Offenes Rennen um Wehrpflicht

Spezial / 24.10.2012 • 20:12 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Offenes Rennen um Wehrpflicht

Neun Prozent Unentschlossene: Frage nach Wehrpflicht bleibt spannend.

Bregenz. (VN-tm) Rund 470 Rekruten leisten in den beiden Vorarlberger Kasernen jedes Jahr ihren Grundwehrdienst ab. Schieben Wache (42), musizieren (39), üben sich als Pioniere (34) oder kochen im Feld (43). Nach sechs Monaten rüsten sie wieder ab, und neue trotten in Zivil durchs Kasernentor.

Ob das so bleiben soll? Da sind sich die Vorarlberger gar nicht einig. Fast jeder Zehnte hat sich im Vorfeld der Volksbefragung am 20. Jänner noch keine Meinung gebildet. Mit 46 Prozent spricht sich eine hauchdünne Mehrheit für die Einführung eines Berufsheeres und das bezahlte freiwillige Sozialjahr aus. 45 Prozent der insgesamt 502 befragten Vorarlberger wollen Wehr- und Zivildienst in ihrer derzeitigen Form beibehalten.

Wer genauer hinschaut, entdeckt klare Bruchlinien: Wehrpflicht wird klar von Männern (52 Prozent) favorisiert, nur 38 Prozent der Frauen wollen sie beibehalten. Der Grundwehrdienst, wie er bisher gepflogen wird, findet vor allem bei Vorarlbergern Anklang, die 60 Jahre und älter sind (65 Prozent). Die junge Generation unter 29 wünscht sich klar das Berufsheer (55 Prozent).

Unter den politischen Parteien verläuft der Graben erwartbar: ÖVP (57 Prozent) und FPÖ/BZÖ (53 Prozent) treten nicht ganz so vehement für die Wehrpflicht auf, wie die Sozialdemokraten (69 Prozent) ihrem Minister Da­rabos die Stange halten bzw. Grüne (58 Prozent) das bestehende System kippen wollen.

„Bleibt eh alles, wie es ist“

Während also Vertreter beider Lager angesichts von neun Prozent Unentschlossenen noch beträchtlichen Informationsbedarf orten, stimmt ein zweites Umfrageergebnis nachdenklich: Zwar wissen 46 und 45 Prozent der Vorarlberger, dass sie Berufsheer bzw. Wehrdienst bevorzugen. Doch die Befürworter des Berufsheers vertrauen entweder ihrer Durchsetzungskraft oder dem Instrument der direkten Demokratie nicht. Oder sie wissen um die Macht des österreichischen Beharrungsvermögens. Fragt man die Menschen nämlich, wie die Volksbefragung wohl ausgehen wird, lässt das Ergebnis nichts an Klarheit missen: 58 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass alles bleibt, wie es ist, nur 28 Prozent halten eine Veränderung durch Einführung des Berufsheeres für möglich. 14 Prozent wollen gar nicht abschätzen, was am Abend des 20. Jänner rauskommen wird. Ihnen ist es vielleicht auch egal.

Parteien unglaubwürdig

Verheerend ist, wie wenig Glaubwürdigkeit die Menschen den politischen Parteien beimessen. Nur zwölf Prozent halten die ÖVP in der Frage der Wehrpflicht für glaubwürdig, acht Prozent die SPÖ, zehn Prozent die FPÖ und sechs Prozent die Grünen. Das BZÖ rangiert mit zwei Prozent in puncto Glaubwürdigkeit praktisch unter der Wahrnehmungsgrenze. Das Vertrauensmanko zieht sich auch durch die eigenen Reihen. Gerade mal jeder fünfte ÖVPler hält seine eigene Partei in dieser Frage für glaubwürdig. Bei keiner anderen Partei ist dieser Wert wesentlich besser. ##Thomas Matt##

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