Mehr als Dekoration

VN-Kommentar von Walter Fink.
Ein interessantes Zusammentreffen von zwei gleichartigen Dingen gab es am Donnerstag in Rankweil und Bregenz. Im neuen LKH wurde der Neubau Erwachsenenpsychiatrie mit Kunst in den Räumlichkeiten des Krankenhauses eröffnet, im Bregenzer Magazin 4 die Ausstellung „Beyond Decoration – Kunst im öffentlichen Raum“. Grundlage für die Kunst im Krankenhaus war die im Jahr 2000 erlassene Richtlinie des Landes, ein Prozent der Nettoerrichtungssumme bei öffentlichen Bauten für Kunst vorzusehen. Vor kurzem aber wurde diese mustergültige Einrichtung geradezu im Handstreich von den Regierungsparteien ÖVP und FPÖ gekappt. Auf drei Jahre vorerst. Nicht wenige glauben, dass damit das Begräbnis von „Kunst und Bau“ beim Land eingeleitet werden könnte. Die Kunst im LKH Rankweil von Stefan Amann (Veränderung von Türknäufen), Gabriele Fulterer und Christine Scherrer (Fragmente von Briefwechseln an unterschiedlichen Oberflächen) sowie Christian Helbock (digitale Prints und Fotocollagen) sind das zweitletzte Projekt, das aufgrund der früheren Richtlinien realisiert wurde. In Kürze ist endgültig Schluss. Und das ist – gelinde gesagt – eine Katastrophe, konnten doch durch diese Richtlinie viele künstlerische Arbeiten außerhalb des Kulturbudgets verwirklicht werden, weil sie aus dem Baubudget des jeweiligen Objektes finanziert wurden. Die bisher realisierten Beispiele an den verschiedensten öffentlichen Bauten zeigen, wie erfolgreich diese Einrichtung war – sie hat der Kunst ebenso gut getan wie den Bauten. Das ist jetzt – vorläufig auf Zeit – leider vorbei.
Am Abend des gleichen Tages wurde die Ausstellung im Magazin 4 eröffnet, zudem eine Diskussion zur Kunst im öffentlichen Raum. Wie Bürgermeister Michael Ritsch ebenso wie Kulturstadtrat Reinhold Einwallner erklärten, wolle man diesen Weg in Bregenz nicht gehen, man sei vielmehr der Meinung, dass Kunst im öffentlichen Raum eine besondere, weil oft überraschende Auseinandersetzung mit Kunst ermögliche. Dazu wurde von der Leiterin des Kulturservice, Judith Reichart, auch ein kleines Heftchen aufgelegt, mit 26 Kunstwerken in Bregenz, sozusagen ein kleiner Stadtführer zur Kunst. Schade, dass die Auftraggeber für diese Kunstwerke nicht genannt sind, also die Quellenangeben fehlen. Zudem: Nicht klar, weil nicht erklärt wird die Auswahl, denn natürlich gibt es im Stadtgebiet viel mehr öffentliche Kunst, manche aus ganz frühen Zeiten. Viele dieser Initiativen gehen – in der Veranstaltung leider unerwähnt – auf die früheren Kulturamtsleiter Oscar Sandner (Beispiele: Die vielen Kunstankäufe und Aufträge für das damalige Stadtspital oder das Festspielhaus) und Wolfgang Fetz (zum Beispiel „Kunst in der Stadt“) zurück, auf eine Zeit also, in der der öffentlichen Kunst viel Aufmerksamkeit gewidmet war. In einer Diskussion wurde das auch im Magazin 4 thematisiert, wobei Cornelia Offergeld, zuständig für Kunst im öffentlichen Raum in Wien, wunderbare Beispiele zeigte, wie man mit Kunst auf Plätzen und Straßen Wirkung erzielen kann. Weit über die eigentliche Kunst hinaus.