Keine Übersterblichkeit mehr

Bundesweit wird mit Normalisierung gerechnet, in Vorarlberg ist es schon so weit.
SCHWARZACH In den drei Jahren nach Ausbruch der Coronapandemie hat es ungewöhnlich viele Sterbefälle gegeben. Jetzt scheinen sich die Verhältnisse jedoch zu entspannen: In den ersten 13 Kalenderwochen, in die das erste Quartal fällt, sind heuer in Vorarlberg insgesamt 851 Menschen gestorben. Das ist vorläufigen Angaben der Statistik Austria zu entnehmen. Es handelte sich damit um ähnlich viele wie in den Vergleichszeiträumen 2015 bis 2019 durchschnittlich (849). Berücksichtigt man die Effekte, die allein mit der Alterung einhergehen, hätten es sogar deutlich mehr sein müssen. Die Einflüsse sind jedoch vielschichtig.

„Österreichweit gibt es nach wie vor eine erhöhte Sterblichkeit“, berichtet Ramon Bauer, Leiter der Wiener Landesstatistik: „Die Hoffnung ist jedoch, dass sie sich in den kommenden Wochen und Monaten wieder in einem normalen Bereich einpendelt.“
Analyse aller Bundesländer
Bauer und sein Team haben in der Pandemie die Entwicklung in allen Bundesländern festgehalten und analysiert. 2020 bis 2022 habe es jeweils acht, neun Prozent Übersterblichkeit gegeben. Allerdings: In den ersten beiden Jahren habe sie sich „sehr stark“ mit den Corona-Todesfällen gedeckt. Im vergangenen Jahr habe sich das „ein bisschen entkoppelt“, seien also weitere Gründe ins Gewicht gefallen: „Auch die Hitzewelle im Sommer und mehr noch die Grippewelle ab dem Spätherbst haben zu einer Übersterblichkeit beigetragen.“ Durchwegs betroffen habe sie fast ausschließlich über 65-Jährige.
“2022 haben auch die Hitzewelle im Sommer und mehr noch die Grippewelle ab dem Spätherbst zu einer Übersterblichkeit beigetragen.”
Ramon Bauer, Demograph
Das spricht auch gegen eine Behauptung, die sich in Teilen der Gesellschaft hartnäckig hält: Dass die Übersterblichkeit auf die Coronaimpfung zurückzuführen sei. „Es gibt keine Indizien dafür, dass die Impfung zu signifikant mehr Sterbefällen geführt haben könnte“, sagt Bauer. Im Gegenteil, wenn sie einen Einfluss hätte, müsste es in allen Altersgruppen eine Übersterblichkeit geben. Außerdem müsste sie in vergleichbaren Staaten, in denen ebenfalls geimpft worden ist, ähnlich groß sein. Das sei jedoch nicht der Fall. In Schweden etwa gebe es keine mehr.

Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut hält in einem Sicherheitsbericht fest: „Auch wenn Todesfälle in zeitlicher Nähe zur Covid-19-Impfung weltweit berichtet wurden, wurde in mehreren Studien gezeigt, dass Covid-19-Impfungen insgesamt und insbesondere auch bei älteren Personen nicht zu einer Übersterblichkeit führen.“
Andere Gründe für die Entwicklung bleiben möglich. Wobei vieles erst wissenschaftlich belegt oder widerlegt werden muss. Eine Hypothese ist laut Bauer etwa, dass aufgrund eines eingeschränkteren Zugangs zum Gesundheitssystem gewisse Vorsorgeuntersuchungen nicht stattgefunden haben und daher Menschen gestorben sind. „Auch dafür gibt es aber noch keine direkten Belege“, so der Demograph.
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