Migrantentragödie im Mittelmeer

Politik / 26.02.2023 • 22:35 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Bisher wurden 43 Leichen aus dem Meer geborgen, die Opferzahl könnte noch weiter ansteigen. AFP
Bisher wurden 43 Leichen aus dem Meer geborgen, die Opferzahl könnte noch weiter ansteigen. AFP

Vor der Hafenstadt Crotone in Süditalien wurden mehr als 40 Flüchtlinge tot aus dem Meer geborgen.

Rom, Crotone Eine neue Migrantentragödie hat sich vor einem Strand vor der Hafenstadt Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien abgespielt: Mindestens 43 Leichen, darunter die vieler Kinder, wurden von der Küstenwache geborgen, die zur Rettung des in Seenot geratenen Bootes eingriff. 27 Leichen wurden an den Strand gespült. Die Suche nach den Vermissten dauerte an und wurde durch starken Wellengang erschwert. Das überladene Fischerboot, das laut der Küstenwache circa 120 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten und prallte wenige Meter vor der Küste gegen Felsen. Es zerbrach in zwei Teile. 80 Migranten konnten gerettet werden. Viele von ihnen konnten bis zum Ufer schwimmen. Patrouillenboote sind auf See mit der Suche nach Überlebenden beschäftigt. Polizei und Carabinieri sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes eilten ebenfalls zum Unglücks­ort.

Heuer bereits 13.067 Migranten

Das Unglück löste große Bestürzung in Italien aus. „Es ist kriminell, ein kaum 20 Meter langes Boot mit bis zu 200 Menschen an Bord bei schlechten Wettervorhersagen in See stechen zu lassen. Es ist unmenschlich, das Leben von Männern, Frauen und Kindern gegen den Preis einer Fahrkarte einzutauschen, die sie in der trügerischen Aussicht auf eine sichere Reise bezahlt haben“, kommentierte die italienische Premierministerin Giorgia Meloni. Ihre Regierung setze sich dafür ein, Migrantenabfahrten zu verhindern und die Kooperation mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu stärken.

Der Chef der ausländerfeindlichen Regierungspartei Lega und Vizepremier Matteo Salvini machte die Schlepper für die Tragödie verantwortlich, die „immer unsicherere und schäbigere Boote ins Meer schicken und dafür Millionen von Dollar kassieren, die in Waffen und Drogen reinvestiert werden“. Italiens Innenminister Matteo Piantedosi sprach von einer „riesigen Tragödie“. Jetzt sei es wichtig, die Anstrengungen fortzusetzen, um die Abfahrten von Migranten aus Nordafrika zu stoppen. „Es ist absolut notwendig, das Phänomen der illegalen Einwanderung zu bekämpfen. Skrupellose Menschenhändler sind am Werk, die, um sich zu bereichern, improvisierte Fahrten mit seeuntauglichen Booten und unter unzumutbaren Bedingungen organisieren“, beklagte der Innenminister.

Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen.  Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschließlich Donnerstag schon 13.067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5273). Tausende Menschen sind in den vergangenen Jahren bei Schiffbrüchen ums Leben gekommen.

Ein neues Gesetz der rechten Regierung Meloni, das diese Woche vom Parlament verabschiedet wurde, erschwert zudem die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Großteil der Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien.

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