Reise / 15.07.2022 • 10:08 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Johanna „Hanni“ Vanicek leitet das Wäscheausstattungshaus „Zur Schwäbischen Jungfrau“ seit über 60 Jahren. Beate Rhomberg
Johanna „Hanni“ Vanicek leitet das Wäscheausstattungshaus
„Zur Schwäbischen Jungfrau“ seit über 60 Jahren. Beate Rhomberg

und damit wird wohl bald ein weiterer Traditionsbetrieb aus der Wiener Innenstadt verschwinden.

Feinste Silberwaren

Wer die Silberschmiede Jarosinki & Vaugoin in der Zieglergasse 24 im 7. Wiener Gemeindebezirk betritt, kann ebenfalls ins Schwärmen kommen. Seit 1847 fertigt das Familienunternehmen in sechster Generation, und inzwischen als letztes in Österreich, handgeschlagene Silberwaren für Kaiser, Zaren und Könige in aller Welt. Originale Stanzformen aus der Zeit Napoleons findet man hier ebenfalls noch. Die Verbindung mit Malaysia gibt es auch hier, denn der Sultan ließ seine Flugzeuge mit dem Silberbesteck aus Österreich ausstatten, und auch in sämtlichen österreichischen Botschaften wird mit dem Wiener Silberbesteck gegessen, weiß Inhaber Jean-Paul Vaugoin, Erbe in sechster Generation, bei der Führung durch den Laden und die Silberschmiede im Hinterhof des Biedermeier-Hauses.

Ketten und Schnallen vom Gürtler

Geschäftig geht es auch in der Gürtler Werkstatt Smejkal um die Ecke zu. Allerdings werden hier nicht, wie man vielleicht vermuten würde, Gürtel hergestellt, sondern Schnallen, Ketten, Medaillen, Verschlüsse und vieles mehr. Manfred und sein Sohn Michael Smejkal sind zwei der wenigen verbliebenen Gürtler Österreichs. Ihre Produkte fertigen sie heute hauptsächlich für Trachtenschmuck-Erzeuger, Theater, das Bundesheer oder sogar für große Firmen. Der Beruf stammt allerdings aus dem Mittelalter. Damals wurden die Rüstungen der Ritter mit Schnallen und Applikationen verziert. Mit viel Stolz zeigt uns Manfred Smejkal, der die Firma, in der er schon seine Lehre gemacht hat, 1977 übernommen hat, die alten, aber zuverlässigen Maschinen in der Werkstatt. In Windeseile fertigt er für uns am Kettenautomaten eine Kette oder stellt Ringe her, die für die Aufhängung von Medaillen benötigt werden. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses und viele weitere fast vergessene Handwerke, die genauso zu Wien gehören wie die berühmten Sehenswürdigkeiten, uns noch lange erhalten bleiben.

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