Sylt zu Fuß entdecken

Durch Heide oder am Strand – Sylts Vielfalt kann man auch ohne Auto erleben.
Dort, wo Sylt im Osten aufhört, verlieren sich die Wege. Von drei Seiten umgeben vom Meer, ist dies vielleicht die Essenz der Insel. Hier offenbart sie ihre Ursprünglichkeit und Vielfalt – den wehenden Sand, die sanften Hügel der Heide und die idyllischen Wäldchen, aber natürlich auch das Meer und das Watt. Der Sylter Osten ist nie laut, nie auf Auftritt getrimmt, sondern ist Understatement. Ein wahres Fest für die Sinne, könnte man sagen. Von der Heide führt der Weg ans Watt und westwärts unters Morsum Kliff, ein kleines Naturwunder. Hier haben die Wellen in vielen Jahren eine Steilküste freigelegt, die mit viel Fantasie an eine Burgmauer erinnert. Mit Zinnen modelliert von Wind und Wetter und mit Höhlen, in denen Vögel hausen. Einzigartig sind hier auch die Farben in allen erdenklichen Erdtönen. Sie reichen von Weiß bis zu dunklem Rost. Wie könnte man diese Schönheit besser entdecken als zu Fuß? Egal ob man lieber spaziert oder weite Strecken zurücklegt, lieber durch die Heide oder am Strand entlang geht.
Stand und Einsamkeit
Wer gerne Strecke macht, hat dafür auf den rund vierzig Kilometern Sandstrand auf der Westseite der Insel die Möglichkeit. Meist in der Einsamkeit, reduziert auf Wasser, Wind und Wellen. Zwischen Nordsee und Dünen tragen einen die Schritte irgendwann wie von allein. Unterwegs von irgendwo nach nirgendwo ist viel Zeit für Muße. Hier kann man Muschelschalen und Schneckenhäuser in vielerlei Form und Farbe beobachten, während die Wellen eindrucksvoll auf den Sand laufen, um anschließend zischend wieder zurückzuweichen. Der Wind zerzaust die Haare, das Salz auf den Lippen prickelt und der Sand peelt das Gesicht.
Wattwanderungen
Wie zwischen Watt und Weltraum fühlt man sich während dieser großen Wanderung auf dem Meeresboden. Nationalpark-Wattführer Jan Krüger nimmt seine Gäste mit auf die ganz große Tour und die Betonung liegt an dieser Stelle auf dem Wort Wanderung. Gut drei Stunden zwischen Hörnum und Höhe Seehundseck, gut drei Stunden befindet man sich weit weg vom Rest der Welt. Natürlich gibt es Einblicke in das Kuriositätenkabinett des Wattenmeers, aber das Erlebnis, draußen unterwegs zu sein und ordentlich Strecke zu machen, ist ebenso wichtig wie ein Erlebnisfaktor. Bis zu einem Kilometer führt er die Gruppe vom Strand fort und somit wirklich mittenrein ins Unesco-Weltnaturerbe. Das Wasser zieht sich mit der Ebbe zurück und immer mehr Meeresboden fällt trocken. Jan zeigt den Gästen Muschelbänke, geht mit ihnen über Sandbänke und man lernt, dass hier draußen die Veränderung die einzige Konstante ist. Und wenn die Schritte durch ein spiegelglattes, kaum sohlentiefes Wasser führen, dann ist man wirklich irgendwo zwischen Watt und Weltraum.
Letzte große Dünenflächen
Einen beeindruckenden Kontrast dazu bieten die Dünen. Wo fangen sie an und wo hören sie auf? Dünen, diese fremdartigen Sandberge, sind Sinnbild der Sylter Küste. Sie entsteigen dem Meer, werden vom Wind aufgebaut und in Bewegung gesetzt. Hält der Mensch sie nicht auf, fallen sie auf der anderen Seite wieder ins Wasser. Auf Sylt ist das an manchen Stellen so: Im Listland sind Wanderdünen unterwegs. Wer genau hinhört nimmt eventuell feines Prasseln wahr. Leise knistert es im Wind. Dünen sind, auch wegen ihrer Mobilität, unbegreiflich. Für den Naturschutz sind sie sehr wertvoll und auf Sylt haben sich letzte große Dünenflächen erhalten, echte Wanderdünen inklusive. Dünen dürfen nur auf den ausgewiesenen Wegen betreten oder gequert werden – zum Beispiel die Durchgänge zum Strand. Oder man schließt sich einer der Führungen des Erlebniszentrums Naturgewalten Sylt in List an. Auch diese Fachleute dürfen nur mit Sondergenehmigung zu einer Wanderdüne. Aber dabei nehmen sie Gäste, nach Anmeldung, mit.

