Ein langer Weg zum schlechten Ende
Aus dem „Heckenschützen“ Doskozil wird nun ein Gejagter von zwei Dritteln der Partei
Nicht alles endet gut, was lange währt. Das hat die SPÖ gezeigt, lange bevor das Ergebnis der Mitgliederbefragung gestern bekannt wurde. Durch die unverständliche Wartezeit verlor die Abstimmung an Spannung. Durch ihre getrennten Auftritte verminderten die Kandidaten die Chance auf ein gegenseitiges Händereichen. Durch die holprige Abwicklung zerstörte die Partei jegliches Vertrauen in ihre Organisationsfähigkeit.
So stand die Glaubwürdigkeit des Ergebnisses ebenso im Mittelpunkt wie der Ausgang an sich. Das sich dann als totes Rennen entpuppte. Hans Peter Doskozil behielt zwar knapp die Nase vorne, aber große Siege sehen anders aus. Trotz der beachtlichen Wahlbeteiligung sind 2.316 Stimmen mehr als Andreas Babler und nur 2.491 Vorsprung auf Pamela Rendi-Wagner zu wenig, um mit Fug und Recht die Sammlung der Partei hinter sich zu verlangen.
Rendi-Wagner hat alles auf eine Karte gesetzt und verloren.
Kathrin Stainer-Hämmerle, Politologin
Rendi-Wagner hat alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Sie wird der Politik wohl mit ihrem Parteimanager Deutsch den Rücken kehren. Spätestens in neun Tagen ist klar, ob Babler seine Androhung auch als Zweiter am Parteitag zu kandidieren wahrmacht. Mit dem Wiener Bürgermeister gibt es allerdings noch einen vierten Spieler am Feld. Denn eines offenbarten die letzten Wochen: Michael Ludwig und Doskozil werden keine Freunde mehr. Aus dem Weg gehen können sie sich aber als Teil der Landeshauptleutekonferenz ebenso wenig. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis neue parteiinterne Differenzen genüsslich in den Medien kommentiert werden.
Doskozil hat gestern die Rolle gewechselt. Aus dem „Heckenschützen“ wird nun ein Gejagter von zwei Dritteln der Partei, die ihn nicht unterstützt haben. Auf dem Parteitag gilt es jedenfalls die 75-Prozent von Rendi-Wagner zu überspringen. Ihre Anhänger braucht der neue Vorsitzende für seine inhaltliche Neuausrichtung der Partei und seine Pläne für eine Ampel-Koalition. Nebenher gilt es seine eigene Nachfolge im Burgenland besser zu orchestrieren. Doskozil wird bald erkennen, dass sich mit absoluter Mehrheit im Burgenland Ideen praktischer umsetzen lassen als nur theoretisch in der eigenen Bundespartei. Für einen Wahlsieg reichen neue Stimmen von FPÖ und ÖVP nicht. Dazu braucht es vor allem die Landesparteien.
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