Hurrikan „Sandy“ hinterließ Chaos und Verwüstung

Spezial / 30.10.2012 • 22:57 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Gestern Abend erreichte „Sandy“ den im Norden der USA gelegenen Eriesee. Zwar war er dort schon abgeschwächt, ließ aber noch immer gewaltige Wellen entstehen. Foto: Reuters
Gestern Abend erreichte „Sandy“ den im Norden der USA gelegenen Eriesee. Zwar war er dort schon abgeschwächt, ließ aber noch immer gewaltige Wellen entstehen. Foto: Reuters

Wirbelsturm „Sandy“ kostete mindestens 30 Menschen an der US-Ostküste das Leben.

New York. Mit voller Wucht hat „Sandy“ als einer der folgenreichsten Wirbelstürme seit Jahrzehnten die US-Ostküste samt New York getroffen und hält Millionen Menschen weiter in Atem. Infolge des Sturms starben laut CNN mindestens 30 Menschen –das Unwetter brachte schwere Schäden über mehrere US-Bundesstaaten und erweist sich als Bewährungsprobe kurz vor der US-Präsidentenwahl in einer Woche.

Das auf Risikoanalysen spezialisierte Unternehmen Eqecat schätzt die Summe der angerichteten Schäden auf 30 bis 50 Milliarden Dollar (bis zu 38,6 Milliarden Euro). „Sandy“ sei einer der „zehn bis 15 zerstörerischsten Stürme“ in der US-Geschichte, sagte der Präsident von Eqecat, Bill Keogh, im US-Fernsehen.

Dem Energieministerium zufolge wurden Stromausfälle bei mehr als 8.114.000 Kunden verzeichnet. Allein in New Jersey hatten wegen „Sandy“ 2,5 Millionen Haushalte keinen Strom. Im Staat New York saßen zwei Millionen Stromkunden im Dunkeln, in Pennsylvania waren es 1,3 Millionen.

Chaotische Zustände­

Tausende Flüge wurden abgesagt, darunter auch Verbindungen nach Österreich. Es dürfte noch Tage dauern, bis wieder Alltag einkehrt. US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Folgen des Sturms als „herzzerreißend“. Er will am Mittwoch nach New Jersey reisen, um sich ein Bild von der Lage im Katastrophengebiet zu machen.

„Sandy“ nimmt nun Kurs auf Kanada. Bevor der Sturm dort eintreffe, könne er zu Überflutungen des Lake Michigan im Mittleren Westen der USA führen, sagte der Direktor des Nationalen Hurrikan-Zentrums, Rick Knabb. Was als Tropensturm begann, ist auf seinem Weg nach Norden zu einer Art „kaltem Hurrikan“ geworden. „Sandy“ bleibt gefährlich. Der Sturm bringt Unmengen an Niederschlag und in den Bergen Schnee.

Zehn Tote in New York

Insgesamt kamen nach Zählung des Fernsehsenders CNN in den Vereinigten Staaten mindestens 30 Menschen um. Allein in der Millionenmetropole New York starben nach Angaben von Bürgermeister Michael Bloomberg zehn Menschen. Sie wurden von umstürzenden Bäumen oder umherfliegenden Ästen getroffen oder kamen mit herunterhängenden Stromkabeln in Berührung. Bloomberg sprach von dem vielleicht schlimmsten Sturm, „den wir je hatten“. Dutzende Häuser brannten ab. Die New Yorker Verkehrsbetriebe sprachen von der schwersten Zerstörung in der 108-jährigen Geschichte der U-Bahn.

Die Ausläufer des Sturms mit einer 1000 Kilometer breiten Front richteten einen Milliardenschaden an. An der Südspitze Manhattans stieg das Wasser etwa 4,30 Meter über Normal – gut einen Meter mehr als der bisherige Rekord von 1960. Der ansonsten hell erleuchtete Finanzdis­trikt war gespenstisch dunkel, weil der Strom ausgefallen oder vorsichtshalber abgeschaltet worden war.

In Sturzbächen lief Wasser in die Tunnel, die die Insel mit Brooklyn verbinden. In vielen U-Bahn- und Straßentunneln stand das Wasser in der Nacht mehr als einen Meter hoch. Wahrscheinlich dauert es mehrere Tage, bis die Bahn wieder fährt.

Explosion in Umspannwerk

An Hunderten Stellen wurden Stromleitungen beschädigt. Eine Explosion in einem Umspannwerk in der New Yorker Lower East Side verschärfte die Lage. Wegen der Überschwemmungen haben viele Menschen in New York kein Wasser. Rund 60 Menschen strandeten nach Durchzug des Wirbelsturms auf einer kleinen Insel vor New York. Sie hatten sich nicht an den Evakuierungsbefehl gehalten.

Präsident Barack Obama erklärte Teile der Bundesstaaten New York und New Jersey zu Katastrophengebieten. Mit dieser Maßnahme gibt die US-Regierung zusätzliche Hilfsgelder frei.

Nur langsame Abschwächung

„Sandy“ war am Montagabend bei Atlantic City auf die Küste getroffen. Die Kasinostadt wurde überschwemmt. Der Sturm zog über Pennsylvania nach Norden weiter und schwächte sich nur langsam ab.

Seit Samstag sind in den USA durch „Sandy“ mehr als 16.000 Flüge ausgefallen, wie das Flugportal Flightstats berichtete.

Ich habe das Haus heute noch nicht verlassen. Aber ich sehe, dass die Geschäfte geschlossen sind.

Ilona Drozdzik
Hurrikan „Sandy“ hinterließ eine Spur der Verwüstung. Die Menschen sind verzweifelt. Foto: Reuters
Hurrikan „Sandy“ hinterließ eine Spur der Verwüstung. Die Menschen sind verzweifelt. Foto: Reuters
Auch in die New Yorker U-Bahn drang Wasser ein, wie diese Überwachungskamera dokumentierte.
Auch in die New Yorker U-Bahn drang Wasser ein, wie diese Überwachungskamera dokumentierte.
Wandte sich als Krisenmanager ans Volk: Präsident Barack Obama im Hauptquartier des Roten Kreuzes in Washington. Foto: AP
Wandte sich als Krisenmanager ans Volk: Präsident Barack Obama im Hauptquartier des Roten Kreuzes in Washington. Foto: AP
Die Baustelle am Ground Zero wurde in der Nacht geflutet. Die Aufräumarbeiten werden mehrere Wochen dauern. Foto: Reuters
Die Baustelle am Ground Zero wurde in der Nacht geflutet. Die Aufräumarbeiten werden mehrere Wochen dauern. Foto: Reuters
New York, gestern, am Tag nach der Sturmnacht: Autos waren weggespült worden. Foto: Reuters
New York, gestern, am Tag nach der Sturmnacht: Autos waren weggespült worden. Foto: Reuters
Atomkraftwerk Oyster Creek: Seit 1969 am Netz. Foto: EPA
Atomkraftwerk Oyster Creek: Seit 1969 am Netz. Foto: EPA
Die Fashion-Designerin Ilona Drozdzik aus Dornbirn in ihrem Studio in Manhattan. Foto: VN/Enzelsberger
Die Fashion-Designerin Ilona Drozdzik aus Dornbirn in ihrem Studio in Manhattan. Foto: VN/Enzelsberger
Hurrikan „Sandy“ hinterließ Chaos und Verwüstung

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