Authentisch und einzigartig: Kuba

Tagen unmöglich zu bekommen. Claribel und ihr Freund haben Angst vor der Zukunft. „Natürlich tut wirtschaftlicher Aufschwung dem Land gut“, meint der 39-Jährige. „Aber Kuba ist so einzigartig. Was ist, wenn die Amerikaner daraus ein zweites Cancún machen?“ Die Angst der beiden Gastronomen ist nicht unberechtigt – das mexikanische Cancún ist eine einzige Vergnügungsmeile, und auch die nahen Bahamas haben sich ganz auf den US-Geschmack eingestellt.
Einfluss noch deutlich spürbar
Havanna und Miami sind gerade einmal rund 360 Kilometer voneinander entfernt, und die kubanische Hauptstadt mit ihrer wunderschönen Kolonialarchitektur dürfte wohl fast jeden Amerikaner in Entzücken versetzen, ohne dabei allzu fremd zu erscheinen. Denn trotz der jahrzehntelangen Eiszeit zwischen beiden Ländern ist der amerikanische Einfluss noch deutlich spürbar: Baseball ist der heiß geliebte Nationalsport, im Stadtteil Vedado reihen sich die den berühmten Hochhäusern von Miami nachempfundenen Hotels aneinander und bekannte Bars wie „Sloppy Joe’s“ werben immer noch mit ihren alten Stammgästen Ernest Hemingway oder Frank Sinatra um Kunden.
Boris ist einer, der beide Welten kennt. Seit seiner Kindheit, als seine Mutter eine Greencard in der Lotterie gewonnen hat, lebt der 22-Jährige in Miami. Mit dicker Goldkette um den Hals zieht er alle paar Monate mit seinem Kumpel Modesto durch die Bars von Havanna. „Modesto verdient als Mechaniker gerade einmal 15 Euro im Monat“, sagt Boris. „Ich arbeite in Miami auf dem Bau und verdiene fast so viel pro Stunde. Durch die amerikanischen Touristen wird alles anders.“ Modesto zieht derweil an seinem Cohiba-Zigarillo und schweigt. Neben der Cuba-Libre-Leuchtschrift hängt ein Foto von Raúl Castro. Ob alles besser wird? Modesto streicht abwertend mit dem Handrücken von der Gurgel übers Kinn.
Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Abwechslungsreiches Kulturprogramm in Paris.
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