Migration: Von der Vorarlberger Grenze ins Tessin?

Politik / 13.01.2023 • 17:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Bahnhof Buchs ist ein Fixpunkt in den Grenzkontrollen der Grenzwacht, und das seit über einem Jahr. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Der Bahnhof Buchs ist ein Fixpunkt in den Grenzkontrollen der Grenzwacht, und das seit über einem Jahr. VN/Paulitsch

Seit Monaten reisen Menschen aus Afghanistan und Nordafrika über Vorarlberg in die Schweiz ein. Nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen.

Bern, Wien Seit über einem Jahr ziehen die eidgenössischen Grenzwächter jeden Morgen Dutzende Migranten aus dem Nachtzug aus Wien. Vor allem Menschen aus dem Maghreb, aber auch Afghanen, reisen per Zug durch Vorarlberg und die Schweiz in Richtung Frankreich.

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Aus Sicht der eidgenössischen Behörden findet diese Form der illegalen Migration seit einigen Wochen verstärkt an der Grenze des Tessins statt. Im November reisten 3417 Menschen ohne die notwendigen Papiere über das Tessin, das allein die Zollregion Süd bildet, ein, und damit im vergangenen Jahr erstmals mehr Menschen als in der Zollregion Ost.

Der Blick ist jedoch etwas unscharf: Sowohl die Grenze zu Vorarlberg wie auch die Grenze Graubündens zu Italien liegt in der Zollregion Ost. Die Statistik unterscheidet daher nicht zwischen Grenzübertritten im Kanton St. Gallen und Graubünden. Dennoch, jede Woche überqueren an die 1000 Migranten Ostgrenzen der Schweiz.

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Den einen Grund für die Bewegung nach Süden gibt es aber nicht. “Die Gründe für die Verschiebung von Migrationsrouten sind in der Regel vielfältig und das Resultat verschiedener Faktoren”, will sich Samuel Wyss vom Schweizer Staatssekretariat für Migration nicht festlegen. Die Fluchtroute über Bosnien und Kroatien gewann jedoch in den vergangenen Wochen an Attraktivität: Die Grenze zwischen Serbien und der Region der bosnischen Serben ist relativ durchlässig, Kroatien selbst seit heuer Schengen-Mitglied. Die ungarisch-serbische Grenze ist vergleichsweise dicht, auch Österreich und die Schweiz vereinbarten einen gemeinsamen Aktionskatalog.

Kroatien betont bereits die eigenen Anstrengungen in der Grenzsicherung. Doch Grenzzäune sind längst nicht der einzige Grund, weiß Heinz Holub-Friedreich vom Bundeskriminalamt in Wien: “Wichtige Faktoren sind das Wetter und jegliche polizeilichen Aktionen, die zu kurzfristigen Änderungen der Routen führen können.” Sprich, Kontrollen verlagern die Migrationsrouten eher, als dass sie diese verhindern. Und im Winter locken die milderen Temperaturen viele dazu, es südlich der Alpen zu versuchen. Hinzu kommt, dass im Winter allgemein weniger Migranten unterwegs sind.

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Auch das Zielland macht einen Unterschied, räumt Holub-Friedreich ein: “MigrantInnen, die in den französischsprachigen Raum reisen wollen, haben schon immer vermehrt diese Route gewählt.” Entsprechend wenig will man in Wien von einem allgemeinem Trendwechsel sprechen, gibt man sich vorsichtig. Bis zum nächsten Vernetzungstreffen der Transitländer will man jedoch ein waches Auge auf die Entwicklungen haben.

Sorgen bezüglich der Türkei

In der Schweiz sorgt man sich sowieso mehr wegen jener Migranten, die bisher in der Türkei ihr Auskommen fanden. Die Reiseerleichterungen und der hohe Druck auf die türkische Wirtschaft machen die Weiterreise nach Westen wieder attraktiver als in den vergangenen Jahren. Immer mehr Migranten versuchen es über Italien. In Bern erwartet man, dass diese ebenfalls Frankreich als Enddestination anstreben. Die Prognosen seien zwar noch unsicher, aber mit dem Frühjahr erwarten die Schweizer wieder mehr reisewillige Migranten an ihren Grenzen, im Süden wie im Osten.

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