
braucht erst einmal etwas Herzhaftes nach den Kilometern im Eichen- und Kastanienwald. „Ich habe noch etwas Sfincione“, erwidert der Maestro. Eine Sfincione palermitano ist oben wie unten knusprig: Oben knuspern ölbeträufelte Ciabatta-Brösel, unten ein verfeinerter Hefeboden, dazwischen sorgen köstlicher Pecorino, Tomaten, Zwiebeln und Oregano für das gewisse Etwas. Genau das Richtige für einen Snack. Und danach natürlich Espresso und Eis. Bernardo ist am Morgen mit seinen fünf Gästen im Bergdorf Gibilmanna gestartet. „Ich bin auch gerne in Gibilmanna – allerdings nicht zu Fuß, sondern mit meinem Alfa“, sagt Salvatore. „Dort oben gibt es so schöne Picknickplätze zwischen Pinien und Korkeichen.“
Die Stille der Wälder
Proviant im Rucksack ist in der Madonie jenseits von Castelbuono nie verkehrt, denn selbst in mittelalterlichen Dörfern wie Gratteri und Isnello wartet auf den hungrigen Radler oder Wanderer oft nur eine kleine Bar. Zum Cappuccino gibt’s dort meist nur ein Cornetto oder vielleicht noch ein belegtes Brötchen. Als Österreicher fehlt Bernardo in den sizilianischen Küstenbergen ein wenig die alpine Hüttenkultur. Aber dafür schätzt er die Stille der Wälder und Hochflächen, wo dem Wanderer höchstens vorwitzige Mauergeckos, scheue Zornnattern oder wunderschöne Smaragdeidechsen über den Weg laufen. „Und wo geht es hin?“, will Salvatore von Bernardo wissen. „Eigentlich wollten wir zur Piano Sempria. Aber meinen Schäfchen ist es noch etwas zu frisch in dieser Höhe um 1500 Meter. Deshalb ändern wir den Kurs Richtung Pollina.“ „Eine gute Alternative“, weiß Salvatore und nickt.
Wie ein Adlernest thront das mittelalterliche Dörfchen auf einem Felsen in 760 Meter Höhe und weithin sichtbar von der Küste und aus den Bergen – hoch über Olivenhainen und Weingärten. Das einzige neuere Bauwerk Pollinas ist die Piazza in Form eines Amphitheaters. Von den Naturbänken aus Stein schweift der Blick wie von einem Hochsitz in die Bergwelt rundherum. In den steilen Kopfsteinpflastergassen fehlt jetzt nur noch eine Gelateria und Pasticceria wie in Castelbuono zum vollkommenen Glück. srt/Armin Herb