Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Teure Heimat

Politik / 11.05.2023 • 06:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Zu einem Staat gehört eine Hymne, die dieses Gemeinwesen lobpreist und gesetzlich vor herabwürdigender oder entstellender Singweise geschützt ist. Da die Länder in Österreich Staaten sind (sonst würde sich die Republik auch nicht als Bundesstaat bezeichnen), gibt es auch Landeshymnen. So einfach ist das. Eine Ausnahme bildet nur Wien: Es wird zwar in vielen Liedern besungen, hat aber (vielleicht gerade deshalb) keine eigene Hymne.

„Ob sie das stimmlich etwas herausfordernde Lied auch tatsächlich singen, wurde nicht gefragt.“

Mit dem Verzicht darauf erspart sich Wien gerade einigen Ärger. Die IG Autorinnen Autoren bekrittelte unlängst den Text von vier Landeshymnen als überholt oder ihre Autoren als nationalsozialistisch oder antisemitisch inspiriert. Ob die betroffenen Länder reagieren, ist fraglich. Man lässt sich schließlich ein Landessymbol nicht so einfach diskreditieren, mag auch manche Kritik durchaus berechtigt sein.

Die Vorarlberger Hymne ist unbeanstandet geblieben. Gegen den Komponisten und Autor Toni Schmutzer liegt offenbar nichts vor. Und dass das Ländle eine teure Heimat ist, wie im Liedtext gepriesen, kann man ohnehin nicht in Abrede stellen. Insoweit ist der Text, freilich in etwas anderem Sinn als ursprünglich gemeint, gerade heute besonders aktuell.

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Eine Umfrage im Jahr 2003 ergab, dass die Landeshymne – wie es sich gehört – das bekannteste Lied ist, das die Menschen in Vorarlberg mit dem Land verbinden (immerhin 50 Prozent der Befragten). Ob sie das stimmlich etwas herausfordernde Lied auch tatsächlich singen, wurde nicht gefragt. Die teure Heimat landete überraschend vor der „inoffiziellen Landeshymne“ aus den 1970er Jahren, „Oho Vorarlberg“ von Bilgeri/Köhlmeier. Die dritte Stelle sicherte sich „Fahrn mer no a kläle“ über das legendäre Bregenzerwälderbähnle.

Es wäre interessant zu erfahren, ob sich das Stimmungsbild in der Zwischenzeit wesentlich geändert hat. Für die meisten Menschen dürfte aber ohnehin wichtiger sein, dass die Politik dafür sorgt, die teure Heimat ein wenig leistbarer zu machen.

Peter Bußjäger ist Direktor des ­Instituts für Föderalismus und ­Universitätsprofessor in Innsbruck.

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