Hurrikan legt öffentliches Leben lahm

Spezial / 29.10.2012 • 23:02 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Der Hurrikan „Sandy“ hat die US-Ostküste erreicht: Zahlreiche Straßen wurden bereits von den Vorläufern des Hurrikans überschwemmt, sogar Kräne mussten sich der Kraft des Hurrikans beugen. Fotos: Reuters
Der Hurrikan „Sandy“ hat die US-Ostküste erreicht: Zahlreiche Straßen wurden bereits von den Vorläufern des Hurrikans überschwemmt, sogar Kräne mussten sich der Kraft des Hurrikans beugen. Fotos: Reuters

Millionen an US-Ostküste betroffen: Flüge fallen aus, Bahnen stehen still, kein Handel an der Wall Street.

New York. Der Wirbelsturm „Sandy“ hat die Millionenmetropole New York ausgebremst. Am Montag stand das öffentliche Leben in der Stadt fast still. Schulen, Behörden und öffentliche Einrichtungen blieben geschlossen, und am Montagnachmittag (Ortszeit) wurden schon erste Sturmschäden gemeldet. Unter anderem stürzte auf der New Yorker West Side bereits ein Baukran um. Da war „Sandy“ allerdings noch Stunden von der Küste entfernt.

Verkehr ausgebremst

Die Wall Street blieb erstmals seit 27 Jahren wieder wegen Sturms geschlossen. Tausende Flüge wurden abgesagt, Busse fuhren nicht und die U-Bahn wurde ebenso wie viele Straßentunnel aus Angst vor Überflutung gesperrt. „Es ist gefährlich da draußen“, hatte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg den Menschen gesagt. „Vielleicht ist das ein guter Tag, einfach zu Hause zu bleiben und vor dem Fernseher ein Sandwich zu essen.“

Nach Einschätzung des Hurrikanzentrums in Florida sollte das Auge des Sturms im Laufe des Abends (Ortszeit) gute 100 Kilometer südlich von New York die Küste erreichen. Der Sturm bewegte sich zuletzt mit etwa 30 Kilometern in der Stunde auf die US-Küste zu. Die Winde in seinem Wirbel erreichten aber 150 Kilometer in der Stunde.

„Werden das überstehen“

Präsident Obama kehrte von einer Wahlkampftour in Florida nach Washington zurück und rief die Bevölkerung eindringlich dazu auf, den Anweisungen der Behörden zu folgen. „Dies wird ein großer und mächtiger Sturm“, warnte er im Weißen Haus. Er machte aber auch Mut: „Wir werden das zusammen überstehen.“

Bei einer dramatischen Rettungsaktion brachten zwei Hubschrauber der US-Küstenwache 14 Besatzungsmitglieder des Filmschiffs „Bounty“ in Sicherheit. Zwei Menschen wurden allerdings auch Stunden nach der Aktion noch vermisst. Der aus dem Hollywood-Klassiker „Die Meuterei auf der Bounty“ von 1962 bekannte Großsegler war etwa 150 Kilometer südöstlich von North Carolina in Seenot geraten und aufgegeben worden. Die Hubschrauberbesatzungen hatten gegen sechs Meter hohe Wellen zu kämpfen, als sie die Menschen aus den Rettungsbooten an Bord holten.

Die Sturmschäden könnten sich nach Ansicht von Fachleuten auf etwa drei Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) belaufen. Wegen des Hurrikans sollten allein in New York fast 400.000 Bewohner ihre Häuser verlassen. Insgesamt könnten rund 60 Millionen Menschen die Auswirkungen „Sandys“ zu spüren bekommen, wie es vom Energieversorger National Grid hieß. Laut CNN waren am Nachmittag schon 300.000 Menschen ohne Strom – obwohl der Sturm noch gar nicht da war.

Wasserflaschen werden knapp

Die Menschen in den betroffenen Bundesstaaten deckten sich mit Vorräten ein. Knapp wurden Wasserflaschen, Lebensmittel in Dosen, Taschenlampen und Batterien. Die Behörden riefen alle Bewohner auf, ab 14 Uhr Ortszeit möglichst nicht mehr die Häuser zu verlassen.

Wetterexperten befürchten, dass der Hurrikan im Nordosten der USA auf einen Wintersturm stoßen könnte. Diese Kombination könnte zum schwersten Unwetter an der Ostküste seit 1991 führen. Damals kamen bei Hurrikan „Bob“ vier Menschen ums Leben, von South Carolina im Süden bis Maine im Norden entstanden hohe Schäden.

Für Inseln vor New York und für die Bewohner von Inseln vor New Jerseys Küste gab es Evakuierungsbefehle. Vielerorts wurden Klassenräume zu Notunterkünften.

Dies wird ein großer und mächtiger Sturm. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir bereit sind.

US-Präsident Barack Obama
edited by Zsolt
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Hurrikan legt öffentliches Leben lahm
Ganze Bäume wurden mitten in der Stadt entwurzelt: Hurrikan „Sandy“ stellte seine Kraft unter Beweis.
Ganze Bäume wurden mitten in der Stadt entwurzelt: Hurrikan „Sandy“ stellte seine Kraft unter Beweis.

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