Berg Heil! “EU-Gipfeltour” macht Halt in Vorarlberg

Im Rahmen der “EU-Gipfeltour” ging es auf eine Wanderung in das Große Walsertal.
Von Lena Gruber
Raggal, Sonntag Die Digitalisierung und die Technologisierung eröffnen neue Welten und revolutionieren das Berufsleben ebenso wie den Alltag. Das schafft immense Chancen, birgt aber auch Risiken. Dies nahm die Europäische Kommission und die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) als Anlass, um im Rahmen einer “EU-Gipfeltour” Wanderungen in allen österreichischen Bundesländern zu unternehmen. Dabei soll über aktuelle EU-Themen sowie den technologischen und digitalen Wandel diskutiert werden. Im Zuge der Vorarlberg-Etappe ging es auf den Glattmar im Großen Walsertal.

EU als Vorbild
Mit von der Partie waren Martin Selmayer, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, die aus Tirol stammende EU-Abgeordnete Barbara Thaler (ÖVP), Irene Häntschel-Erhart, Vizerektorin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der Universität Innsbruck, Mathias Bertsch vom Wirtschafts-Standort Vorarlberg sowie Stefan Stutz, der Breitbandbeauftragte des Landes Vorarlberg. Selmayr mahnte auf dem Weg zum Gipfel neue Spielregeln ein. Die gute Nachricht sei, dass Europa im Hinblick auf die Gesetzgebung eine Vorreiterrolle einnehme, zum Beispiel mit den Gesetzen über digitale Dienste und digitale Märkte, die einen sicheren Raum “online” schaffen würden. “Besonders die in 2018 in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung sorgt für Ordnung in der EU, denn jede EU-Bürgerin und jeder EU-Bürger ist verpflichtet, sich daran zu halten”, betonte EU-Abgeordnete Barbara Thaler (ÖVP). Dabei würde jeder Person Einblicke gewährt, was mit den eigenen Daten passiert.
Die EU-Kommission ist hervorzuheben, denn Europa ist der erste Kontinent, der Rahmenbedingungen für KI liefert, ohne sich in einem Strafbereich zu bewegen.
Barbara Thaler, EU-Abgeordnete aus Tirol


“Auf vielen Ebenen leisten europäische Forscher und Unternehmen Pionierarbeit, oftmals mit Unterstützung der öffentlichen Hand”, bekräftigte ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt. Neue Ideen müssten besser umgesetzt werden, damit Digitalisierung und Technologisierung entsprechend genützt werden könnten.
Investition in Künstliche Intelligenz
“Bereits vier von fünf Europäerinnen bzw. Europäer sehen aktuellen Studien zufolge, Künstliche Intelligenz als Chance und nicht als Bedrohung”, weiß der Generalsekretär. Speziell in die Bewusstseinsbildung aber auch in die Ausbildung digitaler Kompetenzen müsse aber investiert werden. “Nur weil jemand diese Kompetenzen nicht hat, soll er nicht zurückgelassen werden”, betont Schmidt. “Auch die älteren Generationen müssen mit ins Boot geholt werden”, ergänzte Selmayer. In den nächsten Jahren werde das Personal in den Technologieberufen weiter aufgestockt werden müssen, aber auch der Ausbau des Breitbandinternets stehe noch an.

Rolle der EU
Bereits zu Beginn der Wanderetappe, auf der Alpe Laguz, wiesen die Beteiligten auf die Unterstützung der EU hin. “Es ist für uns ein großes Anliegen, dass die EU-Ebene uns bei der Alpwirtschaft unterstützt”, informierte Andrea Schwarzmann, Obfrau der Regio Großes Walsertal sowie des Biosphärenparkkuratoriums. Die Alpwirtschaft sei essenziell, denn das Große Walsertal liefere wertvolle und wichtige Produkte für das Vieh. “Vielen Menschen ist nicht bewusst, welche entscheidende Rolle die EU in den Ländern aber auch auf der Alpe einnimmt”, betonte Schwarzmann. Die öffentlichen Leistungen vonseiten der EU seien maßgeblich für den Weiterbestand der Vorarlberger Alpen. Die von der EU erhaltenen Leistungen wolle man auch wieder an die Öffentlichkeit zurückgeben, indem die Bevölkerung im Tal mit Alpenprodukten versorgt wird. Gute Entscheidungen der EU kommen sowohl der nationalen aber auch der regionalen Ebene zugute, sind sich alle einig.

Wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wanderung ausführten, sei auch vielen Menschen nicht bewusst, welche Leistungen die EU erbringe. Vielen Europäerinnen und Europäern käme etwa bei der Frage, wo der weltgrößte Hersteller von Lithografiesystemen für die Halbleiterindustrie seinen Sitz hat, wohl spontan Asien oder USA in den Sinn, sagte ÖGfE-Generalsekretär Schmidt. Tatsächlich ist das Unternehmen – es handelt sich um ASML – aber in den Niederlanden beheimatet. “Dies ist nur eines von zahlreichen Beispielen, die belegen, dass Europa im Hinblick auf seine technologische Stärke weit besser ist als sein Ruf.“
Wir haben in Europa die Angewohnheit, dass wir alles schlechtreden. Dabei ist Österreich Vorreiter beim Ausbau der Infrastruktur.
Paul Schmidt, Generalsekretär bei der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik

Vorarlberg als Paradebeispiel
Musterbeispiele für Innovation, Forschung und Digitalisierung fänden sich in ganz Österreich. Die EU-geförderte Digital Factory Vorarlberg unterstützt beispielsweise Betriebe bei der Umsetzung und Einführung digitaler Innovationen in der Industrie und Wirtschaft. “Vorarlberg befindet sich im Herzen Europas und pflegt enge wirtschaftliche Verflechtungen mit der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland”, informierte Mathias Bertsch vom Wirtschafts-Standort Vorarlberg. Er beschrieb Vorarlberg als ein hochindustriell qualifiziertes Land. Besonders die Suche nach gut geschultem Personal sei eine Aufgabe, die in den nächsten Jahren anstehe. Der Breitbandbeauftragte des Landes Vorarlberg, Stefan Stutz, erläuterte, dass Vorarlberg nach Salzburg und Wien über den drittbesten Festnetzausbau verfüge. Ziel wäre ihm zufolge, den flächendeckenden Glasfaserausbau voranzutreiben und sich von der Kupfertechnologie wegzubewegen.


