Ein Drittel der Vorarlberger hält das Gesundheitssystem für veraltet

Politik / 21.04.2023 • 18:15 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger wünschen sich mehr Tempo bei der Digitalisierung im Gesundheitssystem.<span class="copyright"> APA/Fohringer </span>
Viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger wünschen sich mehr Tempo bei der Digitalisierung im Gesundheitssystem. APA/Fohringer

Der Gesundheitsminister will die Digitalisierung im Gesundheitswesen ausbauen.

Wien, Schwarzach Der Ärztemangel macht sich in Vorarlberg an vielen Ecken bemerkbar. Lange Wartezeiten auf Termine und in Wartezimmern sind die Folge. Eine österreichweite Umfrage durch Marketagent im Auftrag des Technologieunternehmens Cisco zeigt: 33,9 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger halten das Gesundheitswesen für veraltet. Dabei könnte ein Modernisierungsschub inklusive digitaler Lösungen den Druck auf das Gesundheitswesen reduzieren.

Die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsangeboten sei generationsübergreifend, fasst Peter Schuller, Digital-Healthcare-Experte bei Cisco, die Ergebnisse der Erhebung zusammen. “Der Einsatz digitaler Technologien senkt Kosten, steigert
Effizienz und wirkt dem Personalmangel entgegen – und bedeutet damit eine Erleichterung für alle Beteiligten”, sagt Schuller.

Vorarlberger wünschen sich mehr Digitalisierung

Die Covid-19-Pandemie habe die Wichtigkeit von digitalen Angeboten weiter in den Fokus der Bevölkerung gerückt, so Schuller. Laut Erhebung halten 44 Prozent der Befragten digitale Lösungen für ein Mittel zur besseren Krisenbewältigung. Besonders Haushalte mit zwei Elternteilen und Kindern empfinden digitale Angebote als entlastend in Krisenzeiten.

So überrascht es nicht, dass sich sogar die Hälfte aller Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mehr Tempo bei der Digitalisierung im österreichischen Gesundheitswesen wünschen. 63 Prozent sind überzeugt, dass sie sich durch eine ausgebaute Digitalisierung Zeit ersparen können. 53,3 Prozent denken, dass sich die Qualität ihrer gesundheitlichen Versorgung dadurch verbessern würde.

Rauch: Vertrauen als Herausforderung

Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) will die Digitalisierung des Gesundheitswesen vorantreiben. Bis Ende des Jahres will er mit Florian Tursky (ÖVP), Staatssekretär für Digitalisierung, einen Fahrplan erstellen. Eine große Herausforderung werde es sein, den Menschen den Nutzen der und das Vertrauen in die Digitalisierung nahezubringen, meinte Rauch.

Gesundheitsminister Johannes Rauch. <span class="copyright">APA/Schlager</span>
Gesundheitsminister Johannes Rauch. APA/Schlager

Der Gesundheitsminister erinnerte daran, dass sich von der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) bei der Einführung 2013 drei Prozent abgemeldet haben. “Ohne Vertrauen gibt es keinen Nutzen für künstliche Intelligenz.” Österreich habe in Europa mit ELGA zunächst eine Vorreiterrolle eingenommen, so Rauch.

Ärztekammer unterstützt Digitalisierung

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) begrüßt das Vorhaben. “Wir als Spitalsärztinnen und Spitalsärzte bieten ihm dabei jede Unterstützung an, denn insbesondere in den Spitälern ist digital noch viel Luft nach oben, wie wir seit Jahren betonen”, sagte Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. “Alles, was im Spital nicht mehr analog gemacht werden muss, sondern automatisch und digital erledigt werden kann, seien es die ärztliche Dokumentation, die Entlassungsbriefe oder das Personalmanagement, entlastet unsere Ärztinnen und Ärzte. Das befreit von unnötiger Bürokratie und bringt mehr Zeit für das, wofür wir eigentlich da sind: fürs Arztsein und für die bestmögliche Betreuung unserer Patienten.”

Aber es dürfe bei der konkreten Umsetzung ELGA keineswegs als Vorbild dienen, warnte Mayer: “Denn ELGA ist leider kein Best-Practice-Beispiel. Wir brauchen effiziente, zeitsparende und vollständige Tools. Datenschutz darf keine Ausrede für bestehen bleibende Insuffizienz sein.”

Digitale Rezeptverschreibung sehr erwünscht

Insgesamt zeigen sich die Österreicherinnen und Österreicher aber offen gegenüber digitalen Angeboten in mehreren Bereichen des Gesundheitswesens. Grundlegend sind eine Erleichterung des Alltags und der Faktor Zeit. 71,6 Prozent wünschen sich mit einer digitalen Rezeptverschreibung einfachere Prozesse. 68,4 Prozent schätzen die Möglichkeit zur Online-Terminvereinbarung. Jeweils rund 60 Prozent der Befragten wünschen sich einen digitalen Impfpass sowie die Möglichkeit zur digitalen oder telefonischen Krankschreibung.

Angebote in Krisen

Auch Angebote wie virtuelle Sprech- oder Therapiestunden stoßen auf Zustimmung, informiert Cisco Österreich. Besonders Frauen und Personen der Generation Z und Millennials wünschen sich eine bessere Verfügbarkeit von Online-Therapie, beispielsweise im Rahmen einer Psychotherapie. Bei den 14- bis 19-jährigen wünscht sich sogar die Hälfte mehr Onlineangebote für Psychotherapiestunden.

Zur Studie

Die Studienergebnisse zu Digital Healthcare beruhen auf einer Online-Befragung des

Marktforschungsinstituts Marketagent, die von Cisco Österreich in Auftrag gegeben wurde.

Im Zeitraum von 23.02. bis zum 28.02. haben 1001 Personen von 14 bis 75 Jahren aus

ganz Österreich an der Erhebung teilgenommen.


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