Eine letzte Frist bei den Krankentransporten

Noch wird der Vertrag nicht gekündigt, verweist das Rote Kreuz auf die laufenden Verhandlungen. Vom Tisch ist sie jedoch noch nicht.
Dornbirn, Feldkirch Seit zwei Wochen verhandeln das Rote Kreuz Vorarlberg und die hiesige Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) um die Finanzierung der Krankentransporte. Und auch wenn das Rote Kreuz die Vertragskündigung per 30.6. androhte, ändert sich für die Patienten vorerst nichts.
“Es war nie geplant, die Fahrten einzustellen oder die Fahrzeuge anders zu verwenden”, betont auch Rotkreuz-Geschäftsführerin Janine Gozzi. “Jede Patientin, jeder Patient, der transportiert werden will, wird auch transportiert.” Im Falle einer Vertragskündigung hätte jedoch die zu transportierende Person in Vorleistung gehen müssen. Sprich, sie hätte wie beim Wahlarzt eine Rechnung vom Roten Kreuz für den Transport erhalten, welche bei der Krankenkasse für eine – eventuell anteilige – Kostenübernahme einzureichen wäre.
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Dieser vertragsfreie Raum hat ursprünglich mit 1. Juli gedroht. Aufgrund der laufenden intensiven Gespräche mit der ÖGK werde das Rote Kreuz den Vertrag vorerst nicht kündigen, betont Gozzi. “Wir sind bemüht, eine faire Lösung zu finden, auch im Sinne der Patientinnen und Patienten”, versichert Gozzi. Sollten die laufenden Verhandlungen nicht fruchten, ist der nächste denkbare Kündigungstermin der 30. September. Mit der Kündigungsfrist von drei Monaten müssten dann die zu transportierenden Patienten ab dem 1. Jänner 2024 in Vorleistung gehen.
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Nicht betroffen sind die Rettungstransporte, sondern nur die Krankentransporte und deren Abrechnung. Diese nehmen immer stärker zu: 2017 waren es noch 118.000 Fahrten, für heuer werden 160.000 und für 2027 190.000 Krankentransporte erwartet. Wenn ein Arzt eine Transportanweisung ausstellt, ist diese auch auszuführen und kann an sich weder von der ÖGK noch vom Roten Kreuz beeinflusst werden.
In Vorarlberg LIVE gibt Andreas Judex, Rotkreuz-Dienststellenleiter in Bregenz Einblicke, was dies tatsächlich bedeutet: Allein in Bregenz waren es im vergangenen Jahr 13.000 Krankentransportfahrten. “Wir vom Roten Kreuz wollen nicht immer dieselbe Platte spielen. Aber es ist wirklich so, dass wir am Limit sind”, betont Judex. Man nehme zu billigend in Kauf, dass die Dienste des Roten Kreuz nicht immer im angebrachten Rahmen beansprucht werden. Es stehe natürlich jeder Partner vom niedergelassenen Arzt bis zum Spital massiv unter Druck, aber nicht jeder Transportschein sei auch gerechtfertigt. “Wir wollen ja den Menschen helfen”, betont Judex. “Nur, wenn der Transport mit dem Kommentar ‘Dann muss ich nicht selber fahren” oder ‘So spare ich mir die Tiefgarage’ oder schnell noch raufspringt, das Handy holen, sich aber von uns heruntertragen lässt, würde man das in der Schule Themenverfehlung nennen.”
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Die aktuellen Tarife wurden vor über 20 Jahren ausgehandelt und seitdem an die Teuerung angepasst. Dennoch sei dies inzwischen zu wenig und reiche nicht aus, die Kosten zu decken, betont das Rote Kreuz. So zahle die Krankenkasse pro Krankentransport in Vorarlberg an die 30 Euro, im Burgenland jedoch 62 Euro. Anders ausgedrückt: Der ÖGK-Anteil an den Krankentransportkosten liegt mit 16 Prozent weit unter anderen Bundesländern. So übernimmt die Kasse in Tirol 41 Prozent der anfallenden Kosten, in Oberösterreich etwa 35 Prozent. Das Rote Kreuz ist nicht mehr bereit, die Differenz aus den Spenden auszugleichen und fordert mehr Geld. Für die Krankenkasse bedeute dies in Vorarlberg eine Kostensteigerung von etwas drei Millionen Euro auf 6,4 Millionen Euro pro Jahr.
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Rückendeckung erhält das Rote Kreuz hierbei von der Politik. So haben das Land und die Gemeinden bereits durch die Erhöhung des Rettungsfonds reagiert, betonte Rotkreuz-Präsident Ludwig Summer jüngst bei der Generalversammlung in Feldkirch. In der Pflicht stünde aber immer noch die ÖGK. Landeshauptmann Markus Wallner weiß etwa seit Jahresbeginn von den anhaltenden Gesprächen über neue Tarife. Das Rote Kreuz habe es nicht verdient, von einem zentralistischen Moloch so behandelt zu werden, betonte Wallner gegenüber den VN sein Verständnis für die Rettungsgesellschaft. Seine Priorität sei die finanzielle Absicherung der Krankentransporte, bevor man sich um eine verbesserte Patientenlenkung bemüht. Dementsprechend begrüßt das Land, dass es während den laufenden Gesprächen keine Vertragskündigung durch das Rote Kreuz geben wird.
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