Mit heiserer Stimme an die Spitze der SPÖ

Hans Peter Doskozil braucht nun ein Team.
Linz Nach einer Kampfabstimmung steht der 52-jährige Hans Peter Doskozil jetzt an der Spitze der Sozialdemokraten. Der ehemalige Verteidigungsminister und burgenländische Landeshauptmann erhielt am Samstag bei einem außerordentlichen SPÖ-Bundesparteitag in Linz 53 Prozent der Stimmen der rund 600 Delegierten gegen den Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler (47 Prozent) durch. Doskozil folgt auf Pamela Rendi-Wagner, die sich aus der Politik zurückzieht.

Doskozil schloss in seiner Dankesrede nach der Wahl eine Koalition mit der rechten FPÖ aus. „Es wird, sollten wir die Wahl gewinnen, möglicherweise Erster werden, keine Koalition mit der Freiheitlichen Partei geben.“ Auch ein Bündnis der SPÖ mit der konservativen ÖVP, will er vermeiden.
Gabi Sprickler-Falschlungers Rat
Nur kurz nach Doskozils Kür hatten sich sowohl Wiens Bürgermeister Michael Ludwig als auch die scheidende Vorarlberger SP-Landesvorsitzende Gabi Sprickler-Falschlunger angesichts der unklaren Mehrheitsverhältnisse nach der nächsten Nationalratswahl sehr skeptisch zu einer Absage an einen künftigen Koalitionspartner ÖVP geäußert. „Man soll nicht versprechen, was man dann nicht halten kann“, riet Sprickler-Falschlunger ihrem neuen Bundeschef.
Der 52-Jährige will der SPÖ und ihren Funktionären hingegen künftig viel mehr Bürgernähe verschreiben. „Vielleicht haben wir verlernt, den Interessen der Bevölkerung zu dienen“, bekräftigte Doskozil. Die SPÖ habe es sich in Koalitionen eher machtpolitisch bequem gemacht, statt auf die Durchsetzung ihrer Wahlziele zu drängen.

Doskozils Stimme, die nach mehreren Kehlkopf-Operationen heiser klingt, führt immer wieder zu Debatten, ob er für ein politisches Spitzenamt gut gerüstet sei. In Linz versicherte er den Delegierten, dass sein gesundheitliches Problem ihn nicht an der Führung der Partei hindern werde. „Die Stimme wird nicht verloren gehen“, auch wenn er weitere Operationen nicht ausschließen könne.
Viele offene Posten
Zwar kam der Sieg am Parteitag nicht unerwartet, doch hat Hans Peter Doskozil etwas überraschend nicht sofort sein Team für die Parteizentrale präsentiert. Ein Parteivorstand, der die Bundesgeschäftsführung unmittelbar nach der Veranstaltung in Linz neu besetzen hätte können, stand zwar im Raum, wurde aber verworfen. So wird man sich bis morgen, Dienstag, gedulden müssen, wer die Nachfolge von Christian Deutsch antritt, der seinen Job mit Samstag quittierte. Logischer Anwärter wäre Max Lercher. Das Organisationstalent hatte die Kampagne Doskozils zum Parteichef koordiniert und war auch schon unter Christian Kern Bundesgeschäftsführer. Freilich braucht der neue Parteichef auch im Klub eine Vertrauensperson und das muss noch dazu eine sein, die unter den Abgeordneten respektiert ist.

Einige haben sich als Unterstützer Doskozils in dessen Vorsitz-Kampagne verdient gemacht und können, wenn schon nicht auf Posten, auf mehr Gewicht hoffen. An erster Stelle steht da der stellvertretende Klubobmann und Gesundheitssprecher Philip Kucher, der gegebenenfalls auch für den Fraktionsvorsitz in Frage käme. Auch Nationalrat und SP-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner aus Bregenz hat sich auf Doskozils Seite geschlagen, und das gegen die Landesvorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger und den Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch. Freilich wird in Vorarlberg der Parteivorsitz in gut einem Monat aller Voraussicht nach zum Bludenzer Stadtpolizeichef Mario Leiter überwechseln, womit Querschüsse aus dem Westen gegen Doskozil bald enden sollten.
Der Faktor Kern
Noch ein wenig Zeit hat Hans Peter Doskozil dafür, die Zukunft im eigenen Bundesland zu regeln. Doskozil hat ja angekündigt, noch bis zum Intensiv-Wahlkampf Landeshauptmann bleiben zu wollen. Zu entscheiden wird es kommendes Jahr auch geben, wer die SPÖ in die EU-Wahl führt. Andreas Schieder hätte wieder Interesse, aber ob gerade er Doskozils erste Wahl ist, ist unsicher. Dass hier allenfalls Altkanzler Christian Kern noch einmal zum Faktor werden könnte, ist zwar unwahrscheinlich, aber ausschließen kann man in der SPÖ in den vergangenen Jahren nichts.
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