Markt bricht ein: Zahl der Baubewilligungen in zwei Jahren halbiert

Politik / 17.10.2023 • 17:15 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Markt bricht ein: Zahl der Baubewilligungen in zwei Jahren halbiert

In Vorarlberg werden heuer weniger als halb so viele Wohnungen bewilligt als vor zwei Jahren.

Darum geht’s:

  • Zahl der Baubewilligungen in Vorarlberg wird sich mehr als halbieren.
  • Bauvorhaben werden nicht gestartet, Neubau kommt zum Erliegen.
  • Wohnungsverkauf ist um 90 Prozent zurückgegangen, Mieten werden teurer.

Bregenz, Wien Der Wohnungsmarkt bricht ein. Was mittlerweile als allgemeingültige Wahrheit gilt, liegt ein weiteres Mal schwarz auf weiß vor. Das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) hat die Prognose für die Wohnungsbewilligungen für das aktuelle Jahr vorgelegt. In Vorarlberg dürfte sich die Zahl mehr als halbieren – mit massiven Auswirkungen auf den Markt, befürchtet Unternehmer Hubert Rhomberg.

Wohnbauexperte Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien Bauen und Wohnen (IIBW).
Wohnbauexperte Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien Bauen und Wohnen (IIBW).

Die Statistik zeigt: Im Vorjahr lag die Zahl der bewilligten Wohnungen bereits österreichweit 15 Prozent unter dem Zehnjahresschnitt. Das IIBW schreibt in der Studie: „Aus etlichen Regionen wird berichtet, dass auch bereits bewilligte Bauvorhaben nicht gestartet werden und der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist.” Das zeigt ein Blick auf Vorarlberg, wie IIBW-Chef Wolfgang Amann im VN-Gespräch ergänzt. Der Höchstwert an bewilligten Wohnungen liegt im Land noch nicht lange zurück: 2021 sind mehr als 4400 Wohnungen und Eigenheime bewilligt worden. „Unsere Prognose geht für heuer davon aus, dass es mehr als eine Halbierung auf 2100 Bewilligungen geben wird”, fährt Amann fort. Die Detailzahlen: Bei den Wohnungen in Gebäuden mit ein oder zwei Wohneinheiten lag der Höchststand im Jahr 2021 bei 1000 Bewilligungen. Heuer prognostiziert das IIBW rund 570 – wenn nicht sogar weniger, betont der Experte. „Selbst diese Zahl wackelt angesichts der KIM-Verordnung.” Besagte Verordnung erschwert potenziellen Kreditnehmerinnen und -nehmern die Aufnahme eines eben solchen.

Hubert Rhomberg rechnet damit, dass es einige Unternehmen nicht durch die Krise schaffen.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="copyright"> FA</span>
Hubert Rhomberg rechnet damit, dass es einige Unternehmen nicht durch die Krise schaffen.  FA

Beim großvolumigen Wohnbau ist der Höchststand in Vorarlberg im Jahr 2020 mit 2800 Bewilligungen erreicht worden. „Im Jahr 2023 rechnen wir mit rund 1100″, rechnet Amann vor. Für kommendes Jahr sieht die Lage nicht anders aus. „Wir können keineswegs Entwarnung geben. Die Zinsen bleiben auf Sicht hoch, bei der KIM-Verordnung schaltet die Finanzmarktaufsicht auf stur, die Baupreise sind nicht wesentlich gesunken.” Das Einzige, was positiv stimme, sei, dass man sich an die Situation gewöhnt habe.

90 Prozent Rückgang

Bauunternehmer Hubert Rhomberg bestätigt die prekäre Lage. „Man liest oft, dass der Wohnungsverkauf 30 Prozent zurückgegangen ist. Aber das sind nur verbücherte Verträge. Innerhalb der Branche spricht man eher davon, dass 90 Prozent weniger Wohnungen verkauft werden.” Rhomberg rechnet in den kommenden ein bis zwei Jahren mit einer massiveren Krise. „Es werden viele Wohnungen fehlen. Und das wird man bei den Mieten spüren. Verbleibende Wohnungen werden teurer”, ist Rhomberg überzeugt.

Experte unsicher

Experte Amann möchte sich bei den Wohnpreisen nicht festlegen. „Es gibt zwar einen massiven Einbruch bei den Angeboten, aber das gilt auch für die Nachfrage. Gleichzeitig sehen wir eine ziemlich lebhafte Bevölkerungsdynamik.”

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Die Landesregierung hat auf die Lage reagiert. Sie hebt den Höchstbetrag für die Wohnbauförderung an und möchte ein neues Sonderwohnbauprogramm auflegen. Damit soll der gemeinnützige Wohnbau angekurbelt werden.

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Ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass dieser zuletzt schon eingebrochen ist. Im Vorjahr ist für 681 Wohnungen Wohnbauförderung mit einem Gesamtvolumen von rund 60 Millionen Euro bewilligt worden. 360 Wohnungen davon waren im gemeinnützigen Wohnbau. In den Jahren 2021 bis 2019 lag die Gesamtzahl der geförderten Wohnungen bei mehr als 900, mit einem Volumen von jeweils ungefähr 80 Millionen Euro. Und in den Jahren davor waren es sogar weit mehr als 1000 Wohnungen. Für heuer lässt sich allerdings eine Trendwende erkennen. Bis September des aktuellen Jahres sind schon Anträge im Wert von 50 Millionen Euro bewilligt worden – 576 Wohnungen an der Zahl, 311 davon gemeinnützig. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres sind 417 Wohnungen mit rund 40 Millionen Euro bewilligt worden. 184 davon gemeinnützig.

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Die Branche dürfte die Situation spüren, betont Amann. Hubert Rhomberg bestätigt: „Von den Unternehmen, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind und es ein bisschen übertrieben haben, werden es einige nicht schaffen.” Das könnte zum Problem werden. „Einige werden die Branche dann verlassen. Und wir haben schon jetzt einen Fachkräftemangel.” Für Amann könnte das in Zukunft zu einem weiteren Problem führen: „Wir brauchen die Mitarbeiter für den Wechsel zu den Sanierungen.” Derzeit sei aber auch da die Situation schlecht. „Derzeit wird wegen der Baupreise auch zu wenig saniert.”