Teuerung bremst auch sozialen Wohnbau aus

Das Land betont die Anstrengungen im sozialen Wohnbau, die Bauträger sehen sich jedoch verstärkt unterm Preisdruck.
Von Birgit Entner-Gerhold, Magdalena Raos und Matthias Rauch
Bregenz Die Teuerung schlägt in allen Bereichen zu, auch im sozialen Wohnbau. Projekte mussten bereits verschoben werden, wie eine VN-Recherche zeigt. Die steigenden Kosten machen den sozialen Wohnbauträgern zu schaffen.
In einer Anfragebeantwortung von Jahresbeginn an die Neos berichtete Wirtschaftslandesrat Marco Tittler, dass die „Alpenländische Gemeinnützige Wohnbau GmbH“, die Vogewosi und die Wohnbauselbsthilfe in den Jahren 2020 und 2021 896 neue Wohnungen fertiggestellt haben. 2022 sollte für insgesamt 310 Miet- und 98 Kaufanwartschaftswohnungen der Baustart erfolgen. Sie sind über das ganze Land verteilt. Die Fertigstellung war für 269 Miet- und 114 Kaufanwartschaftswohnungen geplant, schlussendlich waren es laut Tittler sogar 295 Miet- und 114 Kaufanwartschaftswohnungen.

Für das Jahr 2023 sei laut dem Land im gemeinnützigen Bereich die Fertigstellung von 319 Mietwohnungen und 58 Kaufanwartschaftswohnungen sowie der Baustart für 391 weiteren Wohnungen vorgesehen. Das neue Wohnpaket des Landes sieht vor, dass 2023 eine Wohnung mit 68 Quadratmeter etwa mit 130.000 Euro gefördert wird. Dies stellt zu 2022 eine Steigerung um immerhin 10.000 Euro dar. Die Teuerung macht die Planung jedoch schwieriger.
Die Alpenländische musste bereits zwei Projekte in Rankweil und Bludenz auf das kommende Jahr verschieben, wie Geschäftsstellenleiterin Alexandra Schallegg den VN bestätigt. Die Projekte in Mäder, Fußach, Lustenau, Altenstadt und Vandans seien im Plan, ebenso jene in Dornbirn, Ludesch, Laterns und St. Anton. „Weitere Verschiebungen gab es bei uns nicht.“ Aktuell lägen die Errichtungskosten bei rund 4000 Euro netto pro Quadratmeter Wohnnutzfläche. Die Grundkosten seien dabei nicht eingerechnet. Die Kosten sind laut Schalegg um rund 15 Prozent gestiegen.

Thomas Schöpf, Geschäftsführer der Wohnbauselbsthilfe, kann den VN berichten, dass „wir heuer sämtliche geplante Wohnbauprojekte pünktlich fertigstellen konnten. Zuletzt war dies das Projekt Krumbach mit Mietbeginn am 1. Dezember.“ Im Mai erfolgte der offizielle Mietbeginn in Dornbirn Walchsmahd und St. Gallenkirch Gortipohl. In Summe konnte die Wohnbauselbsthilfe heuer insgesamt 233 Wohnungen übergeben, berichtet er. Schöpf betont aber auch, dass die steigenden Grund- und Baupreise sowie die zunehmenden Zinsen „jedenfalls eine unheimliche Auswirkung auf die Finanzierung der gemeinnützigen Projekte“ habe: „Sie stellen uns hinsichtlich Finanzierungslaufzeiten vor enorme Herausforderungen.“
Die Börse als Preistreiber
Die Vogewosi wusste bereits im Frühjahr, dass sie Projekte in Schwarzach und Wolfurt verschieben muss. Schwarzach soll noch im Februar 2023 angegangen werden, Wolfurt sobald das Ausschreibungsergebnis die Kalkulation eines leistbaren Entgelts zulässt, aber wohl auch noch 2023. Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz ging damals von einer Preissteigerung um rund 30 Prozent aus. „Die Kostentreiber sind vor allem die börsengehandelten Rohstoffe wie etwa Stahl, Kupfer und Aluminium. Vor allem Materialien, die in der Herstellung stark energieintensiv sind.“ Dennoch konnte die Vogewosi heuer auch Bauvorhaben fertigstellen, etwa in Blons, Lauterach und Feldkirch. In Bregenz-Feldmoos konnten im November die ersten 35 Wohnungen bezogen werden.

Auch 2023 steht einiges auf dem Programm. Nach Informationen von Februar sollte im kommenden Jahr der Baustart für 249 Miet- und 55 Kaufanwartschaftswohnungen erfolgen. „Wir haben bis jetzt vier Baubeginne im Neubau mit insgesamt 49 Wohneinheiten in Bludenz, Rankweil, Feldkirch und Bürs in Planung, erklärt Schalegg von der Alpenländischen. „Ob wir tatsächlich mit allen starten, ist noch nicht ganz gewiss.“ Grund dafür sei die Entwicklung der Baukosten, die immer noch im Steigen begriffen seien. „Weiters ist die Sanierung von zwei musterhaften Gebäuden in der Südtirolersiedlung in Bludenz für das Jahr 2023 geplant.
Thomas Schöpf von der Wohnbauselbsthilfe hält die neuen Wohnbauförderungsrichtlinien für richtungsweisend. Erst wenn diese feststünden, könne er mehr zur Umsetzbarkeit der künftigen Projekte sagen. „Wir werden sie gemeinsam mit den Gemeinden und der Landeswohnbauförderung hinsichtlich Dringlichkeit bewerten und dann situativ die Realisierbarkeit entscheiden.“

Thomas Schöpf (M.) beim Einweihungsfest in Satteins im September. Wohnbauselbsthilfe
Auch die Vogewosi steht noch vor offenen Fragen, unter anderem zu neuen Projekten in Götzis, Lech und Lustenau. In der Arlberggemeinde ist die Baugenehmigung noch ausstehend, Lustenau ist bereits in der Ausschreibungsphase. Götzis ist noch in der Projektentwicklung, in Hard wird bereits gebaut. Abgesehen von der Bodenseegemeinde, wo die Gewerke bereits vergeben sind, ist noch nicht absehbar, wie sich die Kosten für die Vogewosi entwickeln werden.
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