Klimarat warnt vor Eskalation
Österreichische Experten pochen auf ein Klimaschutzgesetz und berichten von Schäden.
Interlaken „Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit des Planeten“, heißt es in dem im Schweizer Interlaken präsentierten Bericht des Weltklimarates (IPCC). Die Erwärmung liegt bereits bei rund 1,1 Grad. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung, bis zu 3,6 Milliarden Menschen, leben demnach in Regionen, die besonders starke Folgen des Klimawandels erleben dürften.
Die Wissenschaftler lassen also wieder einmal keine Zweifel offen: Bisherige Bemühungen, den Klimawandel zu mindern, verfehlen eine Stabilisierung des Klimas bei plus 1,5 Grad und zwei Grad, hieß es vom Climate Change Centre Austria (CCCA) in einer Aussendung unter Hinweis auf die Pariser Klimaziele. Mit jedem weiteren Zehntel Grad Erwärmung würden die Folgen weiter zunehmen, warnte das österreichische Klimaforschungsnetzwerk.
Doch der Weltklimarat zeigt auch klar auf, dass es noch nicht zu spät ist, um die dringend benötigte Klima-Trendwende endlich einzuleiten. Die österreichische Regierung müsse jetzt Meter beim Klimaschutz machen und das längst überfällige Klimaschutzgesetz auf den Boden bringen, fordert Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich.
Gewessler verweist auf ÖVP
Während es weltweit 20 Staaten im letzten Jahrzehnt gelungen ist, ihre Emissionen dauerhaft zu senken, ist in Österreich der CO2-Ausstoß seit 1990 fast unverändert, kritisierte WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner: „Um von der Nachzügler-Rolle wieder zum Vorreiter zu werden, brauchen wir dringend ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz und ein groß angelegtes Naturschutz-Programm.“
Auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) wurde am Montag bei einem Medientermin zum seit über 800 Tagen fehlenden Klimaschutzgesetz gefragt. Dieses ist seit 1. Jänner 2021 ausgelaufen, ein neues ist noch immer nicht in Sicht. „Wenn ich es alleine entscheiden könnte, hätten wir schon ein Klimaschutzgesetz“, sagte Gewessler dazu.
Die Klimakrise sei auch in Österreich nichts Abstraktes, heißt es von Seiten der österreichischen Hagelversicherung. „Die Erderwärmung ist in vollem Gange“, so deren Vorstandsvorsitzender Kurt Weinberger.
Er liefert Zahlen: „Während wir beispielsweise in Wien in den 80er-, 90er-Jahren jährlich noch ca. zehn Hitzetage, also Tage mit mehr als 30 Grad Celsius hatten, sind es jetzt knapp 30 Hitzetage pro Jahr, also das Dreifache.“
Spürbar sei die Erderwärmung aber auch an den zunehmenden Wetterextremen, die die Landwirtschaft unmittelbar und als erstes treffen. Sie nehmen an Häufigkeit und Intensität zu: Hagel, Sturm, Überschwemmung, Frost und vor allem die Trockenheit – diese Wetterrisiken schweben wie ein Damoklesschwert jährlich über der Landwirtschaft und führen zu massiven Ernteausfällen. VN-JUS
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