Auszählungdebakel in der SPÖ: Statt Doskozil setzte sich doch Babler durch

Politik / 05.06.2023 • 19:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Babler ist nun doch Vorsitzender der SPÖ. Die Stimmen sind vertauscht worden. Er forderte eine neue Überprüfung. <span class="copyright">APA/Hochmuth</span>
Babler ist nun doch Vorsitzender der SPÖ. Die Stimmen sind vertauscht worden. Er forderte eine neue Überprüfung. APA/Hochmuth

Stimmen vertauscht: Folgenschwerer Fehler bei der Auszählung auf dem Parteitag, Vorarlberger Sozialdemokraten entsetzt.

wien, schwarzach In der SPÖ ist das Chaos perfekt. Statt dem Landeshauptmann des Burgenlands Hans Peter Doskozil ist nun plötzlich sein Konkurrent, der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler Parteichef. Bei der Auszählung der Stimmen beim Parteitag in Linz passierte ein folgenschwerer Fehler: Das Ergebnis wurde vertauscht. Das verkündete die Leiterin der Wahlkommission, Michaela Grubesa, in einer eilig einberufenen Pressekonferenz Montagnachmittag. Doskozil akzeptierte die Niederlage, Babler verlangte eine weitere Überprüfung.

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Fehler in Tabelle

Der Fehler passierte den Angaben Grubesas zufolge bei der Übertragung in eine Excel-Tabelle. Dabei seien die Listen aus den Wahlurnen zusammengeführt und in das System eingespeist worden. “Das Ergebnis wurde umgedreht.“ Dass es überhaupt zu einer Neuauszählung kam, hat damit zu tun, dass beim offiziell verkündeten Ergebnis zunächst eine Stimme fehlte. Die ungültige Stimme wurde gefunden. Dabei fiel die falsche Zuordnung auf. Nach dem nun vorliegenden Ergebnis kam Doskozil auf 280 Stimmen, Babler auf 317. Ein neuer Parteitag ist Grubesa zufolge nicht nötig.

Für Doskozil sind die neuen Entwicklungen bitter. Für ihn ist das Kapitel Bundespolitik nun abgeschlossen. <span class="copyright">APA/Techt</span>
Für Doskozil sind die neuen Entwicklungen bitter. Für ihn ist das Kapitel Bundespolitik nun abgeschlossen. APA/Techt

Doskozil meldete sich kurze Zeit später im Burgenland zu Wort. “Es ist im gewissen Sinne ein Tiefpunkt der österreichischen Sozialdemokratie.” Das Ergebnis sei nun aber zur Kenntnis zu nehmen, daran gebe es nichts zu rütteln. „Ich möchte Andreas Babler zum Gewinn und zum Vorsitz der Bundespartei gratulieren.“ Für ihn selbst sei das Kapitel Bundespolitik nun ein für alle Mal abgeschlossen. Babler selbst verlangte eine weitere Überprüfung der Stimmen. Sollte sich das Ergebnis bestätigen, werde er das Amt des neuen Parteivorsitzenden übernehmen. “Der Prozess ist im Gange. Es ist ganz wichtig, dass keine Fragezeichen bleiben und wir mit Gewissheit in die Zukunft gehen können.” Auch der Traiskirchner Bürgermeister sprach von einem Tiefpunkt, der für alle Beteiligten schmerzhaft sei.

“Eine Blamage”

Bei den Vorarlberger Sozialdemokraten ist das Entsetzen groß. “Ich möchte mich bei allen Delegierten entschuldigen, ganz gleich, ob sie für Doskozil oder Babler gestimmt haben. Das ist eine Blamage”, sagt die Vorarlberger SPÖ-Vorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger. “Es tut mir auch herzlich leid für Doskozil. Es ist schrecklich.” Sie hatte sich zunächst hinter die bisherige Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner gestellt, vor dem Parteitag sprach sie sich für Babler aus. Aber: “Genugtuung empfinde ich null. Ich bin entsetzt.”

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Ähnlich äußerte sich die geschäftsführende Klubobfrau im Landtag, Manuela Auer. “Das ist das Dümmste, was passieren kann. Für beide Seiten ist es unangenehm.” Als “unglaublich” bezeichnet auch der frühere Bludenzer Stadtparteichef und aller Voraussicht nach zukünftige Landesvorsitzende Mario Leiter die Vorgänge. “Dass es so etwas überhaupt geben kann”, zeigt er sich fassungslos. “Aber das Ergebnis, das die Wahlkommission ermittelt hat, ist zu akzeptieren.”

Vorarlbergs SPÖ-Chefin Sprickler-Falschlunger ist entsetzt. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Vorarlbergs SPÖ-Chefin Sprickler-Falschlunger ist entsetzt. VN/Paulitsch

So sieht das auch der Nationalratsabgeordnete Reinhold Einwallner, der zu den Unterstützern Doskozils zählt. “Es ist natürlich ein unverständlicher Fehler. Gleichzeitig muss man Andreas Babler gratulieren.” Es handle sich um ein demokratisches Resultat. Ihm persönlich tue es aber leid. Immerhin habe er kein Geheimnis daraus gemacht, wo er stehe. „Man muss nun schauen, dass man das Beste daraus macht.“

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