidieren. So steht es auch in unserer Satzung“, erklärt die 44-Jährige. Ihre drei Perioden als Landessprecherin gingen im Jänner zu Ende „und ich habe mich entschieden, nicht noch einmal als solche zu kandidieren“. Sie bleibe aber Klubobfrau im Landtag und werde weiterhin mit vollem Elan weiterarbeiten.

Für die Partei selbst sei es wichtig, sich ständig zu erneuern, verteidigt Scheffknecht die zeitliche Funktionsbegrenzung. Das gute Team, das sie hinter sich habe, erleichterte ihr die Entscheidung zu übergeben. „Viele könnten meine Nachfolge antreten“, betont Scheffknecht.

Die besten Karten hat Claudia Gamon. Dem Vernehmen könnte sie jene Person sein, die bereits fix entschlossen hat, für den Vorsitz der pinken Landespartei zu kandidieren. Scheffknecht selbst hatte Gamon im VN-Sommergespräch als sehr gute Kandidatin „in Richtung 2024“ genannt – damals auf die Frage nach möglichen pinken Regierungsmitgliedern.
Auch zeitlich spräche viel für die 33-Jährige, die für die Neos von Oktober 2015 bis Juni 2019 im Nationalrat vertreten war und im Juli 2019 ins Europäische Parlament wechselte. Ihre aktuelle Funktion als EU-Abgeordnete läuft mit der Wahl im Jahr 2024 aus – just in jenem Jahr, in dem die Vorarlberger Landtagswahl planmäßig über die Bühne gehen soll.

„Die Entscheidung über meine Nachfolge treffe aber nicht ich“, sagt Scheffknecht. Sie liege bei der Mitgliederversammlung Anfang des Jahres. Ob die Noch-Obfrau auch über den nächsten Wahltermin hinaus Abgeordnete bleiben möchte, beantwortet sie nicht. „Jetzt machen wir einen Schritt nach dem anderen.“ Die Vorwahlen zur Landtagswahl fänden erst im Herbst kommenden Jahres statt. „Eine dritte Amtsperiode wäre möglich.“ Im VN-Sommergespräch meinte Scheffknecht übrigens selbst auf die Frage, wie lange sie Abgeordnete bleiben möchten: „Darf ich das ein bisschen humorvoll beantworten? Ich wollte als Kind immer schon Landeshauptfrau werden. (…) Ich glaube, ich könnte auch das.“
Laut Neos-Statut dürfen Regierungsmitglieder maximal zwei Perioden bleiben, Abgeordnete drei. Scheffknecht absolviert gerade die zweite Runde im Landtag. Im Vorfeld der Wahl 2014 übernahm sie den Posten der Neos-Obfrau, ehe sie als Mandatarin und Klubobfrau in den Landtag einzog. 2019 trat die Unternehmerin erneut als Spitzenkandidatin an. Als Obfrau ist sie mittlerweile in der dritten Periode angelangt. Diese dauern bei den Neos drei Jahre.

Den Pinken stünden große Wachstumsschritte bevor, klares Ziel sei die Regierungsbeteiligung, „nicht um jeden Preis, aber doch aus der Überzeugung heraus, dass wir das können und wollen und Teil der Veränderung sein werden“, hält Scheffknecht mit Blick auf ihre Nachfolge fest. Neben Gamon kämen die Landtagsabgeordneten Garry Thür und Johannes Gasser in Frage, ebenso die Feldkircherin Fabienne Lackner. Gerald Loacker, der bereits die dritte Periode im Nationalrat arbeitet, ist außerdem ein bekanntes Gesicht der Partei, wobei eine Übernahme durch den Abgeordneten wegen seiner oft strikten Positionen durchaus umstritten sein könnte. Außerdem ist es durchaus absehbar, dass er nochmals kandidiert: Das geht, weil die Neos im Nationalrat neben einer Periodenbegrenzung auch eine zeitliche Begrenzung festgelegt haben, „weil die Perioden dort eher kurz sind“, erklärt Scheffknecht. Voraussetzung ist aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit in der Mitgliederversammlung.
Am Ende stehen dann doch alle Zeichen auf Gamon. „Was ich meinem Nachfolger, meiner Nachfolgerin mitgeben würde, ist das Zuhören. Wir antworten konsequent allen, die sich an uns wenden. Offenbar ist es im politischen Alltag nicht mehr üblich.“ Dies sollte aber beibehalten werden. „Das würde ich ihr gerne mitgeben“, sagt Scheffknecht und gibt so ungewollt einen ersten Hinweis auf die künftige Frau an der pinken Spitze.
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