Diese Islam-Studie birgt auch in Vorarlberg viel Sprengstoff

Kritische Fragen zum Islam an Schulen treffen auf Ablehnung von offiziellen Schulvertretern.
Wien, Bregenz Ednan Aslan (63), Professor am Institut für Islamische Religionspädagogik an der Universität Wien, sorgt im Zusammenhang mit einer Studie wieder einmal für viel Diskussionsstoff. Er betreut die Dissertation einer Studentin, die mittels eines umfangreichen Fragebogens Erkenntnisse über die Effekte des islamischen Religionsunterrichts auf Jugendliche gewinnen möchte.
Die Studie umfasst drei Teile: Fragen zum Studienteilnehmer, Wissensfragen und Fragen zu Einstellungen bezüglich Religion und gesellschaftlicher Werte. Es geht dabei unter anderen um Haltungen zu Demokratie, Toleranz, Antisemitismus, geschlechtlicher Orientierung oder Autoritäten.
Von Vorarlberg habe er bereits mehrere ausgefüllte Fragebögen erhalten, sagt Professor Ednan Aslan.

“Vorurteile, Stereotypen”
Noch ehe die Ergebnisse vorliegen, gibt es wegen des Fragebogens viel Kritik. Muslimische Kreise gehen mit Aslan hart ins Gericht. „Ethisch fragwürdig ist diese Umfrage. Muslimische Jugendliche werden unter Generalverdacht gestellt. Es werden auch Fragen gestellt, die auf Vorurteile und Stereotypen abzielen“, schimpft Abdi Tasdögen, Fachinspektor für islamischen Religionsunterricht in Vorarlberg. Weiterer Vorwurf an Aslan: Er habe „später“ Fragen ins Internet gestellt, wo alle Menschen weltweit Zugang hatten.
Aslan sei eine sehr umstrittene Person. Das habe er bereits mit der Kindergartenstudie (Anmerkung: 2015, Untersuchung islamischer Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien) bewiesen.

Aslan kontert
Professor Ednan Aslan kontert im Gespräch mit den VN scharf. „Die heftige Reaktion von muslimischer Seite ist für uns nicht neu. Sie ist aber sehr belastend für junge Forscherinnen. Die werden dadurch sehr verunsichert und demotiviert.“ Die Bewertung der islamischen Theologie in einem modernen Kontext werde als Angriff verstanden. „Es treten dann weltweit professionelle Netzwerke in Aktion, die eine solche Studie im kleinen Österreich von Kuwait über Afghanistan, Indonesien bis in die Türkei für ideologische Zwecke aufblasen, um Feindbilder zu befeuern. Zum Beispiel, dass der Westen islamophob und rassistisch ist und gegen Muslime Krieg führe. Genau das ist mit dieser Studie auch passiert.“
Die Befragung
„Effekte des islamischen Religionsunterrichts in Österreich“
Was der Universitätsprofessor bemerkenswert findet: „Während die Vertreter dieser Netzwerke bei uns die größtmögliche Freiheit genießen, sollten andere, die deren Aktivitäten unter die Lupe nehmen, diese Freiheiten nicht in Anspruch nehmen.“
Abdi Tasdögen wird von Aslan heftig kritisiert. „Er ist gleichzeitig Inspektor für den islamischen Religionsunterricht und politisch für die islamische Gruppe Milli Görus. Eine solche Machtfülle gibt es nicht einmal in der Türkei. Milli Görus leistet bekanntlich keinen Beitrag für Integration und Demokratisierung, ganz im Gegenteil“, bezieht der Wissenschaftler klar Position.
Ablehnung durch BID
Die Vorarlberger Bildungsdirektion (BID) und Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink reagieren auf die Studie mit fast solidarischer Ablehnung. Laut BID wurden die von Professor Aslan vorgelegten Fragebogen nicht an die Religionslehrerinnen und -lehrer weitergeleitet. An neuen Schulen sind die Fragen außerhalb des Unterrichts zur Beantwortung übermittelt worden, heißt es von der Bildungsdirektion. „Wir lehnen die meisten Fragen ab, halten diese für zu persönlich, negativ besetzt und tendenziös und somit für eine Befragung über die Schule unangemessen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani unter anderem.

Eine ähnliche Distanzierung hatte es vor einigen Tagen von Bildungsminister Martin Polaschek gegeben. Das lässt Prof. Aslan so nicht stehen. „Ich habe um ein klärendes Gespräch mit dem Minister gebeten. Ich möchte über die Hintergründe seiner Ablehnung Bescheid wissen.“

Mit seinen Islamstudien im Bildungsbereich hat sich Prof. Aslan das Leben für sich selber und seine Familie nicht leichter gemacht. „Meine Familie und ich bekommen immer wieder Drohungen von islamischer Seite. Gelegentlich nehme ich auch Polizeischutz in Anspruch.“